1 - Schatten im Wasser
alten Bullen mit ausladenden, elegant geschwungenen Stoßzähnen begleitet.
»Welch ein Prachtstück. Er hat Glück, dass wir nicht auf Jagd sind«, murmelte Johann und streichelte seine neue Elefantenbüchse. Seine Stimme war nur ein Hauch, aber die alte Anführerin hatte ihn gehört. Die Elefantenkuh schwenkte herum und stellte die Ohren hoch. Auf der Stelle tretend, wiegte sie sich hin und her, schwang ihren Rüssel wie einen Pendel. Unvermittelt gab sie einen kurzen, scharfen Trompetenstoß von sich, der den Menschen durch Mark und Bein fuhr, und die riesigen Tiere traten den Rückzug an, bis zur letzten Sekunde von den alten Kühen abgesichert. Das Graubraun ihrer Lederhaut verschmolz mit dem sonnenflirrenden Grünbraun des Büschs, und eine Weile hörte man noch das Krachen des Unterholzes und die Warnrufe der Elefantenkühe, dann herrschte wieder summende Stil e.
448
»Wunderbar«, murmelte Tim Robertson und schrieb mit leuchtendem Blick eifrig in sein kleines Notizbuch. »So urweltlich.«
Langsam setzten sich die Reiter wieder in Bewegung, Onetoe- Jack rief seine Hunde mit demselben merkwürdigen Schnalzer, und Sicelo winkte Onetoe-Jacks Schwarze vorwärts. Ihre blauschwarz schimmernde Haut verriet, dass sie vom Stamm der Shangane waren, den Shaka Zulu einst über die Grenze ins südliche Mocambique gejagt hatte.
»Bewegt euch, ihr Katzenfresser«, zischte er verächtlich. Sie folgten seinen Anweisungen widerspruchslos, obwohl er sie wie Sklaven behandelte. Als Zulu fühlte er sich ihnen gesellschaftlich weit überlegen und ließ sie es bei jeder Gelegenheit spüren. Catherine musste lächeln.
Während ihrer Mittagsrast bestand Johann darauf, dass sie schießen übte. Er legte einen Stein auf einen alten Baumstamm. »Wir bleiben hier, bis du den treffen kannst.«
Durch die Ratschläge aller anwesenden Männer angespornt, gelang ihr schon in kurzer Zeit eine erstaunliche Treffsicherheit, und es war keine halbe Stunde vergangen, als ein helles »Ping« und fliegende Steinsplitter davon zeugten. Sie lud ihre Büchse unter Johanns Anleitung selbst nach.
»Siehst du den dünnen Ast dort? Stell dir vor, er ist eine Schlange«, rief sie übermütig und hob das Gewehr zur Wange. Der Schuss knallte, der Lauf schlug hoch, und der Ast zerbarst. »Nun ist sie mausetot.«
Al e klatschten lautstark Beifall, und Johann gockelte mit stolzgeschwellter Brust herum.
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten sie einen Fluss und suchten sich, genügend weit entfernt von den mückenverseuchten Ufern, einen Schlafplatz. Die Schwarzen machten Feuer, und sie gril ten den Springbock, den Dan de Vil iers nachmittags geschossen hatte. Gesättigt rollten sie sich in ihre Decken zum Schlafen ein. Das Wolkendach war aufgebrochen, und Myriaden von Sternen funkelten über ihnen. Catherine presste sich eng an ihren Mann, ihre Rückseite wurde durch das Feuer geschützt, trotzdem lauschte sie angespannt auf jedes Geräusch.
449
Die Schwarzen hatten sich ebenfalls in ihre Decken gewickelt und begannen, fleißig Läuse zu jagen, die zuhauf darin lebten. Mit deutlichem Knacken zerplatzten die Läuse unter ihren Daumennägeln. Dann pulten sie sich mit angespitzten Holzstücken Dornen aus ihren Fußsohlen und Fleischfetzen aus den Zähnen. Einer rülpste, ein anderer ließ lautstark mehrere Furze fahren.
»Thula«, knurrte Johann. »Ruhe.«
Jemand kicherte. Es knisterte im Busch und raschelte, Hyänen lachten ihr irres Lachen, nicht weit entfernt schnaufte ein großes Tier. Die Jäger der Nacht gingen auf Beutezug. Catherine erstarrte, als sie ganz in der Nähe ein trockenes Husten hörte, war sich nicht sicher, ob es ein Mensch war oder ein Leopard.
Dan de Vil iers musste ihren Schreck gespürt haben. Er gluckste leise.
»Keine Angst, Leoparden fressen keine angezogenen Menschen, nur nackte. Das ist erwiesen.«
Die halbe Nacht grübelte sie darüber nach, wie die Raubkatze das unterscheiden konnte, kam aber zu keinem Ergebnis.
*
Am nächsten Nachmittag zügelte Johann sein Pferd und lenkte es neben das seiner Frau. »Dort drüben ist König Mpandes Umuzi«, sagte er und deutete auf die riesige Anlage, die auf der nächsten Hügelkuppe vor ihnen lag. »Die Reihen von Bienenkorbhütten um den äußeren Rand gehören den Soldaten, die großen Hütten dort oben, die abgeteilt sind, werden vom König bewohnt, und in denen hinten hausen seine Frauen. Es muss etwas im Gange sein. Al e Einwohner haben sich auf dem Parade platz
Weitere Kostenlose Bücher