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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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auf Inqaba. Entnervt sah sie die Männer an. Wollten sie etwa zum Essen bleiben? Das konnte ihr Johann doch nicht antun! Die Antwort bekam sie umgehend.
    »Wir haben einen Löwenhunger, Liebes. Was gibt es zu essen?«, fragte ihr Mann fröhlich.
    Sie biss die Zähne zusammen, erklärte, warum nichts vorbereitet war, und gab sich die größte Mühe, ihren Zorn darüber zu verbergen, dass er einfach so vier Männer mitbrachte und von ihr erwartete, dass das Essen bereits auf dem Tisch stand. Später, wenn sie allein waren, würde sie mit ihm darüber reden. »Wir haben nicht genug da, Mzilikazi muss ein paar Hühner holen, sonst reicht es nicht.«
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    »Schlachte fünf Hühner, und bringe sie in die Küche. Ich versorge die Pferde«, wies Johann den Zulu an, der sich erstaunlicherweise im Trab entfernte.
    »Ich habe Ihnen etwas mitgebracht«, sagte Onetoe-Jack und hielt ihr ein strampelndes Fellbündel hin, das sich als ein junger Hund von etwa vier Monaten herausstellte. »Sie sind sehr viel allein, und dieser Rüde ist der Sohn meines schärfsten Hundes. Er wird einmal ein hervorragender Schutzhund werden.« Er zeigte auf seine hechelnde Hundemeute, die unter dem Kaffirbaum lagerte. Die Tiere verfolgten jede ihrer Bewegungen, gaben aber keinen Laut von sich.
    »Danke«, stotterte sie und nahm den kleinen Rüden, der ihr prompt quer übers Gesicht leckte, sich aus ihren Armen wand und mit fliegenden Ohren Nofretete ins Haus verfolgte. Sie benutzte diesen Moment, im Schlafzimmer in ein anderes Kleid zu wechseln, und fühlte sich nun etwas angemessener gekleidet.
    »Wenn ich euch satt kriegen soll, musst du Bohnen und Kürbis aus dem Garten holen«, sagte sie zu Johann. »Und nimm dein Gewehr mit, wer weiß, welche blutrünstigen Kreaturen sich da noch herumtreiben. Leopold, der Leopard vielleicht, oder Leon, der Löwe«, spottete sie. Um keinen Preis der Welt wäre sie in der Dunkelheit dorthin gegangen, auch nicht in Begleitung.
    Johann lachte und trollte sich, und sie machte sich daran, mit ihrem schärfsten Messer die Rinderkeule zu trimmen.
    »Keine Hühner«, verkündete da Mzilikazi hinter ihr fröhlich und knackte eine Laus in seinem Kraushaar.
    Unwirsch fuhr sie herum. Ihre Geduld war kurz davor, zu zerreißen.
    »Was heißt das, keine Hühner? Wir haben mindestens vier schlachtreife.«
    »Schlange hat sie gefressen. Mama Nyoka.« Jetzt grinste der vermaledeite Zulu schadenfroh. »Sehr große Schlange.« Er zeigte mit ausgestreckten Armen Länge und Dicke dieser Schlange.
    Catherine sah ihn entsetzt an. Mama Nyoka. Eine Python. Meinte er etwa, dass eine Python im Hühnerstall war? Sie warf das Messer auf den Tisch. »Zeig sie mir«, befahl sie, ergriff eine 438
    Kerze und rauschte hinaus, wobei sie völlig ihre Angst vor wilden Tieren vergaß. Es war eine Python, eine sehr große, und fünf deutliche, hühnergroße Beulen in ihrem walzenförmig aufgeblähten Leib zeigten ihr, wo ihr Abendessen abgeblieben war. »Hölle und Verdammnis«, fauchte sie.
    Sie brauchte das Federvieh. Im Haus warteten fünf ausgehungerte Männer, die jeder, wie sie wusste, ohne weiteres ein Huhn allein als Vorspeise vertilgen würden. »Schlag dem Vieh den Kopf ab, schlitz ihm den Bauch auf, hol die Hühner raus und rupfe sie«, befahl sie und überlegte gleichzeitig, ob sie Dan um das Rezept für Python à la Congeraal bitten sollte.
    Mzilikazi protestierte. »Zulus töten keine Schlangen«, erklärte er überheblich und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. »Mama Nyoka, die Mutter aller Schlangen, hat das Wissen unserer Ahnen, und solange sie sich wie ein lebender Fluss durch das Grün des Büschs windet, werden die Flüsse Wasser führen, doch wenn sie stirbt, wird Afrika austrocknen. Mama Nyoka herrscht über die Seelen der Sangomas, und wer sie tötet, ruft Unglück herbei.« Seine Haltung zeigte ihr deutlich, dass er keinen Finger rühren würde.
    »Welch ein Humbug«, rief sie, hörte aber tief in ihrem Inneren das Echo von Césars Geschichten, in denen jedes Tier eine Aufgabe im Schattenreich der Ahnen erfüllte. Ungeduldig unterdrückte sie das Unbehagen, das dabei in ihr aufstieg. Dieses war ein Notfall, Johann und seine Freunde warteten auf ihr Abendessen. Sie machte auf dem Absatz kehrt. »Dan«, rief sie. »Ich brauche Hilfe.«
    Der Schlangenfänger lauschte ihrem Problem, ergriff das Hackschwert aus ihrer Küche, marschierte zum Hühnerstall, hackte mit einem mächtigen Streich durch die zähe Haut der

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