Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
erwischt, das verwünschte Vieh«, röhrte er. Er streckte seine Rechte aus. Auf dem mittleren Fingergelenk saßen deutlich sichtbar die verräterischen, genau parallel liegenden Nadelstiche eines Schlangenbisses. Wieder folgte eine Kette von Flüchen.
    Johann untersuchte den Biss besorgt. »Was war es? Hoffentlich keine Mamba?«
    Dan schüttelte den Kopf. »Nein, die Giftzahnmarkierungen sitzen zu eng.
    Es muss eine kleinere Schlange gewesen sein.«
    »Gibt ja auch kleine Mambas, und die sind noch angriffslustiger als ihre Mamas, und genauso giftig. Olivschwarz war sie wohl, soweit ich das in diesem erbärmlichen Licht erkennen konnte«, presste Onetoe-Jack hervor.
    Er hatte begonnen, stark zu schwitzen. Auch sein Atem kam schneller als normal.
    Johann sah es mit Sorge. »Halt stil «, befahl er, legte seine Lippen auf den Biss, saugte, so stark er konnte, und spuckte aus. Diese Prozedur wiederholte er mehrmals. »Catherine, ich brauche Wasser.«
    Sie rannte zu seinem Pferd, löste mit fliegenden Händen die Wasserflasche und brachte sie ihm. Er spülte seinen Mund aus und gab die Flasche dann an Jack weiter, der gierig ein paar Schlucke nahm.
    »Whisky wäre mir lieber«, brummte er.
    »Wir müssen es aufschneiden«, sagte Dan, zog sein Messer hervor und machte blitzschnell einen Kreuzschnitt, Onetoe-Jack knurrte wie ein Hund, und der Schlangenfänger massierte die Stelle, bis das Blut frei floss. »Leg dich hin und rühr dich nicht«, befahl er.
    Der Gebissene gehorchte. Seine Gesichtsfarbe war fahl geworden.
    455
    1
    »Schmerzt es stark, ich meine, so, dass du schreien möchtest?«
    »Es schmerzt, aber nicht unerträglich«, keuchte Jack.
    »Gut, dann scheint es keine Puffotter gewesen zu sein, Die Schmerzen hält man kaum aus.« Dan massierte die Bisse weiter.
    Sicelo, der sofort ein paar Lianen von einem nahen Baum gerissen und diese geknetet und gedreht hatte, um sie geschmeidig zu machen, schlang sie Jack als Aderpresse oberhalb des El bogens um den Arm. Kniend legte er behutsam seinen Zeigefinger auf die geschwollenen Bisswunden. Der Feuerschein flackerte über sein ebenmäßiges Gesicht, seine Lippen bewegten sich, die großen, dunklen Augen waren nach innen gekehrt, sahen den Kranken offenbar gar nicht.
    Catherine, die neben Onetoe-Jack hockte, seine gesunde Hand hielt und dabei beruhigende Floskeln murmelte, wie man das bei einem verschreckten Kind tat, empfand plötzlich eine Wärme, die nicht vom Feuer herrührte, ein Kribbeln, das wie ein träger Strom durch sie hindurchfloss.
    Der Duft von Anis hing in der Luft, in den Bäumen sang der Wind, und ihr war, als spielten Harfen. Erschrocken musterte sie Sicelo. Seine Gesichtszüge schienen sich im tanzenden Flammenschein aufzulösen, und für eine kurze Sekunde sah sie Césars Gesicht in dem von Sicelo. Wieder packte sie diese unwiderstehliche Kraft, zog sie in den Bannkreis des großen Zulus.
    Jetzt klärte sich sein Blick, er sah sie unverwandt an, als sähe er sie zum ersten Mal. »Eh, Nkosikasi«, flüsterte er, und obwohl er sich nicht bewegt hatte, spürte sie eine Berührung. Dann war es vorbei. »Ich brauche das Kraut, das dir Glück und Frieden schenkt und das beste Mittel gegen den Biss einer Schlange ist«, sagte er zu dem Kranken und befahl den anderen Schwarzen, Fackeln anzustecken und ihm in den Busch zu folgen.
    Onetoe-Jacks Finger schwoll zusehends an, seine Lider wurden schwer, und er schielte, wie Catherine erschrocken feststellte, er konnte offenbar seine Augen nicht mehr fokussieren. Er versuchte sich aufzusetzen, fiel aber gleich wieder zurück. »He, hat das Biest mir Brandy in die Adern geschossen? Ich fühl mich besoffen«, lallte er, deutlich benommen.
    456
    »Wir hätten den Finger gleich abschneiden sollen«, grollte Dan und zerrte in tiefer Besorgnis an seinem Bart.
    Es vergingen quälende Minuten, ehe Sicelo zurückkehrte. Triumphierend hielt er eine krautige Pflanze mit schönen orangeroten Blüten in seiner Faust. Mit schnellen Bewegungen riss er mehrere Blätter herunter, zerkleinerte sie, mischte ein paar Kü- gelchen einer harzigen Substanz darunter und bereitete dann einen Tee aus den tellerförmigen Blättern einer anderen Pflanze, deren Merkmal weiße Trompetenblüten waren. Den flößte er dem Kranken ein. Nachdem Onetoe-Jack eine volle Kalebasse Tee getrunken hatte, schob ihm der Zulu das Kräutergemisch in den Mund.
    »Man darf es nicht verschlucken, nur kauen, wie den Kautabak, den ihr Weißen benutzt.«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher