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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Blick. Als er selbst dieses Wort einmal benutzte, hatte Sicelo ihm das klar gemacht. »Dieses Wort solltest du ausspucken, wir sind keine Kaffern, keine AmaKafulas, Kreaturen ohne Land und Würde, die im Dreck leben wie Hunde. Sklaven sind AmaKafulas, wir sind Abantu, menschliche Wesen. Wir haben menschliche Gefühle.«
    Er hatte das Wort nie wieder in den Mund genommen, aber fast alle anderen Weißen benutzten es. Viele, ohne sich Gedan-463
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    ken darüber zu machen, andere eher abfällig. Unbewusst zuckte er die Schultern. Er würde das nicht ändern können. Er stand auf. »Al e Mann zum Frühstückmachen antreten«, befahl er, und als Catherine sich automatisch erheben und helfen wollte, drückte er sie zurück. »Unterwegs ist das Männersache«, lächelte er, und bald kitzelte der anregende Geruch von brutzelndem Speck ihre Nase.
    Eben schlug Rupert die Eier in die Pfanne, und Dan säbelte dicke Scheiben von der Schweinekeule ab, die vom Abend vorher übrig geblieben war, als Sicelo mit seinen Begleitern wie aus dem Boden gewachsen neben ihnen stand. Eine blutige Schramme zog sich quer über seinen muskulösen Oberkörper, einer von Onetoe-Jacks Leuten blutete aus einem Messerstich, mehrere hatten Abschürfungen und Kratzer, aber sie waren vollzählig.
    »Was ist passiert? Habt ihr sie erwischt?«, fragte Johann.
    Sicelo sah für einen Moment sehr ernst drein, dann brach er in zähneblitzendes Lachen aus. »Eh, sie sind gerannt wie versengte Ratten.
    Yebo!« Er machte ein paar Tanzschritte. »Und al e Zungus und alle Biyelas sind hinter ihnen her. Ha!« Er klatschte in die Hände.
    »Yebo!«, antworteten die anderen, klatschten auch in die Hände. »Sie sind gerannt wie Ratten.« Sie stampften auf die Erde, stießen die Fäuste in die Luft und sprangen hoch.
    Johann beäugte ihn argwöhnisch. »Warte mit dem Feiern, mein Freund, und sag mir erst, was ihr mit ihnen gemacht habt?«
    Sicelos Grinsen wurde breiter. »Sie haben Fliegen gelernt, wie die Vögel. Wir haben sie verschnürt und in einen Baum gehängt. Als wir gingen, hörten wir Ingwe im Busch. Sie werden viel Spaß miteinander haben.«
    Hatte der Zulu etwa vier Weiße einem Leoparden zum Fraß hingehängt?
    Johann wurde es eiskalt, denn das würde im Handumdrehen einen Haufen wütender, bis an die Zähne bewaffneter Kolonisten auf den Plan rufen, und dann wäre eine kriegerische Auseinandersetzung kaum noch abzuwenden, und alles, was er für sich und Catherine aufgebaut hatte, wäre in höchster Gefahr.
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    Sicelo schien seine Gedanken zu lesen. »Keine Sorge, Johann, sie hängen so hoch, dass Ingwe sie nicht erreichen kann. Es ist abgemacht, dass Khayi sie rechtzeitig abschneiden wird.« Er grinste mit sichtbarem Vergnügen. »Dann werden sie laufen und nicht anhalten, bis sie über die Grenze nach Natal gelangt sind. Aber ihr Anführer, der schnell und listig wie eine Schlange im Unterholz ist, ist entwischt. Hier«, er warf ihm ein Taschentuch zu. »Das hat er zurückgelassen. Die besten Spurenleser der Biyelas und Zungus haben sich auf seine Fährte gesetzt.«
    Das Taschentuch schwebte herunter, Johann griff danach, verfehlte es, und es landete zu Catherines Füßen. Sie hob es auf. Es war schmutzig, aber aus feinstem Leinen. »Das muss ein wohlhabender Mensch sein«, bemerkte sie und schüttelte das Tuch aus. »Es hat sogar ein Monogramm.«
    Eine zarte Duftwolke nach herber Seife und teuren Zigarren stieg ihr in die Nase, als sie das Gestickte untersuchte. Das Monogramm war ausgerissen, nur ein Buchstabe war noch vollständig zu erkennen. »K.«
    war da mit feinster Seide in die Ecke gestickt. Der zweite Buchstabe war bis auf ein Fragment zerstört, aber es hätte ein »v.« sein können, und vom dritten war nur der obere schwungvolle Bogen erhalten, der möglicherweise von einem B stammte. K.v.B.?
    Der Schlag, der sie in den Magen traf, trieb ihr die Luft aus dem Leib. Sie musste stil halten, bis sie wieder atmen konnte. Immer noch nach Luft ringend, wurde sie erst puterrot und dann weiß, verschluckte sich, und als sie endlich aufhörte zu würgen und Dan ihr die Whiskyflasche unter die Nase hielt, hatten alle anderen das Taschentuch vergessen. Blitzschnell steckte sie es in ihre Rocktasche. Wie glühende Kohle brannte es durch den dünnen Stoff. Sie brach in kalten Schweiß aus. Gehörte das Tuch Konstantin?
    Ihr Mann beobachtete sie mit Beunruhigung. »Du bist käseweiß geworden. Was ist los? Hast du eine Art Anfall?«
    »Unsinn«, hustete

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