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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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hinein und sprang auf ihr Bett. »Nichts da! Hunde gehören nicht ins Bett«, rief Catherine und befördete das schwanzwedelnde Tierchen wieder vor die Tür. »Ich werde ihn Brutus nennen, das passt doch zu Nofretete«, sagte sie, als sie sich ihr Kleid über den Kopf zog.
    »Zu meinem zehnten Geburtstag bekam ich einen Hund«, bemerkte Johann träumerisch, »einen hässlichen, kleinen Kerl mit einem großen Herzen. Ich habe ihn abgöttisch geliebt. Er hieß Bepperl.«
    Sein Lächeln ging ihr derart ans Herz, dass sie dem eigenartigen Namen zustimmte. »Also heißt er Bepperl«, seufzte sie und ließ sich küssen. Erst kurz vorm Einschlafen fiel ihr der Brief von Frau Strassberg ein, und sie erzählte Johann davon. »Stell es dir nur vor. Diese bornierte Frau meint, dass meine Bilder nicht gut genug für naturkundliche Il ustrationen wären!
    Ich bin so wütend, dass ich mir Flügel wünschte, um nach Wien zu fliegen, dann könnte ich sie davon überzeugen, dass meine Bilder die Seele der Dinge zeigen, nicht nur ein langweiliges Abbild darstellen. Jetzt fange ich noch einmal von vorn an und werde mein Skizzenbuch mit den schönsten Naturstudien füllen, und ich werde es schaffen, das verspreche ich dir.«
    Er hörte die zurückgehaltenen Tränen und hätte Frau Strassberg mit Wonne den Hals umgedreht dafür, dass sie seiner Catherine so ein Leid zugefügt hatte, doch insgeheim war er froh. Denn wann hätte sie wohl neben der Arbeit in Haus und Garten Zeit dafür gefunden? Die war schließlich wichtiger. Doch er schwieg wohlweislich, und weil er wusste, wie viel Spaß ihr das Zeichnen und Malen bereitete, tröstete er sie, so gut er vermochte.
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KAPITEL 14
    Die Hadidahs segelten auf sanften Schwingen im Morgengrauen herbei, setzten sich auf das Verandageländer vor dem Schlafzimmer und stießen ihre markerschütternden Weckrufe aus, bis alle Schläfer wach waren und Onetoe-Jacks Hunde kläffend um die Ecke jagten. Zufrieden mit ihren langen Schnäbeln klappernd, flogen sie dann davon. Johann sprang aus dem Bett und brüllte nach Mzilikazi, dass er Feuer fürs Frühstück machen solle.
    Catherines erster Blick fiel auf den Brief von Frau Strassberg, und ihr Groll kehrte zurück. Wie sie darauf brannte, es ihr zu zeigen, dieser verknöcherten Kunstbanausin. Sie öffnete die Bücherkiste und suchte das Skizzenbuch und die Malstifte. Sicher würde sie auf ihrem Ausflug in den Busch Zeit finden, einige Entwürfe zu machen. Stück für Stück räumte sie die Bücher heraus. Tief griff sie in die Kiste, um an ihre Malsachen zu gelangen. Plötzlich schwärmten unzählige Ameisen ihren Arm hoch, sie spürte Kribbeln, stechende Bisse und ein scharfes Brennen. Mit einem Aufschrei, der Johann im Schnellschritt an ihre Seite brachte, zog sie ihre Hand zurück. Fassungslos starrte sie in die Kiste. Al e Papiere, auch ihre Zeichnungen, hatten die gefräßigen Insekten zu Schnipseln verarbeitet oder ganz gefressen, und als sie ihre Bücher untersuchte, rieselten Papierfetzen heraus. Hunderte von Buchseiten waren, mit Verdauungssaft vermengt, zu Nistmaterial geworden.
    »Termiten«, knurrte Johann, als er die Bescherung sah. »Verdammt, sie haben sich durch den Boden in die Kiste gefressen.«
    Ihre Stifte waren noch brauchbar, auch die Aquarellfarben waren intakt, aber alles andere war größtenteils zerstört. Wie betäubt griff sie hinein, nahm eine Hand voll des Papierkonfettis und ließ es durch die Finger rieseln. »Worauf soll ich zeichnen, ich habe nicht einmal Papier für Skizzen«, flüsterte sie er-445
    stickt und hob ihr tränenüberströmtes Gesicht zu seinem. »Ich hasse Afrika.«
    Johann drehte dieses leise, verzweifelte Schluchzen, das schlimmer war als jedes laute Geschrei, das Herz um. Er zog sie an sich. »Die Maisernte verspricht gegen alle Vorhersage doch sehr gut zu werden, und die Kidneybohnen stehen auch nicht schlecht. Es wird etwas übrig bleiben, und bei nächster Gelegenheit werde ich in Durban Papier auftreiben. Ich verspreche es dir.« Ihr Gesicht lag an seiner Brust, seine großen, warmen Hände streichelten ihr Haar, ihren Rücken, und langsam versiegten ihre Tränen.
    Sie putzte sich die Nase und nickte. »Danke«, sagte sie, stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund.
    »Wir müssen uns sputen, mein Herz, sonst wird der Tag zu kurz«, flüsterte er nach einer Weile. Draußen rumorten geräuschvoll ihre Hausgäste, und die Sonne überstrahlte schon den Horizont.
    Nach einem

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