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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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besteht, König von Dyfed zu sein«, sagte Clydog soeben, »ihnen den Auftrag gegeben hat, herauszufinden, wohin Pater Clidros Klostergemeinschaft verschwunden ist.«
    Schallendes Gelächter erhob sich.
    »Nicht einmal der alte Gwlyddien ist so beschränkt, einem Angelsachsen einen solchen Auftrag zu geben«, rief jemand schrill.
    »Er hat mir aber diesen Auftrag gegeben.« Fidelmas Stimme war kalt und ruhig, doch so bestimmend, daß das Gegröle sofort verstummte, die Männer schwiegen und abwartend zu ihr aufschauten.
    Clydog lachte und trat vor. »So will ich dich vorstellen, Lady. Das ist Fidelma von Cashel, Schwester des Königs jenes Reiches.«
    »Wo zum Teufel liegt Cashel?« fragte ein Mann.
    »Dummkopf!« Clydog lächelte. »Es ist eines der größten der fünf Königreiche von Éireann. Dieses Land hier hätte mit seiner Fläche mehrmals darin Platz, und das würde immer noch nicht ausreichen.«
    Eadulf staunte über die Kenntnisse, die Clydog besaß.
    »Ein wohlhabendes Land, oder?« rief eine durchdringende Stimme.
    »Wohlhabend genug«, bestätigte ihm Clydog.
    »Warum sollte der alte Gwlyddien sie damit beauftragen, in Llanpadern Ermittlungen anzustellen?« fragte ein anderer.
    »Weil sie eine dálaigh ist, meine Freunde.«
    »Was in aller Welt ist das?« erkundigte sich der nächste.
    »Eine dálaigh , du Trottel, ist das gleiche wie ein barnwr hier. Eine Richterin, jemand, der Verbrechen und rätselhafte Vorfälle untersucht und über die Schuldigen ein Urteil fällt.«
    »Warum schickt er dann eine Gwyddel? Gibt es in Dyfed nicht genügend Richter?«
    »Ja, warum wohl? Am Ende kann man niemandem von ihnen trauen«, meinte Clydog mit spöttischem Grinsen.
    »Vielleicht«, warf Fidelma mit kühler Stimme ein, »wollt ihr das König Gwlyddien selbst fragen? Doch möglicherweise habt ihr nicht den Mut, dafür nach Menevia zu gehen.«
    Clydog sah mit einem Lächeln zu ihr auf. Da er aber ständig lächelte, konnte sie dem auf keinen Fall vertrauen.
    »Es reicht! Es reicht!« fuhr Corryn schroff dazwischen. »Habe ich nicht gesagt, daß niemand mit den Gefangenen sprechen soll?«
    Clydog blickte seinen Mitstreiter verärgert an. »Gönnst du meinen Leuten nicht ein kleines bißchen Spaß?«
    »Spaß sollen sie haben, nachdem unsere Sache getan ist.«
    »Dennoch ist es eine grundlegende Frage, Corryn. Warum sollte der alte Narr solch einen Auftrag dieser Frau anvertrauen, selbst wenn sie eine dálaigh ist? Warum einer Gwyddel?«
    Seine Männer murmelten etwas Bestätigendes. Eadulf konnte nicht umhin, vom Eingang der Hütte den Männern laut entgegenzuhalten: »Schwester Fidelma hat den Ruf, ungewöhnliche Kriminalfälle lösen zu können.«
    Clydog grinste ihn an. »Unser sächsischer Freund ist sparsam mit seinen Worten. Wie ihr hören könnt, Leute, so ist ihm unsere Sprache nicht fremd, ebensowenig der guten Schwester hier. Doch wenn er spricht, sagt er nur Bedeutsames.« Er wandte sich wieder Fidelma zu. »Kennst du das Satyricon des Petronius, Lady?«
    Die Frage überraschte Fidelma. »Ich habe Petronius gelesen«, sagte sie.
    Clydog neigte leicht den Kopf. »Bei ihm steht folgendes: Raram facit misturam cum sapientia forma . Hier handelt es sich um so einen seltenen Fall.«
    Fidelma errötete. Die Zeile, die er zitiert hatte, besagte, daß sich selten Schönheit und Klugheit in einer Person paarten.
    »Du scheinst eine gewisse Bildung genossen zu haben, Clydog. Und deine Zunge kann einem Honig ums Maul schmieren. Ich antworte dir mit einer Zeile von Plautus: Ubi mel ibi apes … Honig zieht Bienen an, und du solltest daran denken, daß Bienen stechen können.«
    Clydog schlug sich auf die Schenkel und brach in Lachen aus, während seine Männer ihn erstaunt anstarrten, denn sie hatten die Worte, die ihr Anführer und Fidelma gewechselt hatten, nicht verstanden.
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, dich heute abend zu unterhalten, Lady. Ich werde mich selbst auf die Jagd nach einem Hirsch machen, den wir dann am Spieß braten können.«
    »Wie lange willst du uns gefangenhalten?«
    »Vorerst seid ihr meine Gäste.«
    »Hast du keine Angst vor dem, was der König von Dyfed unternehmen könnte, wenn er von unserer Festnahme erfährt?«
    » Falls er davon erfährt, Lady«, erwiderte er mit Nachdruck.
    »Glaubst du etwa, daß du das lange vor ihm verbergen kannst?«
    Clydog blieb unerschütterlich. »Gewiß doch.«
    Seine Unbekümmertheit reizte Fidelma. Sie versuchte, ihn ein wenig in Rage zu bringen.

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