Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
hinunter. Sie erschrak, als sie sah, dass die junge Frau am Kopf blutete. Ihre Lippen waren aufgeplatzt und stark angeschwollen, ein Bluterguss verschloss das rechte Auge, aus dem breiten Riss darunter tropfte Blut, und auch auf ihrem Oberarm war die Haut aufgerissen. »Was ist geschehen, Nomiti?«
    »Er hat gegraben, unten am Fluss«, presste Nomiti zwischen ihren geschwollenen Lippen hervor.
    »Was heißt das, gegraben? Wer hat gegraben?«, fragte Catherine verwirrt. Der Gouverneur hatte eine Belohnung für denjenigen ausgesetzt, der Gold in Natal fand. Hatte etwa jemand auf ihrem Land nach Gold gegraben? »Wer hat das getan, Nomiti, sag's mir.«
    Langsam streckte ihr Nomiti die Faust entgegen und öffnete sie. Auf ihrer Handfläche lag ein Knopf. Er war aus Goldmetall, und Catherine wurde es eiskalt. So einen hatte sie schon einmal gesehen. Konstantin von Bernitts Jacke hatte diese Knöpfe, drei
    750
    vorn, je drei auf den Manschetten. Schockiert kniete sie vor Nomiti auf der Erde. »Sag mir genau, wer das war.«
    »Kotabeni. Gegraben.« Sie machte eine Bewegung und stieß dann mehrere Worte auf Zulu hervor. Der Schock blockierte offenbar ihren französischen Wortschatz.
    »Kotabeni«, wiederholte Catherine. Die Zulu hatte Konstantin von Bernitt dabei überrascht, wie er am Flussufer die Erde umgegraben hatte. »War er allein?«
    »Ja, das war er. Ich habe ihn gefragt, was er da tut, ihm gesagt, dass es unser Land ist, und ihm gedroht, Sicelo zu holen«, flüsterte Nomiti und wischte sich wiederholt das Blut von den Lippen. »Dann hat er mich geschlagen ...« Sie brach ab, ihre Unterlippe zitterte.
    Catherine war sich sicher, dass sie etwas verschwieg. Sie musterte die junge Frau genauer und entdeckte den riesigen Bluterguss unter der braunen Haut ihrer Schenkel. Himmel hilf ihr, dass er ihr keine Gewalt angetan hat, betete sie. Darauf stand der Tod durch die Hyänenmänner für den Mann, und die Frau wurde meist verstoßen. Die Strafe für eheliche Untreue allerdings war die Hinrichtung für beide, doch das, so war sie überzeugt, war hier mit Sicherheit nicht der Fall.
    »Er hat es nicht geschafft«, sagte Nomiti da, die ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte. Triumph schwang in ihrer Stimme, und Catherine atmete auf.
    Napoleon schlug an, jaulte auf, verstummte aber sogleich wieder. Sie wendete den Kopf, glaubte, dass Johann von seinem Schweinegehege zurückkehrte, aber er war es nicht. Es war Konstantin von Bernitt.
    Mit dem starren Blick eines Löwen, der seine Beute fixiert, stand er mitten in ihrem Garten vor ihr. Seine Jacke mit den Goldknöpfen war zerrissen, das Haar hing ihm in die Stirn, seine Fingernägel waren abgebrochen und die Handrücken mit Risswunden übersät.
    Fassungslos starrte sie ihn an. Wie konnte er es wagen, sich noch einmal hier sehen zu lassen! »Was wollen Sie hier?«, fragte sie scharf.
    »Bring Sicelo her«, flüsterte sie Nomiti zu.
    751
    »Meine Schöne, welch eine unfreundliche Begrüßung.« Abschätzend glitt sein Blick an ihrer Gestalt herunter. »Es stimmt also. Man hat mir schon berichtet, dass du ein Kind bekommst. Es ist meins, nicht wahr? Ich bin gekommen, um dich zu holen«, sagte er. »Dich und meinen Sohn. Ich wil , dass er meinen Namen trägt. Und ich wil das Gold, das ihr entdeckt habt.
    Ihr habt es doch gefunden, nicht? Hier«, er fischte die Goldmünze aus seiner Uhrentasche und hielt sie ihr vor die Nase. »Diese Münze ist identisch mit der, die ich bei dir gesehen habe. Wo habt ihr sie her?
    Niemand außer mir hat den Lageplan, also wie seid ihr darüber gestolpert?« Seine Stimme war mit jedem Wort schärfer und härter geworden.
    Nun hatte sie endgültige Gewissheit. »Sie sind von Sinnen, Graf Bernitt.
    Verschwinden Sie von Inqaba, und zwar schleunigst.« Sie sagte das ganz ruhig. »Mein Mann wird gleich zurückkehren.« Aus den Augenwinkeln bemerkte sie erleichtert, dass Nomiti unbemerkt von ihm hinter den Hütten verschwand.
    Er lachte böse. »Nichts wird er, meine Liebe. Er wühlt noch immer bei seinen Schweinen herum. Ich habe ihn ungesehen beobachtet. Er stank selbst wie ein Schwein. Wie kannst du das nur aushalten?« Mit einem Schritt war er bei ihr und schlang beide Arme um sie. Sein frischer Bart kratzte ihr übers Gesicht, als er versuchte, sie zu küssen.
    »Lassen Sie mich los, sofort!«, fauchte sie ihn an und zog ihre Fingernägel über seine Wange.
    Konstantin von Bernitt zuckte zurück, ließ sie aber nicht los. Blut quoll aus der

Weitere Kostenlose Bücher