Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
buttern, wenn ihr wieder Milch habt.
    Hast du ein Butterfass?«
    »Ein Butterfass? Ich habe keine Ahnung. Ich habe noch nie eins zu Gesicht bekommen. Bei uns gab es Butter vom Bauern.« Und ganz bestimmt hatte sie nicht die Absicht, auch noch selbst zu buttern, geschweige denn Bier zu brauen. Irgendwo musste sie schließlich die Grenze ziehen.
    »Du brauchst auch keins. Unsere Milch ist sehr fett, man kann sie wunderbar mit der Gabel schlagen. Die Butter setzt sich 411
    schnell ab.« Mila nippte an ihrem Kaffee. »Und nun zum letzten Klatsch und Tratsch aus der Provinz«, schmunzelte sie.
    »Oh, wunderbar!«, Catherine klatschte in die Hände. »Komme ich mir doch manchmal vor, als existiere ich auf dem Mond, so weit weg bin ich vom Leben.« Begierig sog sie alle Neuigkeiten auf, die Mila Arnim weitergab.

    Als der Teig backfertig war, trug Mila die Backform ins Kochhaus, hockte sich mit zwischen die Knie geklemmten Röcken vor das flackernde Feuer und belegte den Boden des gusseisernen Topfes mit kleinen Feldsteinen, setzte die Backform darauf und schloss den Topf mit dem leicht nach innen gewölbten Deckel. In die Vertiefung häufte sie mit einem Blechlöffel glühende Kohlen. »Nun dürfen beide Feuer nicht ausgehen.«
    Nach einer Stunde hob Mzilikazi auf Milas Geheiß den Deckel mit einem Stock an, eine Dampfwolke entwich, und Mila reichte Catherine einen dünnen Zweig. »Stich hinein, und wenn der Teig hängen bleibt, braucht es noch eine Weile, bleibt er sauber, ist das Brot gar. Eine Stricknadel wäre im Übrigen dazu besser geeignet.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen, ihr Gesicht mit einer Hand vor Rauch und der strahlenden Hitze schützend, beugte Catherine sich vor, stach zu und streifte dabei mit dem Unterarm den gusseisernen Außentopf. Es zischte leise.
    »Hölle und Verdammnis«, entwischte es ihr, und der Zweig flog ins Feuer. Sie hielt sich ihren Arm, auf dem bereits eine wässrige Brandblase wuchs.
    Mila untersuchte sie besorgt. »Hast du Essig? Der kühlt, sonst nehmen wir Wein oder Brandy. Ich brauche ein sauberes Leinenläppchen, vielleicht ein Taschentuch.«
    Catherines Taschentücher schwammen irgendwo im Meer, so behalf sich Mila mit einem dünnen Handtuch, das sie großzügig mit Justus Kappenhofers Wein anfeuchtete. »Du musst den Verband nass halten und darauf achten, dass die Blase nicht aufplatzt und wund wird. Sonst gibt es die schrecklichsten schwärenden Entzündungen, die für lange Zeit nicht heilen und im schlimmsten Fall dein Blut vergiften können. Natalgeschwüre, 412
    wie wir sie nennen, sind gefürchtet. Wenn die Blase aufbricht, bestreue sie flugs mit Mehl, dass sie austrocknet.«
    Das Brot war unten hart, oben verbrannt und innen schwer und feucht.
    »Es fehlt Sauerteig und Hefe«, sagte Mila und setzte noch rasch aus Mehl, Bier und Zucker einen Sauerteig an, erklärte Catherine, wie man ihn verbrauchte und für den nächsten Backtag neuen ansetzte, und stülpte sich dann ihren Sonnenhut auf den Kopf. »Ich muss los, meine Liebe, so schaffe ich es gerade noch vor der Dunkelheit nach Hause. Pieter wird dir die Sachen herüberbringen, sobald er aus Durban zurück ist. Grüß Johann von mir.« Sie zurrte den Sattelgurt fest. Dann schien ihr etwas einzufallen.
    »Bitte frag ihn, ob er auch Gerüchte über Unruhen unter den Eingeborenen gehört hat. Ich denke, die Elfenbeindiebstähle stecken dahinter. Wir machen uns alle ziemliche Sorgen.« Sie nahm die Jüngere mit großer Herzlichkeit in die Arme.
    Ihr Griff war fest und ihre Haut weich, und für einen herrlichen Moment ließ sich Catherine an ihre Brust sinken und schloss die Augen. Seit Grandperes Tod hatte sie niemand so umarmt. Papas Berührungen waren meist flüchtig gewesen, nicht wirklich lieblos, eher gedankenlos, und Johanns Umarmungen waren immer leidenschaftlich fordernd. Es war gut, sich für ein paar Sekunden ausruhen zu können, und sie musste dabei an ihre Mutter denken.

    *
Als Johann an diesem Abend vom Feld kam, erschrak er beim Anblick ihres Armes. Die Blase war aufgeplatzt, und das rohe Fleisch wurde von einer bösen, roten Entzündung umringt, die hart war und bei jeder Berührung schmerzte. »Ich könnte dir aus Eiweiß und Mehl eine Paste machen«, murmelte er. »Die bleibt auf deinem Arm, bis sie abfällt. Darunter wird die Haut dann so gut wie neu. Das hab ich von meiner Mutter gelernt.«
    »Aber wir haben kein Ei mehr«, unterbrach sie ihn. »Die Nester sind leer. Mzilikazi meint, eine Schlange hat sie

Weitere Kostenlose Bücher