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10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

Titel: 10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth W. Mommers und Arnulf D. Kraus
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    »Aber Sie kön­nen doch nicht mor­den, gnä­di­ge Frau. Das ist ganz und gar un­mög­lich.«
    Ein Ton von Un­ge­duld schwang in Dr. Meck­lans Stim­me, als er mit je­ner be­rufs­mä­ßi­gen Gü­te auf sei­ne Pa­ti­en­tin her­ab­sah, de­ren Psych­ia­ter mäch­tig sind. Die Frau be­weg­te sich un­ru­hig auf der Be­hand­lungs­couch. Das al­les we­gen ei­nes Trau­mes.
    »Ich kann es ja selbst kaum glau­ben«, jam­mer­te sei­ne Pa­ti­en­tin. »Aber es war so … so re­al.«
    »Sie ha­ben nur schlecht ge­träumt, gnä­di­ge Frau«, be­ru­hig­te sie der Psych­ia­ter. Er war ei­ne statt­li­che Er­schei­nung, mit scharf­ge­schnit­te­nem Ge­sicht, aus dem graue, un­er­gründ­li­che Au­gen sta­chen. Er kann­te sei­ne Wir­kung auf Frau­en; sie kon­sul­tier­ten ihn aus den fa­den­schei­nigs­ten Grün­den. Da meist ver­hei­ra­tet, be­han­del­ten sie die­se »Kon­sul­ta­tio­nen« dis­kret, und so konn­te er für sich einen Ideal­zu­stand schaf­fen, oh­ne da­bei Ge­fahr zu lau­fen, sich fest bin­den zu müs­sen. Nur gab es auch läs­ti­ge Sub­jek­te, de­ren un­ter­schwel­li­ge Wün­sche zu er­fül­len, kei­nes­wegs in sei­nem Trach­ten lag. Die Frau auf der Be­hand­lungs­couch – zu mol­lig an un­er­wünsch­ten Stel­len, mit kos­me­tisch be­han­del­tem Ge­sicht, und be­müht, ih­re zwei­te Ju­gend als die ers­te hin­zu­stel­len – ge­hör­te zu be­sag­ter Ka­te­go­rie; er woll­te sie, auf ei­ne höf­li­che Art, schnells­tens los­wer­den.
    »Ihr Mann hat ver­spro­chen, zu ei­nem be­stimm­ten Ter­min von der Ge­schäfts­rei­se zu­rück­zu­keh­ren«, fuhr Dr. Meck­lan fort. »Sie ha­ben sich un­ge­wöhn­li­che Mü­he ge­ge­ben, ihm sei­ne An­kunft an­ge­nehm zu ge­stal­ten – ha­ben für die­sen Abend die Dienst­bo­ten ent­las­sen, den Tisch selbst ge­deckt und woll­ten ei­gen­hän­dig ser­vie­ren. Es ist nur all­zu ver­ständ­lich, daß Sie wü­tend wa­ren, als er nicht kam.«
    »Aber konn­te ich des­halb so schreck­lich träu­men? Warum soll­te ich träu­men, ihn um­zu­brin­gen?« flüs­ter­te die Frau und hef­te­te ih­ren fas­sungs­lo­sen Blick auf die ru­hi­gen grau­en Au­gen des Psych­ia­ters. Die­ser frag­te sich im stil­len, ob es nicht doch bes­ser wä­re, sich nur noch den ernst­haf­ten Pa­ti­en­ten zu wid­men. Aber Dr. Meck­lan lieb­te den Lu­xus, und die ernst­haf­ten Fäl­le wa­ren mehr oder we­ni­ger sein Hob­by – da­von hät­te er nicht le­ben kön­nen.
    Dr. Meck­lan wieg­te sanft den Kopf. »Im Traum ge­sche­hen selt­sa­me Din­ge, gnä­di­ge Frau. Bei Ih­nen paar­te sich der Wunsch, Ver­bo­te­nes zu tun, mit der Trau­mei­gen­heit, Un­mög­li­ches zu voll­brin­gen. So träum­ten Sie, Ih­ren Mann um­zu­brin­gen.«
    Dr. Meck­lan stöhn­te in­ner­lich. Sie woll­te ganz ein­fach nicht be­grei­fen. Ihr Geld war ihm will­kom­men, aber leicht ließ sie es einen nicht ver­die­nen.
    »Se­hen Sie, das Un­ter­be­wußt­sein ist ein ge­heim­nis­vol­les, selt­sa­mes Reich – un­er­gründ­lich. Oft gau­kelt es ei­nem Din­ge vor, die ent­setz­lich sind; an die man nor­ma­ler­wei­se nie­mals den­ken wür­de.« Sei­ne Stim­me war die ei­nes ge­dul­di­gen Va­ters. »Es kommt vor, daß man auf einen Men­schen wü­tend ist. Man denkt: ›Ich könn­te ihn um­brin­gen.‹ Aber vom Ge­dan­ken zur Tat ist es ein wei­ter Weg. Und han­delt es sich um Mord, dann ist der Weg un­be­schreit­bar. Neh­men Sie die Mör­der. Glau­ben Sie, auch nur ei­ner von ih­nen hat je­mals schon ge­tö­tet? Und de­ren Wunsch zu tö­ten wur­zelt tiefer.«
    Sie schwieg, und Dr. Meck­lan glaub­te schon, das En­de der Kon­sul­ta­ti­on sei ge­kom­men. Aber die Frau blieb hart­nä­ckig.
    »Und Sie sind ganz si­cher, daß es nicht mög­lich ist, einen Men­schen zu tö­ten? Ich mei­ne, kön­nen es auch die Mör­der nicht?«
    Der Psych­ia­ter seufz­te in Ge­dan­ken. Im War­te­raum wür­de sein letz­ter Pa­ti­ent schon un­ge­dul­dig wer­den – ein Fall, un­gleich in­ter­essan­ter und nicht min­der ein­träg­lich.
    »Ha­ben Sie je­mals von ei­nem hun­dert­pro­zen­ti­gen Mord ge­hört? Nein.
    Sie wis­sen si­cher, daß je­der Mensch nach der Ge­burt ei­nem

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