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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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die Krieger nach vorn. Und nicht nur einhundert. Fünfhundert, schätzte Jon Snow, als sie zwischen den Bäumen hervortraten, vielleicht sogar tausend. Einer von zehn war zu Pferde, bewaffnet waren sie alle. Auf dem Rücken trugen sie runde geflochtene Schilde, die mit Haut und gehärtetem Leder bespannt waren und auf die Schlangen und Spinnen, abgehackte Köpfe, blutige Hämmer, eingeschlagene Schädel und Dämonen gemalt waren. Einige trugen gestohlenen Stahl, verbeulte Rüstungsteile, die sie den Leichen gefallener Grenzer abgenommen hatten. Andere trugen Panzer aus Knochen, wie Rasselhemd. Alle waren in Fell und Leder gekleidet.
    Unter ihnen waren auch Speerfrauen mit langem wallendem Haar. Jon konnte sie sich nicht anschauen, ohne an Ygritte zu denken: an den Feuerglanz in ihrem Haar, an ihren Blick, als sie ihn in der Höhle ausgezogen hatte, an den Klang ihrer Stimme. »Du weißt gar nichts, Jon Snow«, hatte sie hundert Mal zu ihm gesagt.
    Das stimmt heute noch genauso wie damals. » Du hättest die Frauen zuerst schicken können«, sagte er zu Tormund. »Die Mütter und die Mädchen.«
    Der Wildling blickte ihn verschlagen an. »Ja, das hätte ich tun können. Und ihr Krähen könntet dann einfach das Tor zumachen. Wenn ein paar Kämpfer auf der anderen Seite sind, nun, dann bleibt das bestimmt offen, oder?« Er grinste. »Ich habe dein verfluchtes Pferd gekauft, Jon Snow. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht die Zähne ansehen könnten. Du brauchst jetzt aber nicht zu denken, ich und meine Leute würden euch nicht vertrauen. Wir vertrauen euch ebenso wie ihr uns.« Er schnaubte. »Du wolltest doch Krieger, oder nicht? Nun, da sind sie. Jeder von ihnen ist sechs von deinen Krähen wert.«
    Jon musste lächeln. »Solange sie sich ihre Waffen für unseren gemeinsamen Feind aufheben, soll mir das recht sein.«
    »Habe ich dir nicht mein Wort darauf gegeben? Das Wort von Tormund Riesentod. Das ist so stark wie Eisen.« Er wandte sich ab und spuckte aus.
    Im Strom der Krieger befanden sich auch viele Väter von Jons Geiseln. Manche starrten ihn mit kalten toten Augen an, wenn sie an ihm vorbeigingen, und legten die Hand auf den Schwertgriff. Andere lächelten ihn an wie einen seit langem vermissten Verwandten, und manches Lächeln bereitete Jon Snow mehr Unbehagen als die bösen Blicke. Niemand kniete, doch viele schworen ihm ihren Eid. »Was Tormund schwört, schwöre auch ich«, erklärte der Schwarzhaarige Brogg, ein Mann, der nicht viele Worte machte. Soren Schildbrecher neigte den Kopf einen Zoll und knurrte: »Sorens Axt gehört dir, Jon Snow, wenn du sie jemals brauchen solltest.« Der rotbärtige Gerrick Königsblut brachte drei Töchter mit. »Sie werden gute Weiber abgeben und ihren Männern starke Söhne mit königlichem Blut schenken«, prahlte er. »Wie ihr Vater stammen sie von Raymun Rotbart ab, der einst König-jenseits-der-Mauer war.«
    Blut bedeutete beim Freien Volk wenig und noch viel weniger, wie Jon wusste. Ygritte hatte ihm das beigebracht. Gerricks Töchter hatten das gleiche feuerrote Haar, doch ihres war ein Wirrwarr von Locken gewesen, während das der drei lang und glatt herabhing. Vom Feuer geküsst. » Drei Prinzessinnen, eine lieblicher als die andere«, antwortete er ihrem Vater. »Ich werde dafür sorgen, dass man sie der Königin vorstellt.« Selyse Baratheon würden diese drei besser gefallen als Val, vermutete er, denn sie waren jünger und beträchtlich schüchterner. Süß anzusehen allemal, auch wenn der Vater ein Dummkopf zu sein scheint.
    Wied Wanderer schwor einen Eid auf sein Schwert, ein schartiges krummes Stück Eisen, wie Jon es noch nie gesehen hatte. Devyn Seehundhäuter schenkte ihm einen Hut aus Seehundsfell, Harl der Jäger eine Kette aus Bärenkrallen. Die Kriegerhexe Morna nahm ihre Maske aus Wehrholz gerade lange genug ab, um seine behandschuhte Hand zu küssen und ihm zu schwören, sie werde sein Mann oder seine Frau sein, was immer er bevorzuge. Und so weiter und so fort.
    Während die Krieger vorbeigingen, gaben sie ihre Reichtümer ab und legten sie auf einen der Karren, den die Burschen vor dem Tor abgestellt hatten. Bernsteinanhänger, goldene Halsbänder, edelsteinbesetzte Dolche, Silberbroschen mit Juwelen, Armbänder, Ringe, Blachmal-Becher und goldene Kelche, Kriegshörner und Trinkhörner, einen grünen Jadekamm, eine Kette aus Süßwasserperlen … alles wurde übergeben und von Bowen Marsh verzeichnet. Ein Mann legte ein Hemd aus

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