10 - Das Kloster Der Toten Seelen
waren. Er war mit vier seiner Leute hinter euch her. Die fünfzehn Männer, die er zurückgelassen hatte, sollten die Einwohner des Ortes in Schach halten. Sag du ihnen, wie alles ablief.«
Der Fürst von Pen Caer schien sich immer noch unwohl zu fühlen. Verlegen blickte er zu Boden. »Man hat uns in die große Scheune getrieben, alle Bewohner …«
»Wirklich alle?« fragte Fidelma schroff. Gwnda kniff die Augen zusammen.
»Hat man auch Iestyn mit euch eingesperrt?« warf Eadulf ein, dem klargeworden war, worauf Fidelma hinauswollte.
Gwnda schüttelte den Kopf. »Iestyn habe ich den ganzen Abend nicht gesehen. Und Iorwerth auch nicht, wenn ich es genau bedenke.«
»Kannst du ein halbes Dutzend Krieger abstellen?« fragte Fidelma Cathen plötzlich. »Männer, deren Klugheit und Geschicklichkeit mit dem Schwert du vertraust?«
»Das kann ich. Warum?«
»Einer der Leute aus dem Ort soll sie zu Iestyns Bauernhof führen. Sie sollen Iestyn gefangennehmen und alle, die sich auf seinem Hof aufhalten. Sag ihnen, daß sie mit Widerstand rechnen müssen. Es könnte sein, daß dort noch mehr von Clydogs Leuten stecken. Sie werden nicht bereit sein, die Waffen kampflos zu strecken.«
Cathen rief einen seiner Männer zu sich und erteilte ihm entsprechende Befehle. Fidelma blickte zufrieden drein.
»Jetzt können wir weiterreden. Kein Schurke soll uns entwischen!«
»Willst du damit sagen, daß Iorwerth und Iestyn mit dem geächteten Clydog gemeinsame Sache machen?« fragte Cathen erstaunt.
»Es geht hier um mehr als nur um Raub, Prinz Cathen«, erwiderte Fidelma. »Doch Gwnda wollte gerade erzählen, wie ihr die Lage zu euren Gunsten verändern konntet …?«
Während Fidelma das sagte, warf sie Eadulf einen warnenden Blick zu. Er begriff, daß sie einen Grund hatte, nicht preiszugeben, daß sie Iorwerths Leiche entdeckt hatten, auch wenn er diesen Grund nicht kannte.
Gwnda fuhr mit seinem Bericht fort. »Wie ich schon sagte, wir wurden alle in die Scheune gesperrt. Clydog stellte zehn seiner Leute ab, um uns zu bewachen. Weitere waren draußen.«
»Zu diesem Zeitpunkt trafen wir in Llanwnda ein«, meldete sich Cathen wieder zu Wort.
»Wie viele seid ihr?« wollte Eadulf wissen.
»Fünfzig Krieger aus der Leibwache meines Vaters. Alles ausgezeichnete Leute.«
»Es ist schon recht verwunderlich, daß Clydogs Männer einen so großen Trupp nicht vorher bemerkten«, sagte Fidelma.
»Ich habe zwei Späher vorgeschickt, um die Lage zu erkunden. Sie stießen auf einen Mann, der an der Brücke zum Ortseingang Posten bezogen hatte. Er machte den Fehler, die beiden für Gefährten zu halten, und begrüßte sie mit so eigenartigen Worten, daß meine Leute sofort mißtrauisch wurden. Also entwaffneten sie ihn und brachten ihn zu mir. Wir konnten ihn überreden, ein wenig zu plaudern …« Cathen lachte trocken. »Vielleicht sollten wir diesen Punkt überspringen. Wie dem auch sei, er verriet uns, daß Clydogs Banditen Gwnda und sämtliche Bewohner von Llanwnda eingesperrt hatten, und er erklärte uns sogar, wo die Wachen aufgestellt waren. Da hatten wir leichtes Spiel, sie zu entwaffnen und die Leute zu befreien. Als wir erfuhren, daß Clydog und ein paar seiner Krieger dich und Eadulf verfolgten, beschlossen wir, daß alle rasch und leise in ihre Häuser zurückkehren und im Dunkeln dort ausharren sollten, bis sie von Gwnda weitere Anweisungen erhielten. Wir gingen in Deckung und warteten auf Clydogs Rückkehr, denn wir wußten, daß er zurückkommen mußte. Den Rest kennt ihr.«
Fidelma nickte voller Anerkennung. »Du scheinst ein ausgezeichneter Stratege zu sein, Cathen.«
»Selbst ein kluger Stratege braucht Glück, Schwester.«
Fidelma sah ihn bewundernd an. Eitel war Cathen gewiß nicht.
Gwnda räusperte sich. »So, Prinz Cathen«, sagte er, »mit dir kehrt wieder Friede in Pen Caer ein. Du hast die Räuberbande, die hier ihr Unwesen trieb, umzingelt und festgenommen. Und Schwester Fidelma wird dich nun davon unterrichten, daß auch all die anderen rätselhaften Vorfälle aufgeklärt sind. Si finis bonus est, totum bonum erit. «
Schnell schüttelte Fidelma den Kopf. »Wir sind noch keineswegs bei einem glücklichen Ende angelangt.«
Prinz Cathen blickte sie fragend an. »Ich kann mir denken, daß da noch Verschiedenes offengeblieben ist. Wie ist aber der Stand der Dinge, verehrte Schwester?«
»Zunächst muß ich wissen, Cathen, ob Dewi deinem Vater meine spezielle Bitte vorgetragen hat?«
Cathen nickte.
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