Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
Knochen. »Was war das?«, flüsterte sie mit trockenem Hals.
    »Löwen. Sie riechen unseren Schweinebraten«, antwortete Johann, warf ein weiteres Holzscheit ins Feuer und schürte es, bis es hell aufflammte.
    »Sie haben einen Bock gerissen und sind erst mal beschäftigt. Bleib dicht beim Feuer, da bist du sicher.«
    Erschrocken rutschte sie näher, bis ihr die Glut der Flammen fast das Kleid versengte. Um Mitternacht wurde Onetoe-Jack unruhig, er versuchte sich aufzusetzen, und es bedurfte der vereinten Kräfte seiner Freunde, ihn zu beruhigen. Im Schein des Feuers, das sie weiter sorgfältig mit Holz fütterten, erneuerte Johann den Breiumschlag und schob ihm noch ein paar Blätter des Krauts in den Mund. Sie verhielten sich leise, flüsterten nur 461
    und horchten angestrengt auf die Geräusche im Busch. Das tiefe Gebrüll eines der Löwen ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren, alle Männer griffen gleichzeitig nach ihren Gewehren, entsicherten sie und bildeten eine Schutzmauer um den Kranken und Catherine. Atemlose Minuten verharrten sie so, lauschten mit jeder Faser ihres angespannten Körpers. Erst als schwere Schritte, Schmatzen, ein lautes Gähnen verrieten, dass sich die großen Raubkatzen zurückzogen, senkten sie die Büchsen. Keiner von ihnen schlief in dieser Nacht.
    Gegen vier Uhr wurden die Sterne blasser, das Blau der Nacht wich dem kühlen Grau des nahenden Morgens, und alle Konturen traten stärker hervor. Vier Hadidahs segelten laut schreiend über sie hinweg, die Fledermäuse, ihre Bäuche angeschwollen von der nächtlichen Insektenmahlzeit, verschwanden in ihren Nisthöhlen.
    »Die Sonne wird gleich aufgehen«, murmelte Dan und streckte sich.
    Seine Stimme war schwer und rau. »Ich möchte wissen, was unsere Kaffern machen. Hoffentlich waren die es nicht, die die Löwen heute Nacht verspeist haben. Ich werde mal einen starken Kaffee brauen. Wie geht's unserem Patienten?«
    Catherine, die eingenickt war, schreckte auf. Schuldbewusst streckte sie die Hand aus und befühlte Onetoe-Jacks Stirn. Sie war kühl und trocken, beide Augen waren offen, die Pupil en normal groß. Er schielte kaum noch.
    »Guten Morgen«, flüsterte er heiser. »Welch entzückende Kran-kenschwester ...«
    Johann stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Sieh dich vor, du Halunke, das ist meine Frau. Jeder, der ihr zu nahe kommt, spielt mit seinem Leben. Der Trick, sich von einer Schlange beißen zu lassen, um sich an sie heranzumachen, ist uralt. Und nun lass deine Hand ansehen.«
    Er entfernte mit großer Vorsicht den grünen, mittlerweile angetrockneten Blätterbrei und pfiff durch die Zähne. Die Hand, die so bedrohlich dick gewesen war, war deutlich abgeschwollen. Ein gutes Zeichen. Der Finger glänzte weiterhin schwarzblau, und die Blase war aufgeplatzt. Wässriges Blut sickerte heraus. »Kannst du dich aufsetzen?«
    462
    Der Engländer nickte. Catherine wollte ihn stützen, aber er konnte al ein sitzen, schwankte nicht einmal, gab aber ihre Hand nicht frei. »Gehen Sie nicht weg, Gnädigste, sonst bekomme ich sicherlich einen Rückfall.« Seine Stimme war noch schwach. »Mir ist noch ganz komisch im Kopf. Welches Zeug hat mir dein Kaffer gegeben?«
    »Ein paar Körnchen Haschisch und Leonotis, das ähnlich wie Marihuana wirkt«, antwortete Johann. »Dein Körper braucht Schlaf und Ruhe, um sich gegen das Gift wehren zu können. Äußerlich angewendet, ist es das Beste gegen Schlangenbiss. Du kannst von Glück sagen, dass Sicelo bei uns war. Im Übrigen solltest du ihn nicht als Kaffer bezeichnen. Die Zulus fassen das als Erniedrigung auf.«
    »Mein Lieber, du wil st doch nicht ernsthaft behaupten, dass die Kaffern uns ebenbürtig sind?«, näselte Lord Andover.
    »Mein Lieber«, knurrte sein Freund Johann, »ohne diesen speziellen Kaffer würdest du jetzt vermutlich schon in der Hölle schmoren, wo du hingehörst.«
    Onetoe-Jack kicherte schwach.
    Catherine dachte an seine acht Zulufrauen und löste ihre Hand aus seiner. »Im eigentlichen Sinne ist es wirklich keine Beleidigung«, sagte sie dann. »Es beruht auf dem arabischen Wort Kafir, das einen Ungläubigen bezeichnet, und das sind sie doch.« César hatte ihr das erklärt.
    »Von unserem christlichen Standpunkt aus betrachtet, ja«, antwortete Johann, »aber sie sind Zulus und haben ihren eigenen Glauben, nur wenige sind Christen. Wir sollten das respektieren.«

    »Ach, er soll sich nicht so anstellen«, brummte Dan.
    Johann bedachte ihn mit einem strengen

Weitere Kostenlose Bücher