1 - Schatten im Wasser
Schramme und lief in seinen Bart. Seine jettschwarzen Augen flammten kurz auf, dann hatte er sich wieder im Griff. »Aber nicht doch, Catherine, so behandelt man den Vater seines Kindes doch nicht. Als Gräfin von Bernitt wirst du dich in Zukunft zusammennehmen müssen.«
Seine Stimme strich sammetweich über ihre Haut, aber die Drohung war unverkennbar.
Ihre Blicke verhakten sich in einem wortlosen Duell, und jählings schlug eine so weiß glühende Wut über ihr zusammen, dass ihr das Blut in den Ohren rauschte. Ihr Herz raste. »Sie sind
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ein Mörder und ein Dieb«, fauchte sie. »Sie haben Paul Pauli ermordet und ihm diesen Plan gestohlen. Ich weiß al es über dieses angebliche Duell.«
Obwohl ihr die Angst die Kehle hochkroch, zwang sie sich zu einem Lachen. »Vielleicht möchten Sie wissen, wer diesen Plan ursprünglich gezeichnet hat, wer das Gold einst als Erster fand und wem es damit gehört? Es war mein Mann, Johann Steinach.« Das warf sie ihm wie Steine vor die Füße.
Bei ihren Worten war er plötzlich starr geworden, reglos wie eine Raubkatze vor dem Sprung, seine Augen verloren jeden Ausdruck und wurden zu undurchsichtigen Kieseln. »Ich wil dieses Gold, es ist meins, hörst du«, sagte er endlich leise, aber in einem Ton, dass ihr die Haare zu Berge standen. Er legte eine Hand um ihren Hals und drückte zu, nicht stark, sie bekam noch Luft, aber nun brach ihre Angst durch.
»Hilfe, Johann!«, schrie sie. Ihr Ruf hallte über die Hügel, die Impalas am Wasserloch spitzten die Ohren, die beiden Meerkatzen machten einen Satz und waren wie vom Erdboden verschluckt.
Graf Bernitt hielt ihr den Mund zu, entschuldigte sich jedoch gleichzeitig für seine Unart. »Aber es wäre jetzt wirklich nicht gut, wenn Johann hier mit seiner Flinte auftauchen würde. Nun komm, mein Herz, wir haben keine Zeit zu verlieren.« Damit zerrte er sie mit sich. Vergeblich wehrte sie sich, biss ihm in die Hand, trat ihm gegen die Schienbeine, aber es machte keinerlei Eindruck auf ihn.
Napoleon jaulte. »Der Köter kann nicht kommen, ich hab ihn festgebunden«, erklärte er, ihren hoffnungsvollen Blick richtig interpretierend. »Catherine, ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du nicht so störrisch wärst. Ich wil doch nur dein Bestes. Wir holen jetzt das Gold, und dann verschwinden wir.« Er stolperte, seine Hand rutschte von ihrem Gesicht, und sie schrie so laut, dass ihr fast die Lungen barsten.
Zu ihrer größten Verwirrung wurde Konstantin von Bernitt urplötzlich von ihr weggerissen und fiel rückwärts auf den steinigen Weg. Über ihm stand eine riesenhafte schwarze Gestalt,
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in der rechten Faust einen Panga, das tödliche Hackschwert der Zulus, in der linken einen Assegai, der direkt über dem Herzen des Gefallenen schwebte.
»Sicelo«, rief sie. »Gott sei Dank. Wo ist Johann?«
»Auf dem Weg«, knurrte Sicelo. »Geh ins Haus, Katheni.«
Sie tat, was er sagte, aber sie stolperte über ihren Rock und fiel gegen ihn. Der Augenblick, bevor er sein Gleichgewicht wiedererlangte, genügte dem Grafen. Er riss dem großen Zulu den Panga aus der Hand und holte aus. Der Schlag traf Sicelo am Hals. Er presste seine Hand in seine Halsgrube, seine Knie gaben langsam unter ihm nach, und er sank zu Boden.
»Nein, Sicelo ... lieber Gott, nicht Sicelo!«, wimmerte Catherine und fiel vor ihrem schwarzen Freund auf die Erde. Mit beiden Händen presste sie den klaffenden Schnitt zusammen, presste so hart, wie es ihre Kraft erlaubte, sah voller Angst, wie seine Augen trüber wurden und die Gesichtsmuskeln erschlafften. Noch hob und senkte sich seine Brust, aber die Atemzüge wurden flacher.
Romeo fegte bellend den Weg hinunter, sie riss ihren Kopf hoch und sah, dass Johann ihm dicht auf den Fersen war. Er warf einen Blick auf seinen verletzten Freund, sah Blut auf Catherines Rock, glaubte es wäre ihrs und brüllte, als wäre er selbst getroffen. Er hob Sicelos Assegai auf und stach zu, erwischte Konstantin von Bernitt am Arm, und dann klirrte Metall auf Metall. Sie keuchten und stöhnten, kämpften mit der Verbissenheit von Todfeinden, denn beide wussten, dass nur einer von ihnen überleben würde. Was Konstantin von Bernitt, der Fechten schon in frühester Jugend gelernt hatte, Johann an Erfahrung und Können voraushatte, machte dieser durch seine Größe und schiere Kraft wett. Trotzdem trieb Konstantin ihn immer weiter an den Abgrund.
»Hört auf, verdammt!«, schrie Catherine, aber keiner der beiden hörte sie
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