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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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machte.
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    »Entschuldige, Catherine, das war nicht so gemeint. Ich bin wohl übermüdet. Das Fleisch schmeckt wirklich gut. Wie Hühnchen, und noch besser, wenn wir es räuchern.« Er hängte die Fleischstücken in den Luftzug im Vorratsraum und vergewisserte sich, dass die Ratten es nicht erreichen konnten. Sicelo würde ihm mit Sicherheit erklären können, warum Mzilikazi fürchtete zu sterben, wenn er ein Krokodil auch nur mit den Fingerspitzen berührte, denn Johann zweifelte für keine Sekunde daran, dass dem jungen Zulu nur noch wenig Zeit vergönnt war. Er hatte schon einmal nicht verhindern können, dass ein kerngesunder junger Schwarzer einfach aus dem Leben ging, nur weil ihm eine Sangoma prophezeite, dass er sterben würde. Mit aller Kraft hatte er um ihn gekämpft, hatte dessen Familie angefleht, etwas zu tun, doch er konnte sie nicht dazu bewegen. Stoisch ertrugen sie das Schicksal, von dem sie wussten, dass es nicht abwendbar war. Die Zulus lebten in einem düsteren Labyrinth von Tabus, und er hatte seitdem gelernt, die Macht der Sangomas zu fürchten.
    Seine Frau warf einen kurzen Blick auf sein erschöpftes Gesicht. Mit einem Finger fuhr sie die weiße Linie von der Nase zu seinem Mundwinkel nach. »Ist schon gut«, murmelte sie. »Komm jetzt essen.« Die Erntezeit war immer hart.
    Steif und todmüde krochen sie kurz darauf ins Bett.

    Catherine fiel in schweren Schlaf und träumte von der Havarie der White Cloud. Sie fühlte den Boden schwanken, hörte sogar die Balken ächzen. Im unruhigen Halbschlaf streckte sie ihre Hand aus, fand Johanns und sackte eben wieder in den Tiefschlaf zurück, als ein Stoß das Haus erschütterte und grelles Trompeten die nächtliche Ruhe zerriss, sodass sie meinte, die Mauern von Inqaba würden zusammenbrechen wie die von Jericho.
    Bepperl kläffte wütend, sie schrie auf und rüttelte ihren schlafenden Mann.
    »Wach auf, jemand zerstört unser Haus!«
    Er setzte sich auf, verzog das Gesicht und sprang aus dem Bett.
    »Elefanten«, murmelte er, griff seine Elefantenbüchse, die immer neben seinem Bett griffbereit stand, riss die Verandatür 477
    auf und rannte hinaus. »Mzilikazi«, röhrte er. »Indlovu!« Kurz daraufhallten mehrere Schüsse übers stil e Tal, wieder erscholl grelles Trompeten und das Getrampel großer Tiere, vermischt mit Johanns Gebrüll. Mzilikazi war nirgendwo zu sehen.
    Catherine wagte nicht, sich zu rühren, bis ihr Mann endlich wieder auftauchte. Er stellte sein Gewehr ab und warf sich aufs Bett, dass das Gestell krachte.
    »Was um Himmels wil en war das?« Ihre Stimme kiekste.
    »Elefanten. Sie benutzen die Verandapfähle gern, um sich die Rücken zu reiben. Passiert aber nur selten«, setzte er hastig hinzu, als er ihr Entsetzen bemerkte.
    »Unsere Verandapfahle? Gibt es nicht genügend Bäume dafür?«
    Er grinste. »Meist sehen sie erst nach, was im Gemüsegarten reif ist, und fressen ihn kahl, bevor sie zur Körperpflege ans Haus kommen. Bleib einfach ruhig, dann passiert dir nichts. Ich habe die Pfähle extra verstärkt.
    Die halten das aus.« Er schloss die Augen.
    Ihr verschlug es die Sprache, und als sie wieder Worte fand, kamen von ihm sanfte Schnarchgeräusche. Aufgebracht starrte sie ins Dunkel.
    Elefanten benutzten ihre Verandapfosten als Schubberpfähle? Afrika! Einen Augenblick dachte sie darüber nach, dann lächelte sie. So war es wohl.
    Nichts Besonderes.
    Afrika!
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KAPITEL 15
    Mzilikazi war bald nur noch ein Schatten seiner selbst. Er magerte zusehends ab, und sein Pfefferkornhaar zeigte drahtiges Weiß.
    Verschwunden war der gut aussehende junge Zulu, er schlurfte wie ein gebeugter, alter Mann über die Farm. Jikijiki verfiel in Verzweiflung und blieb der Arbeit immer öfter fern oder verrichtete sie nur schleppend und unaufmerksam. Das Strahlen um sie erlosch.
    Johann war zutiefst beunruhigt und machte sich auf, Sicelo zu fragen, was dahinter steckte. Es musste ein Mittel geben, die unheimliche Macht zu brechen, die Mzilikazi zu vernichten drohte. Er fand seinen Freund vor seiner Hütte, wo er eben einenjungen Mangobaum pflanzte.
    »Die Nkosikasi mit den weißen Haaren hat ihn mir geschenkt. Seine Zweige werden ein Schattendach bilden, unter dem ich mich ausruhen kann, und im Sommer werde ich die saftigen Früchte ernten«, bemerkte er zufrieden, während er das Loch zuschüttete und die Erde feststampfte. »Du hast Sorgen, ich sehe es an deinen Augen. Erzähle sie mir.«
    Johann, der ihm die Freude nicht mit dem

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