1 - Schatten im Wasser
zu machen. Zwei Jahre liegen hinter uns, und sie waren furchtbar hart, aber in diesem Jahr werden wir schon die erste Ernte einfahren. In Schweden hausten wir in einer Holzhütte, unser Boden war steinig und mager und das Klima harsch. Ich habe mich als Hausmädchen verdingen müssen, bei einem französischen Diplomaten, was zumindest den Vorteil hatte, dass ich ein wenig Französisch lernte. Eines Tages hörte ich einen Besucher des Hauses von Natal schwärmen, von dem Klima, in dem das ganze Jahr über geerntet werden konnte, der fetten Erde, der zauberhaften Landschaft.« Sorgfältig legte sie dabei die Stoffbahnen aufeinander und schnitt anschließend die Unregelmäßigkeiten weg. »Wir verkauften alles und liehen uns Geld von unseren Familien. Weißt du«, hier leuchteten ihre klaren, blauen Augen, »ich erwarte ein Kind. Eines Tages wird es diese Farm erben, und seine Kinder nach ihm. Aus einem kleinen Samen wird ein großer starker Baum werden, der seine Wurzeln tief in der Erde verankert, und dafür ist mir keine Arbeit zu hart.« Sie lächelte und beugte ihren blonden Kopf wieder über ihr Nähzeug, mit feinen, regelmäßigen Stichen fertigte sie ein winziges Hemdchen aus dem aufgetrennten Kleiderstoff.
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Catherine fühlte sich beschämt, obwohl das sicher nicht Cil- las Absicht gewesen war. »Wann kommt dein Baby?«, fragte sie.
»Im Winter, Gott sei Dank. Die letzten Monate der Schwangerschaft in unserem Hochsommer wären sehr beschwerlich. Ich freue mich so sehr, dass mir manchmal ganz schwindelig wird.« Sie lachte. »Auch Lil y Sinclair glaubt, schon guter Hoffnung zu sein. Die Hälfte unserer Damen trägt verräterisch weite Kleider. Du musst dich beeilen, um Schritt halten zu können«, rief sie fröhlich, und ihr Blick ruhte viel sagend auf Catherines gertenschlanker Gestalt.
Catherine tat, als hätte sie nicht zugehört.
Bald flatterten die sonnig gelben Gardinen fröhlich vor den Fensterlöchern, und Johann bemerkte dankbar, dass die Fieberröte aus Catherines Gesicht wich und ihr verschleierter Blick wieder klar wurde. Das Klopfen in der Wunde hörte auf, und der rote Strich, der schon drei Zoll am El bogen vorbeigelaufen war, verschwand.
»Es ist ein Wunder, findet ihr nicht auch?«, rief Catherine, und es dauerte nicht lange, da konnte sie wieder aufstehen und unter Cil as taktvoller Anleitung nach und nach den Haushalt übernehmen. Am Ende der zweiten Woche packte die Schwedin ihre Sachen und ersuchte Johann um die Begleitung eines vertrauenswürdigen Zulus. »Es ist Pflanzzeit, Per hat zu viel zu tun, und mir wird nichts passieren.«
Johann bat Sicelo, sie sicher nach Hause zu begleiten. Am nächsten Morgen nahm sie Abschied von den Steinachs. Catherine sah hoch zu ihr.
Wie eine Amazone saß Cil a auf ihrem großrahmigen Pferd, das blonde Haar unter dem Schlapphut war zum Zopf geflochten und in einen tiefen Nackenknoten geschlungen, ihr klares Profil zeichnete sich scharf gegen den blauen Himmel ab.
»Ich werde dich so sehr vermissen«, sagte Catherine und winkte ihr so lange nach, bis sich der von den Pferdehufen aufgewirbelte Staub als feiner Puder über die Bäume gelegt hatte und ihr die Augen tränten.
*
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Eines wunderschönen Tages, er war so klar und herrlich, wie nur ein Sommertag in Zululand sein kann, mit azurblauem Himmel und glühenden Farben, erschienen Jikijiki und Mzili- kazi gemeinsam, und Johanns Herz tat bei ihrem Anblick einen Sprung. Jikijikis Kopf war bis auf ein dichtes Haarbüschel rasiert, das zu einem hohen Kegel zusammengezwirbelt und mit rotem Lehm verschmiert sich oben zu einem Schirmchen verbreiterte.
Dazu hatte sie ein mit Holzperlen besticktes Band um ihre Stirn gewunden.
Mzilikazi grinste wie ein zufriedener, satter Kater und ließ lange Perlenschnüre an seinem Hals klimpern, die ihm Jikijiki als ihre Zusage geschickt hatte. So taten sie kund, dass sie verlobt waren.
»Meine Fürsprecher haben Jikijikis Vater um einen Funken Glut aus seinem Feuer gebeten, er zeigte seine Zustimmung, und damit waren die Verhandlungen um den Preis eröffnet«, sagte Mzilikazi stolzgeschwellt.
Diese Verhandlungen waren eine langwierige und sehr formelle Angelegenheit, wie Johann bekannt war, und bevor sie eröffnet werden konnten, musste der zukünftige Bräutigam dem Mädchen und seiner Familie bereits Geschenke zu Füßen legen. Heiraten war eine teure Angelegenheit bei den Zulus. »Wann wird Jikijiki in dein Umuzi ziehen?«, fragte er, nachdem er beiden
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