10 - Das Kloster Der Toten Seelen
Blut, wegen der Vergewaltigung und dem Mord an seiner Tochter aufzuhängen.«
»Wo steckt er, Schwester?« fragte nun auch Cathen. »Er sollte hier vor Gericht erscheinen.«
Cadell räusperte sich. Auf Fidelmas Wink hin trat er vor. »Mein Prinz, seine Leiche liegt in seiner Schmiede. Im Auftrag von Schwester Fidelma bin ich beim ersten Tageslicht zu einer Stelle im Wald aufgebrochen, die sie mir beschrieben hatte. Dort fand ich den Toten. Er hat sich selbst erhängt. Schwester Fidelma und Bruder Eadulf haben Iorwerth vergangene Nacht entdeckt und vom Baum abgeschnitten, ehe sie kurz darauf in Clydogs Fänge gerieten.«
Die Menge stöhnte vor Entsetzen auf.
»Iorwerth konnte nicht mit dem Gedanken leben, daß er seinen eigenen Sohn umgebracht hatte«, fuhr Fidelma fort. »Und auch nicht damit, daß es diesen Sohn, wie er glaubte, nach seiner eigenen Schwester gelüstet und er sie ermordet hatte.«
»Dieser Schäfer Iolo, der Idwal aufzog, war das der Krieger, von dem du gesprochen hast?« erkundigte sich Cathen. »War Iolo derjenige, mit dem sich die unglückliche Efa zusammengetan hatte, nachdem sie von Iorwerth schwanger war?«
Zu aller Überraschung schüttelte Fidelma den Kopf. Sie wandte sich Iestyn zu. »Iolo war niemals ein Krieger, nicht wahr, Iestyn?«
Der Bauer starrte finster zu Fidelma hinüber.
»Jetzt mußt du doch nichts mehr abstreiten, oder? Es gibt Leute hier, die wissen, daß du in deiner Jugend ein Krieger gewesen bist. Und daß du Iolos Bruder bist. Ich schätze, Iolo hatte Mitleid mit dem kleinen Kind und hielt es für deins? So nahm er Idwal in Pflege, und du hast ihm Efas Kette gegeben. Ist es so gewesen?«
Iestyn sagte nichts.
»Später warst du zu alt für das Kriegshandwerk und hast dich als Bauer in Pen Caer niedergelassen. Idwal hat dir nichts bedeutet, außer daß er dich ständig an deine Vergangenheit erinnerte. Jedesmal, wenn du ihn sahst, hat er dich an Efa gemahnt. Ich schätze, daß du Efa umgebracht hast, nicht wahr?«
Iestyn schaute mit haßerfüllten Augen auf.
»Das wirst du nie beweisen können, Gwyddel«, stieß er hervor.
»Ich glaube nicht, daß das nötig ist. Dein Anteil an der Verschwörung von Llanpadern, auf die ich noch zu sprechen komme, ist Verbrechen genug, um dich zu bestrafen. Dennoch ist es gut, diese Geschichte zu klären. Es genügt mir, daß du nichts abstreitest. Als Iolo starb, warst du Erbe seines Besitzes, und als erstes hast du Idwal rausgeworfen, der nun ganz auf sich gestellt war. Er mußte als umherziehender Hirte seinen Unterhalt verdienen, blieb jedoch in dieser Gegend und war dir, ohne es selbst zu wissen, stets ein Dorn im Auge.
Als Idwal des Mordes an Mair angeklagt wurde, dachtest du, dies sei die Chance, den Jungen und mit ihm deine Schuldgefühle loszuwerden. Also hast du den Rachefeldzug gegen ihn angeführt. Du hast die Bewohner zu einem solchen Haß aufgestachelt, daß sie das Gesetz selbst in die Hand nahmen. Deine Schuld war auch das Motiv für deine Beteiligung an Idwals Hinrichtung.«
»Ich habe das nicht allein getan!« rief Iestyn.
»Das stimmt. Mitschuld trägt jeder, der bei Idwals Ermordung dabei war. Doch am tragischsten war Iorwerths Rolle, Idwals leiblichem Vater, und wegen dieses Verbrechens hat er sich dann selbst gerichtet.«
»Einen Augenblick, Schwester Fidelma.« Cathen unterbrach sie nachdenklich. »Du hast uns eine furchtbare Geschichte erzählt, und es scheint, als würden genügend Leute sie bestätigen können. Und du sagst, daß Idwals Tod ein Verbrechen ist. Das mag sein. Doch was ist mit den Verbrechen, die an Mair und Bruder Meurig begangen wurden? Was immer Iestyn in der Vergangenheit auf dem Kerbholz hat, du scheinst ihn nicht wegen dieser Morde anzuklagen, Idwal aber hast du auch noch nicht freigesprochen.«
Fidelma neigte leicht den Kopf und lächelte. »Du bist ein kluger Richter, Prinz Cathen. Bisher haben wir nur das Feld abgesteckt und versucht, den Nebel aufzulösen, der die zentrale Handlung dieser Tragödie verdunkelte.«
Wieder legte sie eine Pause ein.
»Iorwerth glaubte nur das Beste von seiner Tochter Mair. So behauptete er, sie sei noch Jungfrau gewesen und beschuldigte Idwal, sie vergewaltigt zu haben. Mair hatte jedoch schon sexuelle Erfahrungen gemacht. Ihre Freundinnen wußten, daß sie mehrere Männer kannte und vor allem reifere Männer vorzog. Sie hatte einen Liebhaber.«
»Das ist eine gefährliche Mutmaßung. So etwas darfst du nur behaupten, wenn du Beweise hast
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