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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Journalisten.
    »Nein, bestimmt nicht. Sobald sie gedruckt ist, werde ich einen Postläufer schicken«, versprach er. »Ich gedenke, der Geschichte mit den Elfenbeindieben genauer nachzugehen. Der Geheimnisvolle, den man Kotabeni nennt und der uns entkommen ist, hat mein Interesse geweckt.«
    Er hob winkend den Arm und ritt mit Rupert und Dan de Vil iers vom Hof.
    Johann und Catherine würden allein nach Inqaba zurückkehren. Sicelo und Onetoe-Jacks Schwarze waren schon bei Sonnenaufgang von Milas Hof verschwunden. Sie sah Tim nach und hoffte inbrünstig, dass sein Vorhaben scheitern würde. Tim Robertson war hartnäckig wie ein Terrier und ließ offenbar nicht locker, wenn er sich in einer Geschichte festgebissen hatte. Sollte er Konstantin von Bernitt als gemeinen Elfenbeindieb entlarven, würde er weiter in dessen Lebensgeschichte herumwühlen und irgendwann auf das Duell stoßen und den Tod von Paul Pauli.
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    »Es war kein Duell, behauptet seine Witwe Emma«, schrieb Wilhelm von Sattelburg in seinem Brief, den sie damals in One- toe-Jacks Hütte gefunden hatte. »Und wo Rauch ist, da ist auch Feuer.«
    Tim würde bohren und bohren, bis er allen Dreck ans Tageslicht gefördert hatte. Es würde einen Skandal geben, und Johann würde sich ohne Zweifel daran erinnern, dass sie Graf Bernitt als guten Freund der Familie bezeichnet hatte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Sie musste das Taschentuch verschwinden lassen. Er durfte es nie bei ihr finden, auch wenn das Monogramm kaum zu erkennen war. Sie würde sich verraten, das war ihr klar, und dann würde er erfahren, dass sie von Anfang an gewusst hatte, wer Kotabeni war.
    Johann schnalzte, und Shakespeare verfiel in lockeren Trab. Catherine zügelte Caligula etwas, zog das Taschentuch aus ihrer Tasche und ließ es auf die Erde flattern. Sie drehte sich nicht danach um.

    *
Als sie Inqaba erreichten, fanden sie Jikijiki vor dem Kochhaus, wo sie mit Bepperl spielte. Die Zulu kaute auf einem Streifen Bil- tong, den sie offenbar von den Vorräten geschnitten hatte, die unter der Wohnzimmerdecke trockneten. »Sawubona«, grüßte sie fröhlich, riss ein Stück von ihrem Biltong ab und gab es Bepperl.
    Catherine dankte schweigend ihrem Schöpfer, dass das Mädchen wieder aufgetaucht war, und hätte die Zulu am liebsten geküsst, so froh war sie darüber. Was sie dazu bewogen hatte, wollte sie gar nicht wissen.
    »Geh schon ins Haus, ich komme gleich nach. Erst muss ich hören, welche Katastrophen in meiner Abwesenheit passiert sind.« Johann schwang sich aus dem Sattel und führte Shakespeare zum Stall.
    »Mzilikazi!«, brüllte er.
    Dieser kroch aus seiner Hütte und beeilte sich, ihm beim Absatteln zu helfen. Eine Ziege sei an Schlangenbiss gestorben, be-473
    richtete er, Warzenschweine hätten die Maisfelder umgegraben, sonst sei nichts Bemerkenswertes passiert. Johann atmete auf.

    *
Catherine lehnte am Türpfosten. Vor ihr erstreckte sich ein weiterer leerer Tag. Jikijiki war heute in ihr Umuzi gegangen, um ihrer Mutter zu helfen, und Mzilikazi hatte schon früh den Hof verlassen, um eine seiner trächtigen Kühe zu suchen, die ausgerissen war. Sie hatte die Hausarbeit schnell erledigt, und vor heute Abend würde sie keine menschliche Stimme mehr hören. Ihr Verlangen danach war wie ein Schmerz, und manchmal, wenn er zu stark wurde, sattelte sie Caligula und besuchte Johann auf den Feldern.
    Anfänglich hatte sie untätig am Feldrand gesessen, doch er war viel zu beschäftigt gewesen, um die Zeit zu verplaudern. Kurz entschlossen hatte sie ihren Rock hochgebunden und geholfen, Mais und Kürbisse zu ernten, und vor ein paar Tagen hatte sie sogar ein Lamm auf die Welt gebracht.
    Auf ihren Oberarmen zeichneten sich bereits deutlich Muskeln ab.
    Sicher konnte Johann nach den Tagen der Abwesenheit Hilfe gebrauchen. Sie griff ihren Sonnenhut und trat aus der Tür, um zu Caligulas Unterstand zu gehen, sah sich aber unversehens mehreren Zulufrauen gegenüber.
    Unsicher mit den Füßen scharrend, standen sie vor der Küchentür und warteten offenbar auf sie. Al e trugen die komplizierten, hochgezwirbelten Frisuren der verheirateten Frau und steife Röcke aus blank geschabter Rindshaut. »Sawubona, Käthe ni«, grüßten sie im Chor.
    Catherine antwortete, wie es vorgeschrieben war, und wartete. Sie wusste, dass die Frauen den eigentlichen Grund für ihren Besuch nicht sofort nennen würden. Bedächtig kommentierten ihre Besucherinnen die starken Mauern ihres Hauses,

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