10 - Operation Rainbow
man was gegen den braunen Schleier unternehmen kann...?«
Ein Blick wie ein Fragezeichen. »Meinen Sie eine Bakterienkultur, die ihn wegfrißt, oder sowas?«
Mark blickte auf. »Nicht ganz...« Wieviel durfte er ihm jetzt schon sagen? Er mußte auf der Hut bleiben. Es war ihre erste Zusammenkunft.
***
»Das Flugzeug in die Hand zu kriegen ist Ihre Sache. Wo Sie damit landen, dabei können wir helfen«, versicherte Popov.
»Und wie?« wollten seine Gastgeber wissen.
»Der Trick besteht darin, aus dem Luftkontrollradar herauszukommen, wie Sie wissen, und so weit zu fliegen, daß man für Kampfflieger unerreichbar wird. Wenn Sie dann in einer unbedenklichen Gegend landen und die Mannschaft loswerden können, sobald Sie eintreffen, ist das Übermalen der Hoheitszeichen keine große Affäre. Die Maschine kann s päter zerstört werden, sogar demontiert, um Ersatzteile wie Motor und dergleichen zu verkaufen. Wenn ein paar Sicherungsnummern abgefeilt sind, verschwindet alles spurlos auf dem internationalen Schwarzmarkt«, erklärte Popov. »Das ist schon mehr als einmal vorgekommen, glauben Sie mir. Geheimdienste und Polizeistellen im Westen reden natürlich nicht gern davon.«
»Die Welt ist mit Radarsystemen vollgestopft!« widersprach der eine Gastgeber.
»Stimmt«, gab Popov zu. »Aber die Luftkontrolle sieht keine Flugzeuge. Sie sehen nur die Signale, die vom elektronischen Antwortgerät zurückgeworfen werden. Nur militärische Radargeräte erkennen das Flugzeug selbst, und welches afrikanische Land hätte eine funktionierende Luftabwehr? Das Risiko, aufgespürt zu werden, kann man auch mit Hilfe eines Störsenders verringern. Ihre Flucht dürfte kein Problem sein, wenn Sie einen internationalen Airport erreichen, mein Freund. - Und das«, mahnte er, »ist das Hauptproblem. Ihr Zielland können wir je nach ideologischer Ausrichtung oder nach finanziellen Gesichtspunkten auswählen. Sie haben die Wahl. Ich empfehle das erstere, aber das andere ist auch möglich«, schloß Popov. Afrika war zwar kein ruhiges Pflaster, was internationales Recht und Zuverlässigkeit von Vereinbarungen betraf, aber Flughäfen zum Auftanken und Versorgen von Düsenmaschinen gab es zu Hunderten.
»Wirklich schade um Ernst«, bemerkte der Gastgeber leise.
»Ernst war ein Idiot«, widersprach seine Freundin wütend. »Er hätte eine kleinere Bank überfallen können. Ausgerechnet mitten in Bern! Aber er mußte sich ja wichtig tun.« Petra Dortmund schnaubte verächtlich. Ihr Ruf eilt ihr voraus, dachte Popov, der sie erst heute kennengelernt hatte. Einst mochte sie hübsch gewesen sein, sogar schön, aber jetzt trug sie das einst blonde Haar schwarzgefärbt, und ihr mageres Gesicht wirkte hart, mit eingefallenen hohlen Wangen und dunklen Augenringen. Kein Gesicht, an das man sich gern erinnerte - weshalb es der europäischen Polizei auch nie gelungen war, sie zu schnappen, ebensowenig wie ihren langjährigen Lebensgefährten Hans Fürchtner.
Fürchtner war dagegen in die Breite gegangen mit rund dreißig Kilo Übergewicht. Sein dichtes Haar war schütter geworden oder abrasiert, ebenso der Bart. Jetzt wirkte er wie ein zufriedener, wohlgenährter Bankier; äußerlich erinnerte nichts mehr an den fanatischen, überzeugten Kommunisten aus den siebziger und achtziger Jahren. Sie bewohnten eine Hütte in den Bergen südlich von München. Ihre wenigen Nachbarn hielten sie für Künstler - beide widmeten sich der Malerei, doch von diesem Hobby stand nichts in ihren Fahndungsakten. In kleineren Galerien wurde auch das eine oder andere Werk feilgeboten, wovon sie bestenfalls ihren Lebensunterhalt, nicht ihren Lebensstil bestreiten konnten.
Wahrscheinlich vermißten sie ihr geschütztes Leben in der ehemaligen DDR und CSSR, dachte Dmirrij Arkadejewitsch. Aus dem Flieger steigen und vom Wagen in bequeme, wenn auch nicht luxuriöse Wohnquartiere gebracht werden, in »speziellen« Intershops einkaufen, die der jeweiligen Partei-Elite vorbehalten waren, gelegentliche Besuche von seriösen, freundlichen Geheimdienstlern, die einen mit Infos für den nächsten Coup versehen... Fürchtner und Dortmund hatten bei mehreren Einsätzen mitgewirkt, einmal sogar bei der Entführung und Vernehmung eines US-Sergeanten vom Atomraketenkommando. Mit dieser Mission hatte sie die sowjetische Abwehr GRU beauftragt. Man hatte viel aus dem Verhör gelernt, das meiste war noch immer aktuell, denn der Sergeant war Experte auf dem Gebiet des amerikanischen
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