10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Felton gegen das Schott, stumpfen Blickes und erschöpft.
Too-Char holte eine Korbflasche aus dem Schrank und füllte den Raum mit weganischen chiral- Düften, als er sie entkorkte. Er nahm mehrere tiefe Züge daraus.
Marner, der sich wieder einmal mit zitternden Fingern durchs Haar strich, hatte nichts dagegen einzuwenden.
Bobby saß am Tisch, den anderen den Rücken zugekehrt. Anhand der schwachen Zuckungen seiner Schultern konnte Felton jedoch ersehen, daß der Junge still vor sich hin schluchzte, es aber beschämt zu verbergen versuchte.
Drei Leute außer mir im Raum, dachte Felton. Einer von ihnen ein Mörder, der vermutlich gerade in diesem Augenblick seinen Plänen den letzten Schliff gab, während er sich hinter der Maske falschen Entsetzens und vorgetäuschter Hilflosigkeit verbarg …
Aber welcher von ihnen?
Welcher? schrie er sich in Gedanken zu. Dann, plötzlich zusammenzuckend, sah er sich um und musterte die anderen, um herauszufinden, ob sie sich seiner verzweifelten Gedanken bewußt waren.
Aber bestimmt!
Und sei es nur deshalb, weil sie von denselben Ängsten befallen waren und wußten, daß er sie selbst empfand. Das heißt – alle bis auf einen.
Felton stieß einen Seufzer aus und senkte mutlos den Kopf. Er fürchtete sich nicht so sehr vor dem Tod als vor der schrecklichen Einsamkeit inmitten des interstellaren Grabgewölbes – auch wenn es nur sein lebloser Körper wäre, den man der Unendlichkeit übergeben würde … Schon einmal war er da draußen gefangen gewesen – ohne Rettungsleine. Und in diesen zwölf Stunden war er beinahe dem Irrsinn verfallen …
»So, meine Herrschaften«, sagte Too-Char plötzlich, dabei die Flüssigkeit in seiner Korbflasche hinunterkippend. »Schätze, wir sollten uns jetzt mit dem Unvermeidlichen befassen.«
Die anderen starrten ihn interessiert an, und er nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche.
»Irgendwann einmal«, fuhr er fort, »müssen wir ja schlafen.«
Felton fragte sich, ob in den Worten nicht auch noch etwas anderes als Verzweiflung klang – Spott, zum Beispiel.
»Aber wird einer von uns Schlaf finden«, meinte der Weganer, »wo wir uns doch darüber im klaren sind, daß ein jeder der nächste sein könnte? Und wo die Gefahr jetzt doppelt groß ist? Früher oder später wird einer von uns, der völlig unschuldig ist, aus Notwehr selbst zu morden anfangen.«
»Ich glaube nicht, daß wir jetzt schon zu hysterischen Tieren werden«, widersprach Marner verbittert.
Too-Char stellte die Flasche krachend auf den Tisch. »Einer von uns wird keinerlei Schwierigkeiten haben, seinen gesunden Menschenverstand zusammenzuhalten«, sagte er heiser. »Und ich habe so den Verdacht, das würde derjenige sein, der sich gegen die Meinung ausspricht, daß wir zu hysterischen Tieren werden könnten!« Marner verlor die Geduld. Er stürzte sich auf Too-Char. Aber Felton packte den Captain bei den Armen.
»Laß ihn doch!« sagte der Weganer herausfordernd und schwang die Korbflasche. »Dann brauchen wir uns vor einem weniger zu schützen!«
Marner blieb noch einen Moment lang angespannt, dann lockerte sich seine Haltung.
»Auf diese Weise kommen wir auch keiner Lösung näher.«
Felton, der ihn zurück auf den Stuhl drückte, fragte sich, warum er gegen den Kampf eingeschritten war. Vielleicht hätte sich der Kreis der Verdächtigen eingeengt …
Too-Char nahm teilnahmslos einen weiteren Schluck aus der Flasche. »Da fällt mir gerade ein«, sagte er, sich über die Lippen wischend, einer von uns wird das Privileg haben, zu wissen, wer der Mörder ist – derjenige nämlich, der am Leben bleibt, wenn die nächsten beiden ermordet sind … Ich frage mich nur, wird diese letzte Enthüllung etwas ans Tageslicht bringen? Wird
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