10 - Die Angel Chroniken 3
erbärmlich. Angel war kurz davor, Willow vor ihren Augen zu erdrosseln.
»Das bist doch nicht du«, sagte sie und starrte dieses Raubtier an, das ihre Freundin bedrohte.
»Das Thema hatten wir doch schon mal!«, schnauzte er sie verächtlich an.
Buffy wusste, dass der Schmerz deutlich auf ihrer Miene zu lesen stand, während sie darum kämpfte, zu ihm durchzudringen. »Angel, es muss doch noch etwas in dir geben, das sich daran erinnert, wer du wirklich bist.« Bitte Angel, bitte hör auf.
»Träum weiter«, höhnte er. »Dein Boyfriend ist tot. Ihr werdet ihm alle bald Gesellschaft leisten.«
Hinter Angels Rücken nahm Xander Miss Calendar das Kreuz aus der Hand und näherte sich langsam dem Vampir.
»Lass Willow los und stell dich mir zum Kampf!«, befahl Buffy.
»Aber sie ist so niedlich.« Er kniff Willow in die Wange. Willow keuchte vor Entsetzen. »Und hilflos.« Seine Stimme wurde heiser, einschmeichelnd. Sein Claddagh-Ring blitzte im spärlichen Licht des Korridors. Buffy wurde fast übel.
Da handelte Xander. Er lief um Angel herum und drückte ihm das Kreuz ins Gesicht. Angel brüllte zornig und schleuderte
Willow in Xanders Arme. Beide prallten gegen die Wand und rutschten zu Boden.
Vor Wut kochend wandte sich Angel Buffy zu, packte sie an den Schultern und beugte sich drohend über sie. Er näherte seinen Mund ihrem Ohr und flüsterte: »Jetzt wird es allmählich interessant.« Dann küsste er sie voller Verachtung und Hass und schleuderte sie von sich. Buffy knallte auf den Boden, mit dem Rücken gegen die Wand. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ins Leere, während Angel den Rückzug durch die Außentüren antrat.
Xander und Willow rannten zu ihrer Freundin. »Buffy«, drängte Xander, »bist du in Ordnung?«
Buffy gab keine Antwort. Sie fuhr fort, ins Leere zu starren.
Sie sagte kein Wort.
3. KAPITEL
Nachdem Angel verschwunden war, versammelten sich alle in der Bibliothek. Giles lief ruhelos um den großen Lesetisch herum. Buffy und die anderen saßen am Tisch und starrten trübsinnig vor sich hin. Buffy fühlte sich weit von den anderen entfernt. Sie konnte sich kaum auf das Gespräch konzentrieren.
»Und wir können absolut sicher sein, dass Angel wieder sein früheres Ich angenommen hat?«, fragte Giles.
»Ja, wir sind uns ziemlich sicher. Oder ist irgendeiner hier anderer Meinung?« Xander blickte ernst in die Runde.
» Giles, Sie hätten Ihren Augen nicht getraut. Er war so ...« Willow holte tief Luft, als ihr die Gefahr, in der sie geschwebt hatte, richtig bewusst wurde. »Er ist gekommen, um uns alle zu töten.«
Cordelia schnitt Willow eine Grimasse. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Ich muss gestehen, dass auch ich nicht mehr weiterweiß«, murmelte Giles.
Miss Calendar sah ihn streng an. »Rupert, reden Sie doch nicht so vor den Kids.«
»Tut mir Leid.« Er bemühte sich um Beherrschung und rieb seine Stirn. »Es ist nur so - die Dinge lagen schon schlimm genug, seit dieser Judge aufgetaucht ist. Nun wechselt auch noch Angel die Seiten... Darauf war ich einfach nicht vorbereitet.« »Keiner von uns war darauf vorbereitet«, murmelte Miss Calendar.
Buffy spielte zerstreut mit ihrem Claddagh-Ring. Willow stand auf und ging zu ihr. »Buffy, geht's dir besser?«, fragte sie sanft.
Buffy schüttelte nur den Kopf.
»Kann ich irgendwas für dich tun?«, fragte Willow. Wieder schüttelte Buffy den Kopf. »Ich hätte es ahnen müssen«, sagte sie traurig. Tränen nässten ihre Wangen. »Ich hab ihn in seiner Wohnung gesehen. Er war... irgendwie anders. Was er sagte, war...« Sie brach ab. Giles beugte sich vor, bereit, alles sofort schriftlich aufzuzeichnen. »Was hat er gesagt?«
Buffy wandte den Blick ab. »Das ist privat.«
»Aber du wusstest nicht, dass er wieder zum Vampir geworden ist?«, fragte Miss Calendar.
Willow blickte von Buffy zu der Lehrerin. »Woher wussten Sie es?«
»Was?«
»Sie wussten es«, sagte Willow langsam. »Sie sagten mir, ich solle von ihm wegbleiben.« Miss Calendar zuckte die Achseln. »Ich habe sein Gesicht gesehen.«
Giles war immer noch um Aufklärung bemüht. »Wenn wir nur wussten, wie es geschehen konnte.«
Das ließ Buffy aufhorchen. »Was meinen Sie damit?« Sie sah ihn eindringlich an.
»Nun, irgendein Ereignis muss seine Veränderung bewirkt haben«, erklärte er. »Und wenn es jemanden gibt, der darüber Bescheid wissen müsste, so bist du das.«
Oh Gott, nein. Bitte, nicht.
»Ich weiß nichts«, platzte Buffy heraus.
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