10 - Das Kloster Der Toten Seelen
sie Gwndas Wohnsitz erreicht, wo die Banditen absaßen und Fidelma und Eadulf unsanft von den Pferden zogen. Einer der Männer führte die Tiere in den Stall.
Clydog lief die Stufen zum Eingang hinauf und stieß die Tür auf. Auf der Schwelle drehte er sich um und rief seinen Untergebenen zu, die beiden Gefangenen hereinzubringen. Dann trat er ein. Hinter ihm wurden Fidelma und Eadulf derb ins Haus gestoßen. Die beiden hatten zu tun, nicht hinzustürzen, so daß sie erst recht spät bemerkten, daß Clydog plötzlich wie angewurzelt stehengeblieben war. Als sie schließlich aufschauten, stellten sie fest, daß Clydog und seine Gefährten wie zur Salzsäule erstarrt dastanden.
In der Halle des Fürsten befanden sich ein halbes Dutzend Krieger, die mit Pfeil und Bogen auf Clydogs Leute zielten.
K APITEL 20
Mit zynischer Geste wurden sie von Gwnda begrüßt.
»Willkommen in meinem Haus, Clydog, die Wespe«, sagte Gwnda ironisch.
Fidelma beugte sich leicht zur Seite, so daß sie sehen konnte, wer sich vor Clydog aufgebaut hatte.
Da war natürlich Gwnda, er saß auf einem Stuhl. Auf seinem Amtsstuhl hatte es sich ein junger Krieger bequem gemacht. Ein Silberreif auf seiner Stirn hielt sein blondes Haar zurück. Er sah gut aus und hatte fast violette Augen. Sein jungenhaftes Grinsen und seine kostbaren Gewänder täuschten nicht darüber hinweg, daß er das Schwert an seiner Seite nicht nur zur bloßen Zierde bei sich trug. Erst nach ein paar Augenblicken erkannte Fidelma in ihm den Mann wieder, dem sie in der Abtei Dewi Sant kurz begegnet waren. Es war Prinz Cathen, König Gwlyddiens Sohn.
»Legt eure Waffen ab«, fuhr Gwnda die Geächteten an.
Nur widerstrebend legten Clydog und seine Männer die Schwertgürtel ab. Einer von Cathens Kriegern stellte seinen Bogen beiseite, trat vor und sammelte die Waffen ein. Auf einen Wink Cathens hin eilte ein anderer Mann herbei und befreite Fidelma und Eadulf von ihren Fesseln.
Die beiden wirkten ein wenig verwirrt über diese glückliche Wende ihres Schicksals.
»Greift dieses Pack und steckt es zu den anderen«, befahl Gwnda und deutete auf Clydog und seine Männer.
»Warte!« rief Clydog eilig. »Das kannst du mir nicht antun. Das wird dir schlecht bekommen …«
Doch Gwndas Krieger drängten ihn fort. So standen nur noch Fidelma und Eadulf vor Prinz Cathen und Gwnda, dem Fürsten von Pen Caer.
Cathen hatte sich erhoben und ging mit ausgestreckten Armen auf sie zu. »Du hast uns eine Weile in Angst und Schrecken versetzt, Fidelma von Cashel. Dein königlicher Bruder, Colgú von Cashel, hätte es uns nie verziehen, wenn dir als Gast in unserem Königreich von Dyfed etwas zugestoßen wäre.«
»Ich freue mich sehr, dich zu sehen, Prinz Cathen«, erwiderte Fidelma. »Deine Anwesenheit hat das letzte Steinchen in unser Mosaik eingefügt.«
Cathen sah sie fragend an, doch als Fidelma schwieg, wandte er sich an Eadulf. »Es ist gut, dich wiederzusehen, angelsächsischer Bruder.«
Gwnda hatte sich ebenfalls erhoben, wenn auch nur aus Hochachtung vor dem Prinzen.
»Kommt«, forderte Cathen sie auf. »Setzt euch vor das Feuer. Man soll ihnen etwas zu essen und zu trinken bringen.« Letzteres galt Buddog, die mit versteinertem Gesicht dastand. Folgsam verließ sie den Raum.
»Was ist geschehen?« fragte Eadulf. »Was hat dich hierhergeführt?«
»Dein junger Bote, Dewi, traf in der Abtei ein und übergab Abt Tryffin deine Nachricht. Mein Vater und ich haben ihn weiter über die Lage in Pen Caer befragt. Ich habe versucht, über die bloße Botschaft hinaus zu begreifen, was hier vorgeht. Und so hatte ich das Gefühl, daß ihr dringend ein paar Krieger benötigt, um eure richterlichen Aufgaben zu erfüllen. Also bot ich mich als ihr Anführer an, und wir ritten so schnell wie möglich los. Unterwegs ließen wir Dewi in der Schmiede seines Vaters zurück.«
»Glück und Kühnheit scheinen dir wohlgesonnen«, sagte Fidelma feierlich. »Das begünstigte in diesem Fall auch unser Schicksal.«
Buddog trat wieder ein. Die Anwesenheit des jungen Prinzen machte sie sichtlich nervös. Sie reichte Glühwein und Haferkekse.
» Fortes fortuna adiuvat , wie?« Cathen lächelte Fidelma an. »Dem Tapferen hilft das Glück.«
»Wie Terenz in seiner Phormio sagt«, stimmte ihm Fidelma zu. »Doch Llanwnda war in den Händen von Clydogs Räubern. Wie habt ihr …?«
»Wie wir die Situation für uns entschieden haben? Ganz einfach. Clydog hatte keine Ahnung, daß wir in der Nähe
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