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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Umafutha ist, hat die dritte vergiftet, und die alte Zauberin wiederum behauptet, dass Schlangen in die Kranke hineingeschlüpft sind, die ihr Inneres auffressen, und nur ein starker Gegenzauber sie retten kann. Es scheint eine komplizierte Prozedur zu sein, denn sie hat eine Kuh von dem Häuptling verlangt.«
    Catherine strich dick Butter auf ihr Brot, füllte sich drei Spiegeleier mit Speck auf den Teller und begann zu essen. »Es klingt, als leide sie an einem bösen Darmkatarrh, hervorgerufen durch verdorbenes Essen. Das bedarf guter Kenntnis der Heilkunde, und die habe ich nicht. Es wäre vermessen, wenn ich meine dürftigen Kenntnisse an ihr ausprobieren würde.«
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    »Was kann schon passieren? Du würdest auch mir einen großen Gefallen tun. Ich bin auf das Wohlwollen des Häuptlings angewiesen, wenn ich Arbeiter brauche.«
    »Gut«, sagte sie nach einer Weile. »Ich hoffe nur, dass ich hinterher nicht gemeuchelt werde, wenn sie nicht überlebt. Hat der Vater Mzilikazis die Kuh herausgerückt?«
    Johann lachte trocken. »Noch nicht. Er hofft wohl, dass du seine Frau rettest und er seine Kuh behalten kann.«
    »Ich reite noch heute Vormittag hinüber.«
    »Nimm Mzilikazi mit. Ich werde ihm Bescheid sagen.« Er stand auf und küsste sie. »Bis heute Abend, mein Liebes, gib Acht auf dich.«
    Nachdem sie die Hühner gefüttert und ihre restlichen, täglich anfallenden Arbeiten erledigt hatte, rief sie den Zulu. Er saß unter einem Baum und überwachte Jikijiki, die mit der Hacke die harte Erde im Gemüsegarten für ein neues Beet zerkrümelte. Sie machte sich nicht die Mühe, ihn dazu anzuhalten, Jikijiki zu helfen. Weder er noch seine Verlobte würden es gutheißen. »Du musst die Erde einen Fuß tief umgraben, sonst wachsen die Erbsen nicht«, sagte sie. Cil a hatte ihr Saaterbsen und Kräutersamen geschickt, und Johann hatte bereits voller Vorfreude auf Erbsensuppe mit deftig geräuchertem Schinken eine Schweinekeule in den Rauch gehängt.
    Jikijiki quittierte ihre Anweisung mit aufsässigem Murren. Catherine ignorierte es. »Komm, Mzilikazi«, befahl sie, steckte Wilmas Buch in ihre Satteltasche und nahm das Gewehr mit. Noch einmal wollte sie der alten Hexe nicht unbewaffnet begegnen. Sie stand schon im Steigbügel, als sie sich im letzten Moment erinnerte, dass Jikijiki kochendes Wasser für die wöchentliche Wäsche brauchte. Seufzend stieg sie von dem Holzbock herunter, der ihr als Tritt diente, und sagte Mzilikazi Bescheid.
    »Kein Feuer«, bemerkte dieser, nachdem er einige Zeit tiefsinnig auf die kalte Asche des Frühstücksfeuers gestarrt hatte.
    Catherine drehte sich in der Küchentür um. »Was heißt das, kein Feuer?
    Dann mache eins!«
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    »Keine Zündhölzer, kein Feuerstein, kein Feuer.« Er zeigte seine weißen Zähne, schien sehr zufrieden mit seiner Schlussfolgerung und wandte sich schon zum Gehen.
    Sie bückte sich, stocherte stirnrunzelnd in der Asche herum, in der Hoffnung, noch irgendwo ein glimmendes Fünkchen zu finden, das sie zu einem Feuer entfachen konnte, doch vergeblich. Frustriert stand sie auf und erwog, Mzilikazi zu Johann auf die Felder zu schicken, um seinen Feuerstein zu holen. Aber das würde zu lange dauern, ebenso die uralte, von den Zulus angewandte Methode, zwei trockene Hölzer so lange aneinander zu reiben, bis die Reibungshitze trockenes Gras zum Glimmen brachte.
    »Richte alles für ein Feuer her und warte hier«, sagte sie und eilte ins Haus. Ihr war etwas eingefallen. Aus der Kiste im Schlafzimmer förderte sie Papas Lupe hervor, die er stets bei sich getragen hatte, um immer gewappnet zu sein, sollte er am Wegesrand eine unbekannte Kreatur entdecken. Mit dem Vergrößerungsglas in der Hand lief sie wieder zum Kochhaus.
    Vernehmlich protestierend, baute Mzilikazi einen pyramidenförmigen Scheiterhaufen aus trockenen Ästen und trat zurück. »Kein Feuer«, sagte er achselzuckend.
    Sie hielt ihm die Lupe entgegen. »Siehst du dieses Glas hier? Es kann Feuer von der Sonne holen, wenn ich sie darum bitte.«
    »Eh«, machte der Zulu ungläubig und lachte sie aus. »Feuer von der Sonne! Kein Mensch kann mit der Sonne reden.«
    Die Sache begann, ihr Spaß zu machen. Sie hob einen grün glänzenden Käfer auf, der knapp so groß war wie ein Marienkäfer, und hielt ihn unter das Vergrößerungsglas. Nun erschienen die zangenförmigen Kauwerkzeuge groß genug, um nach ihr zu schnappen. »Sieh dir den Käfer an«, sagte sie listig. »Wenn mein Glas einen kleinen Käfer

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