10 - Operation Rainbow
für die Umwelt entstand. Ja, das war vordringlich, und glücklicherweise wurden im Anhang die entsprechenden Daten einzelner Reaktoren im ganzen Land verglichen. Sie steckte sich ein weiteres Pfefferminz in den Mund und beugte sich v or, legte die Blätter ordentlich vor sich hin, um sie besser lesen zu können.
***
»Es scheint zu wirken«, erklärte Steve leise.
»Wie viele der Stränge sind unversehrt?« wollte Maggie wissen.
»So zwischen drei und zehn.«
»Und wie dick ist die Umhüllung?«
»Sechs Mikro. Kaum zu glauben; die Umhüllung ist weißgefärbt, so daß sie das Licht gut reflektiert, besonders UV-Strahlen, und im wäßrigen Sprühnebel ist nichts zu sehen.« Die einzelnen Kapseln waren mit bloßem Auge kaum zu erkennen, man benötigte schon ein Mikroskop. Besser noch, ihr Gewicht war so gering, daß sie Staubpartikeln gleich in der Luft schwebten. Man konnte sie einatmen, wie man Zigarettenqualm in der Kneipe abbekommt, ohne selbst zu rauchen. Einmal in den Körper eingedrungen, löste sich die Hülle auf und würde die Shiva-Stränge in die Lungen oder in den oberen Magen-Darm-Trakt entlassen, wo sie an die Arbeit gehen konnten.
»Wasserlöslich?« fragte Maggie.
»Mit der Zeit ja; schneller geht es, wenn biologische Aktivstoffe im Wasser enthalten sind, wie beispielsweise die Spuren von Salzsäure im Speichel. Für das Zeug könnten wir bei den Irakis Milliarden ernten, Mädel - oder bei jedem anderen, der bei biologischer Kriegführung in der Welt da draußen mitmischen will.«
Ihre Firma hatte die Technologie entwickelt; sie arbeitete mit Sondergenehmigung der Gesundheitsbehörde an einer Methode, Impfstoffe zu verabreichen, ohne die herkömmlichen Spritzen zu verwenden. Bislang erforderte Impfen mehr oder minder professionelle medizinische Vorkenntnisse. Die neue Technik machte sich Elektrophorese zunutze, um mit winzigen Mengen schützenden Gels noch kleinere schwebende Bioaktiv-Elemente zu umhüllen. Künftig würden Menschen Impfstoffe mit einem Getränk einnehmen, anstatt sich spritzen zu lassen. Falls jemals ein wirksamer AIDS-Impfstoff gefunden wurde, konnte er auf diese Weise in Afrika angewandt werden, wo es den meisten Ländern an Infrastrukrur zur Seuchenprophylaxe fehlte. Steve führte soeben den Nachweis, daß auf dieselbe Weise, mit gleicher Treffsicherheit und Wirksamkeit, auch aktive Viren in den Organismus eingeschleust werden konnten.
»Wie können wir die Ergebnisse gegenchecken?« erkundigte sich Maggie.
»Affen. Sind wir im Labor für Versuche mit Affen eingerichtet?«
»Kein Problem«, versicherte sie. Es wäre ein wichtiger Schritt. Sie könnten es ein paar Affen verabreichen und prüfen, wie es sich in der Labor-Population verbreitete. Rhesus-Affen eigneten sich am besten. Ihr Blut war dem menschlichen Blut ähnlich.
***
Subjekt Vier kam erwartungsgemäß als erster dran. Er war dreiundfünfzig Jahre alt, und sein Leberschaden hätte ihm einen Platz ganz oben auf der Anwärterliste für Organempfänger der Universität sichern müssen. Die Haut war, selbst wenn es ihm ein wenig besser ging, gelblich überschattet, aber das hielt ihn nicht davon ab, den Schnaps schneller hinter die Binde zu gießen als jeder andere hier. Seinen Namen hatte er als Chester Soundso angegeben, wie sich Dr. John Killgore erinnerte. Auch Chesters Hirnfunktion war die niedrigste in der gesamten Gruppe. Andauernd hatte er vor der Glotze gesessen, redete kaum mit seinen Genossen, las keines der Cartoon-Bücher - an denen hatten die übrigen ihren Spaß, und Zeichentrickfilme waren der bei weitem populärste Zeitvertreib.
Sie schwebten im Siebten Himmel, mutmaßte John Killgore. Schnaps, soviel sie haben wollten, Schnellimbißfraß vom Feinsten, gutgeheizte Unterkünfte - und die meisten gewöhnten sich sogar daran, die Dusche zu benutzen. Von Zeit zu Zeit fragten einige, worum es eigentlich ging, doch ihre Neugier ließ sich durch die unbestimmten Proforma-Auskünfte der Ärzte und Wachhabenden rasch befriedigen.
Mit ehester mußte jetzt etwas geschehen. Killgore betrat den Schlafsaal und rief ihn beim Namen. Subjekt Vier erhob sich von seiner Liege und kam näher. Er fühlte sich sichtlich unwohl.
»Geht's uns nicht gut, Chester?« erkundigte sich Killgore hinter seiner Atemmaske.
»Irgendwas im Magen. Kann nichts bei mir behalten. Ständig is' mir übel«, gab Vier zurück.
»Am besten kommst du mit, und wir schau'n mal, was wir für dich tun können, ja?«
»Wenn Sie
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