10 - Operation Rainbow
schon abgeräumthat!«
»Wie bitte?«
»Noch am Nachmittag nach der Aktion hat jemand bei der Bank angerufen und fast das ganze Geld anderswohin transferiert. Euer russischer Freund hat mit der einen Hand gegeben, was er mit der anderen wieder eingesackt hat. Hier« - der Inspektor zeigte ihm ein Blatt Papier- »ist die geheime Kontonummer, und das ist die Chiffre, mit der man Buchungen vornimmt. Sechs Millionen Dollar, abzüglich dessen, was ihr für Lastwagen und dergleichen ausgegeben habt. Er hat's einfach abgehoben und vermutlich auf sein Privatkonto überwiesen - da möcht ich drauf wetten! Ihr habt euch den falschen Freund ausgesucht, Leute.«
»Der gottverdammte Scheißkerl!« tobte O'Neil.
»Ich weiß, Tim. Ein Kameradenschwein sind Sie nie gewesen. Aber dieser Seroff hat euch beklaut, soviel steht fest, mein Junge!«
O'Neil stieß einen Fluch aus, der gar nicht sehr katholisch klang. Er erkannte die Kontonummer wieder, auch Seans Schrift, und war einigermaßen sicher, daß der Bulle in dieser Sache nicht flunkerte.
»Nach Shannon ist er in einem gecharterten Firmenjet gekommen. Reiche Säcke werden ja nie kontrolliert, wie Sie wissen. Wenn man herumprotzt wie Graf Koks...«
»Waren Sie dort? Kennen Sie den Flugzeugtyp?«
O'Neil schüttelte den Kopf. »Der Jet hatte zwei Motoren, und das Heck war T-förmig, aber wie der Scheißflieger hieß, weiß ich auch nicht.«
»Und wie ist er zum Treffen gekommen?«
»Ein Wagen hat ihn abgeholt.«
»Wer hat ihn gefahren?« fragte der Inspektor als nächstes.
»Ich verrate keine Namen. Das hab ich von vornherein gesagt!«
»Verzeihen Sie, Tim. Aber ich muß danach fragen. Das wissen Sie so gut wie ich.« Er gab sich allerhand Mühe, das Vertrauen des Terroristen zu gewinnen. »Sean hat diesem Seroff vertraut. Das war offenbar ein Fehler. Zwei Stunden nach Beginn eurer Aktion war das Geld spurlos verschwunden. Das bringt uns auf den Verdacht, er könne dabei gewesen sein, zugeschaut haben, und als sich das Scheitern abzeichnete, hat er euch um den verdienten Lohn geprellt. Traue eben nie einem Russen!« schmeichelte sich der Bulle ein. Seine Freude über die neuen Auskünfte konnte er freilich nicht verhehlen. Natürlich wurde das Vernehmungszimmer abgehört, und schon jetzt telefonierte die Polizei der Hauptstadt mit den irischen Kollegen.
Die irische Nationalpolizei, Garda genannt, hatte fast immer mit den Briten kooperiert, und diesmal machte sie keine Ausnahme. Der zuständige Gardai fuhr höchstpersönlich sofort zum Shannon Airport, um das Flugjournal einzusehen; was ihn betraf, wollte er vor allem wissen, wie zehn Pfund Kokain illegal über die Landesgrenze hereingekommen waren. Der taktische Fehler der IRA "brachte die regionale Polizei erst recht auf die Palme; einige hegten heimliche Sympathien für die Freiheitsbewegung im Norden. Doch diese Sympathie hörte sofort auf, wenn mit Drogen gehandelt wurde, was sie, wie fast alle Bullen der Welt, für das schmutzigste aller Verbrechen hielten.
Das Fluglotsenamt von Shannon hatte Akten über jeden Flug, der je hier angekommen oder abgegangen war. Mit dem Datum gelang es dem Hilfslotsen, das richtige Blatt in weniger als drei Minuten hervorzuzaubern. Doch, ein Gulfstream-Firmenjet war an diesem Morgen früh eingetroffen, wurde aufgetankt und startete kurz danach wieder. Aus den Papieren gingen die Maschinen-Kennziffer und die Namen der Besatzung hervor. Mehr noch, dieses Flugzeug war in den USA bei einer größeren Charterfirma registriert.
Von dem Flughafenbüro aus begab sich der irische Polizeibeamte zum Zoll- und Einwanderungsschalter, wo sich herausstellte, daß am fraglichen Morgen ein Joseph Seroff unbehellig eingereist war. Daheim im Revier fertigte der Gardai Fotokopien von allen relevanten Dokumenten an, die unmittelbar zum Garda-Hauptquartier Dublin, dann weiter nach London und von dort nach New York gefaxt wurden.
***
»Verdammt«, fluchte Dan Murray am Schreibtisch, »es ging wirklich von hier aus, wie?«
»Sieht so aus«, murmelte Chuck Baker, der zuständige Direktionsassistent, der die Verbrechensbekämpfung leitete.
»Dann gehen Sie der Sache nach, Chuck.«
»Worauf Sie sich verlassen können, Dan! Diesmal geht's wirklich ums Ganze.«
***
Dreißig Minuten später betraten zwei Agenten das Büro der Charterfirma am Flughafen von Teeterboro, New Jersey. Sie vergewisserten sich bald, daß ein Joseph Seroff die Maschine gechartert hatte, unter Vorlage eines beglaubigten
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