10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
kam. Andere Alternativen werden durch den Druck der Zeugenaussagen ausgeschlossen. Es wird Ihnen nicht entgangen sein, daß alle vorgeladenen Zeugen überwiegend für die Staatsanwaltschaft ausgesagt haben. Ist es nicht bemerkenswert, daß kein einziger Zeuge für die Verteidigung ist?«
Er wartete, um eine gute Wirkung zu erzielen, und wiederholte dann, mit spezieller Betonung: »Nicht ein einziger!«
Er nahm einen weiteren Schluck Wasser, setzte sich und glättete sorgfältig seine Hosenbeine.
Eines schien ziemlich klar: Maeth hatte einen schlechten Charakter.
Der Verteidiger brachte gleich zu Beginn ein wenig Unruhe unter die Anwesenden, als er sich erhob und erklärte:
»Euer Gnaden, die Verteidigung beabsichtigt nicht, ein Plädoyer zu halten.«
Die Richter starrten ihn an, als wäre er zehnmal mehr sehenswert als sein Klient. Sie hantierten mit Papieren und tuschelten untereinander.
Nach einiger Zeit fragte der Vorsitzende: »Meinen Sie damit, daß Sie jetzt Ihren Klienten dem Urteil der öffentlichen Abstimmung überlassen?«
»Eventuell, Euer Gnaden, aber noch nicht jetzt. Ich möchte einen Zeugen für mich stellen, und dieser soll mein Plädoyer ersetzen.«
»Fahren Sie fort«, ordnete der Richter an, schaute dabei aber finster und zweifelnd drein.
Sich an Maeth wendend, sagte der Verteidiger: »Sind in Ihrer Welt alle gleich Ihnen, nämlich telepathisch und stimmlos?«
»Ja, jeder.«
»Sie haben alle einen gemeinsamen Nervenstrang, oder, um es einfacher auszudrücken, sie denken mit einem gemeinsamen Gehirn?«
»Ja.«
»Das ist der wesentlichste Punkt, in dem Ihre Welt sich von unserer unterscheidet: die Leute bei Ihnen haben ein gemeinsames Gehirn und daher gemeinsame Gedanken?«
»Ja«, kratzte Maeth mit der Kreide.
»Erzählen Sie diesem Gericht etwas über Ihre Eltern.«
Maeth schloß einen Moment die Augen, als eilten seine Gedanken in weite, weite Ferne.
»Meine Eltern waren Monstrositäten. Sie lösten sich immer mehr vom allgemeinen Nerv, bis sie fast den Kontakt zum allgemeinen Hirn verloren hatten.«
»Und das konnte Ihre Rasse nicht dulden?« fragte der Verteidiger.
»Nein.«
»Sie wurden getötet, weil sie eine eigene Meinung hatten?«
Eine lange Pause und dann ein zögerndes »Ja«. Die Schrift auf der Tafel war dünn, zittrig, kaum entzifferbar.
»In der Verfassung, in der Sie waren, sind Sie da nicht aus lauter Verzweiflung geflohen?«
»Ja.«
Der Verteidiger wandte sich an die Richter. »Ich hätte gern noch weitere Fragen an den vierten Zeugen gestellt.«
Sie nickten zustimmend, und Professor Allain wurde wieder vorgeführt.
»Professor, wollen Sie diesem Gericht als Experte, der meinen Klienten lange und genau studiert hat, sagen, ob der Angeklagte alt oder jung ist?«
»Jung«, sagte Allain sofort.
»Sehr jung?«
»Ziemlich jung«, erwiderte Allain. »Noch nicht erwachsen.«
»Danke.«
Der Verteidiger ließ seinen Blick über den Gerichtssaal schweifen.
Nichts in seinem Ausdruck ließ den folgenden Schlag vermuten. Ruhig fragte er:
»Männlich oder weiblich?«
»Weiblich«, antwortete Allain.
Ein Reporter ließ sein Notizbuch fallen. Das war das einzige Geräusch für lange Zeit. Dann kam ein tiefes Aufatmen. Die Kameras schnurrten und wurden voll auf Maeth gerichtet; erstauntes Murmeln füllte den Gerichtssaal von einem Ende zum anderen.
Ganz hinten auf der Galerie zeichnete der berüchtigste Karikaturist dieser Tage unter größter Anstrengung eine Skizze des Angeklagten, angebunden an eine auf den Mond gerichtete Rakete. Der Titel war: »Stachels Weltraumfahrt.« Wie sollte er es, ihn, sie nun nennen? Stacheline? Er
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