10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
herumzucken; betäubt sah er, wie der Formbare zwischen dem Gitter hervorkam und sich in eine Sphäre verwandelte. Instinktiv spannte er sich an, aber dann löste sich seine Starre, als ihm einfiel, daß das Ding ja nicht mehr unter Kontrolle stand.
Too-Char lachte dünn – ein hysterischer Ausbruch, der ganz Schmerz und Entsetzen und Begreifen war.
Ratlos starrte Felton ihn an.
»Du hast ihn nicht erschießen können, Felton, weil du es in Wirklichkeit gar nicht wolltest.«
Er zuckte zusammen; stützte sich auf einen Ellbogen mit halb geschlossenen Augen.
»Du hast versucht, die Tür zum Lagerraum abzuschließen, aber du konntest es nicht. Trotzdem glaubtest du, du hättest sie abgeschlossen!«
Felton war benommen; seine Gedanken kreisten. War es möglich, daß er sich nur eingebildet hatte, die Tür zum Lagerraum zu verschließen? Der Eindruck des Absperrens – entsprang dieser nur einer unterbewußten Selbsthypnose?
Der formbare, keinen Meter vom Schachtgitter entfernt, veränderte die Gestalt und bildete zwei plumpe Beine; kam näher. Felton starrte ihn nur fiebrig an.
»Schon vor dem ersten Mord hätten wir erkennen müssen, daß das Ding auch unterbewußt kontrolliert werden konnte.« Die Stimme des Weganers war kaum hörbar, als er zurück auf das Deck fiel. »Jemand hat es die Gestalt einer Frau annehmen lassen … Aber ein jeder leugnete wahrheitsgemäß, es getan zu haben.«
Felton war sich Too-Chars Worte nur dumpf bewußt, als er verzweifelt zurück zum Schott taumelte.
Dem Formbaren wuchsen ein possenhafter Kopf und ein einziger Arm, der wie ein Knüttel aus der Mitte seines mißgestalteten Rumpfes ragte. Schwerfällig wandte er sich an den Weganer.
Too-Char suchte vergeblich, vor dem Ungetüm zurückzuweichen. »Nach drei Morden«, fuhr er fort, seine Augen wie gebannt auf das Ding gerichtet, »hast du dich selbst geschützt, indem du das Ding Marners Kontrolle entrissest, ohne es überhaupt zu wissen! Aber die Schablone war bereits fertig. Es blieb dir nichts anderes übrig, als mit der Mordserie fortzufahren. Und jetzt kannst du nicht aufhören!«
Das Schott fühlte sich kalt und hart gegen Feltons Rücken an, und seine Augen hingen wie gebannt an dem Formbaren – an SEINEM Formbaren! Seinem, und wieder auch nicht seinem, denn er hatte keine bewußte Kontrolle über ihn.
Plötzlich erinnerte er sich an seinen Traum – daran, wie er im Weltraum getrieben war und sich zum Schiff zurückgestoßen hatte, auf Kosten der anderen … Der Traum war wie ein Durchsickern seines Unterbewußtseins gewesen – eine Andeutung der überwältigenden Größe seines Entsetzens. Er hätte damals erkennen müssen, daß er moralisch imstande wäre, sich des Formbaren zu bemächtigen und die Mordserie fortzusetzen, damit sein eigenes Leben keiner weiteren Bedrohung mehr ausgesetzt werden könnte. Den Großteil seiner Masse in den keulenartigen Arm verschiebend, baute sich der Formbare über Too-Char auf. Das einzige Glied seines Oberkörpers verdichtete sich sichtbar; nahm einen stumpfen Glanz an, als es sich zu stählerner Härte zusammenzog.
Der Arm schlug zu, einmal – zweimal.
Der Weganer hauchte sein Leben aus. Nun wandte sich der Formbare an Felton.
Es war schon schwierig genug, die Wünsche, Begierden und Leidenschaften des Bewußtseins zu unterdrücken. Wie aber sollte man den Schuldkomplex des Unterbewußtseins abstellen?
Felton konnte es nicht.
Dem Menschen wird durch eine Behandlung nach der Geburt die Möglichkeit zu morden genommen. Aber es wird immer Menschen geben, die den Willen »zu töten« in sich tragen – und wo ein Wille ist, findet sich stets auch ein Weg!
H. W. Mommers und Ernst Vlcek
Wenn trügerisch
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