1 - Schatten im Wasser
herzhaften Mahl aus Hühnersuppe, kaltem Rindfleisch, Brot, Kürbismus und Rührei mit braun gebratenem Speck beluden die Männer die Pferde. Catherine gab unterdessen Mzili- kazi genaueste Anweisungen, wie und wann er Bepperl zu futtern hatte, und drohte ihm die entsetzlichsten Strafen an, sollte dem Tierchen etwas passieren. Johann vernagelte die Fenster, dann brachen sie auf. Catherines Sonnenhut saß keck über einem Auge, und die Straußenfeder wippte unternehmungslustig; sie machte ganz den Eindruck, den Kummer über die Zerstörung, die die Termiten angerichtet hatten, überwunden zu haben.
Es war schwül und feucht, die Hitze unter einer weißgrauen Wolkendecke gefangen, und sie ritten hintereinander auf ausgetrampelten Wildpfaden. Vorhänge von blau und weiß blühenden Schlingpflanzen wehten über den Weg, Schmetterlingsschönheiten flatterten von Blüte zu Blüte, und mehr als einmal blitzte das grünblau schil ernde Gefieder der Turakos auf. Sicelo, der sich strikt weigerte, ein Pferd zu besteigen, lief in lockerem Trab neben Johann her. Onetoe-Jacks Hunde trotteten dicht neben ihrem Herrn. Tim Robertson, der aufgeregt war wie ein kleiner 446
Junge vor Weihnachten, trug sein Notizheft stets griffbereit in der Satteltasche.
Sie ritten schweigend, in der entspannten Art von Männern, die ihr halbes Leben im Sattel verbrachten. Catherine jedoch litt. Die ersten Stunden saß sie züchtig im Damensitz, wurde jedoch schnell schmerzhaft daran erinnert, dass sich an den unangenehmen Stellen auf ihrem Hinterteil bisher noch keine Hornhaut gebildet hatte. Nach einer kurzen Rast, bei der alle Männer im Busch verschwanden, bald sichtlich erleichtert zu-rückkehrten und sich diskret wegdrehten, als sie ebenfalls das Bedürfnis verspürte, schwang sie sich darauf im Herrensitz in den Sattel, wobei ihre schlanken Beine aufblitzten. Sittsam strich sie ihren Rock herunter und bemerkte höchst amüsiert, dass Onetoe-Jack tatsächlich schockiert dreinschaute. Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. Welch ein Pharisäer war Lord Percy Andover doch! Er lebte mit acht Zulufrauen zusammen und zeigte sich sittlich empört bei dem Anblick von ein paar unbekleideten weißen Damenwaden. Sie trieb ihr Pferd neben das von Tim Robertson und fragte ihn, woher er sein Papier bezog.
»Aus Kapstadt, und es ist verdammt teuer und schwer zu bekommen.
Außerdem ist es von schlechter Qualität. Warum fragen Sie?«
Ihre Unterhaltung fand ein abruptes Ende, als Caligula scheute, weil unmittelbar vor ihnen eine Gruppe Gnus aus dem Unterholz brach und mit wenigen Sätzen den Wildpfad überquerte und im Unterholz verschwand.
Affen kreischten, Schmetterlinge flogen hoch, Vögel stießen Warnrufe aus.
Sie hatte größte Mühe, ihr Pferd wieder unter Kontrolle zu bringen, und fiel so weit zurück, dass alle auf sie warten mussten.
Am späten Nachmittag hörten sie Krachen und Splittern von berstendem Holz und das Rauschen eines fallenden Baumes. Sicelo hob die Hand und stoppte die Kolonne. »Indlovu.« Er lauschte einen Moment, hielt dann beide Hände hoch und knickte nur die beiden Daumen weg.
»Elefanten«, flüsterte Johann seiner Frau zu. »Zehn Stück, zwei davon Junge«, las er von Sicelos Gesten ab. Hinter ihm hör-447
te er das metallische Klicken, als Rupert und Onetoe-Jack die Hähne ihrer Büchsen spannten. Er hob die Hand. »Jungs, wir kommen in Teufels Küche. Wir haben keine Genehmigung von König Mpande. Der ist zwar fett und gemütlich, aber das kann schnell umschlagen. Dann, kann ich euch aus eigener Erfahrung versichern, ist er fürchterlich in seinem Zorn.«
Seine beiden Freunde senkten die Gewehre, als die grauen Riesen auf leisen Sohlen aus dem Grün traten. Die Leitkuh sah ruhig zu ihnen herüber, sicherte, spielte dabei lebhaft mit den Ohren. Dann schnaubte sie zärtlich, und plötzlich standen zwei winzige Jungtiere zwischen ihren Beinen.
Nacheinander wanderte der Rest der Herde aus dem Gebüsch. Niemand der Reiter rührte sich, selbst die Pferde standen wie Statuen. Onetoe-Jack stieß einen kurzen Schnalzer aus, und seine Hunde legten sich in den Sand, ließen jedoch die graubraunen Kolosse nicht aus den Augen.
Nur das Rumpeln der Bäuche der großen Dickhäuter und laute Kaugeräusche waren zu hören. Die Kleinen lieferten sich mit hoch erhobenem Rüssel und hellem Quetschen Scheingefechte, jagten Schmetterlinge und bewarfen sich wie ungezogene Jungen mit Grasbüscheln. Die Herde wurde von einem mächtigen
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