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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Tochter übel nachzureden?« stieß er schließlich aufgebracht hervor.
    »Du behauptest also, daß du davon nichts wußtest? Und du hattest auch keine Ahnung, wer der ältere Liebhaber war?«
    Iorwerth starrte Fidelma zornentbrannt an, aber dann hatte er sich im Griff. »Hat dir das dieser Einfaltspinsel erzählt? Hat Idwal diese Lügen verbreitet?« fauchte er sie an.
    »Warum bist du dir so sicher, daß es Lügen sind?«
    »Weil Idwal sich vor seinen Anklägern verteidigen wollte. Er hat dich zum Narren gehalten, Gwyddel. Er hat dich zum Narren gehalten!«
    »Und wenn ein anderer Zeuge das gesagt hat und nicht Idwal? Was dann?«
    Iorwerth schaute sie mißtrauisch an. »Welcher Zeuge? Das ist eine Lüge. Meine Tochter hatte vor mir keine Geheimnisse.«
    »Selbst unter normalen Umständen würde eine Tochter ihrem Vater nicht anvertrauen, wann und wie sie ihre Jungfräulichkeit verloren hat.«
    Jetzt betrachtete ihn Fidelma genau. Ihr ging der Ausspruch vultus est index animi durch den Sinn. Der Gesichtsausdruck eines Menschen verrät viel über seine Seele. Iorwerth hatte Angst.
    »Erzähle mir von Mair«, forderte ihn Fidelma auf. »Wie war sie als Tochter?«
    Der kräftige Schmied setzte sich plötzlich hin und vergrub sein Gesicht in den Händen. Zu ihrer Überraschung wurde seine große Gestalt von einem Schluchzen geschüttelt.
    »Sie war keine gute Tochter. Doch sie war alles, was mir von ihrer Mutter geblieben war, und sie war ihr Ebenbild. Die arme Esyllt. Ich habe ihr furchtbar Unrecht getan. Sie starb, als Mair noch klein war. Ich wollte es wiedergutmachen … an Mair.«
    »Ich verstehe.« Fidelmas Stimme klang nun mitfühlender. »Du hast Esyllts Verlust wettgemacht, indem du Mair verwöhnt hast. In welcher Beziehung war sie keine gute Tochter?«
    »Sie war eigensinnig, so wie ich auf gewisse Weise. Sie tat, was sie wollte. Sie war … eine Persönlichkeit mit einem starken Willen, wie ein Pferd, das man nicht bändigen kann. Sie wollte mir nicht gehorchen.«
    »Also hätte sie dir nie im Leben gesagt, daß sie einen Liebhaber hatte.«
    »Sie wußte, wie wichtig es war für … für uns beide, daß sie die Ehe einging, die mit Madog, dem Goldschmied von Carn Slani, arrangiert worden war.«
    »Eine Ehe nach Absprache?«
    »Ja.«
    »Hat Mair eingewilligt?«
    »Sie wußte, daß wir das Geld brauchen, das eine Verbindung mit Madog einbringen würde.«
    »Doch sie hätte sich vielleicht einen anderen Mann ausgesucht, wenn sie die Wahl gehabt hätte?«
    »Sie war eigensinnig.«
    »Gwnda hat uns gesagt, daß sie eine pflichtbewußte Tochter war.«
    Iorwerth machte eine verächtliche Geste. »Gwnda weiß auch nicht mehr, als andere ihm erzählen.«
    »Also kannte er Mairs Eigensinn nicht?«
    »Die meisten Leute kannten ihren Eigensinn. Und Gwndas Tochter Elen war eng mit Mair befreundet, sie waren wie Schwestern. Da konnte er kaum übersehen, daß Mair ihren eigenen Kopf hatte.«
    »Man sagte uns, du hättest Mair und Idwal verboten, sich zu treffen. Also warst du dir wohl ziemlich sicher, daß Mair sich über deine Anweisungen hinwegsetzen würde?«
    Iorwerth schnaubte gereizt. »Ja, vielleicht. Aber Idwal hatte Angst vor mir. Er war ziemlich schüchtern.«
    »Wirklich?« fragte Fidelma überrascht. »Schüchtern, doch du behauptest, er hat deine Tochter ermordet.«
    »Er war schüchtern gegenüber Männern. Ein Feigling entpuppt sich oft als ein mutiger Mörder.«
    »Erzähl mir, wie der Vormittag des Tages verlief, an dem Mair sterben mußte – sagen wir von dem Zeitpunkt an, als du aufgestanden bist.«
    Iorwerth wirkte verwirrt. »Ich verstehe nicht …«
    »Sei so gut«, bat ihn Fidelma.
    »Nun, bei Morgengrauen stand ich auf und schürte das Feuer in der Schmiede. Kurz darauf kam Mair, um sich zu verabschieden.«
    »Sich zu verabschieden?« fragte Eadulf.
    »Sie wollte zu ihrer Cousine nach Cilau.«
    »Cilau? Hat nicht Elen dort auch eine Cousine?«
    Iorwerth nickte.
    »Soviel ich weiß – ja. Ich glaube schon. Sie ging fort, und ich war mit meiner Arbeit beschäftigt, da sah ich, wie Idwal ziemlich außer Atem angerannt kam. Das erschien mir merkwürdig. Ihn so rennen zu sehen, meine ich.«
    »Du sagtest, er kam in den Ort?«
    »Er rannte gerade über die Brücke vor …«
    »Moment mal. Welchen Weg hatte Mair genommen?«
    »Den über die Brücke.«
    »Also muß Idwal ihr begegnet sein?«
    »Ihr wißt ja, der Weg führt durch den Wald, in dem sie gefunden wurde, und zwar nach Westen und nach

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