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10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

Titel: 10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth W. Mommers und Arnulf D. Kraus
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rauf­te sich das Haar, such­te ver­ge­bens nach ei­nem neu­en Ti­tel.
    Man konn­te doch ein so klei­nes, ein­sa­mes weib­li­ches We­sen nicht an­pran­gern!
    Der Staats­an­walt saß da mit ge­schlos­se­nen Lip­pen und dem Aus­druck ei­nes Man­nes, dem man acht­zig Pro­zent des Bo­dens un­ter den Fü­ßen weg­ge­zo­gen hat­te.
    Er kann­te das Volk.
    Er ver­moch­te des­sen Re­ak­ti­on auf zehn­tau­send Stim­men plus oder mi­nus zu schät­zen.
    Al­le blick­ten auf die gol­de­nen Au­gen. Sie wa­ren noch im­mer groß, aber ir­gend­wie wa­ren sie weich und leuch­tend ge­wor­den, was man frü­her nicht be­merkt hat­te. Jetzt sah man es. Nach­dem man es wuß­te, konn­te man es wirk­lich se­hen, daß sie weib­lich wa­ren. Und auf son­der­ba­re, un­er­klär­li­che Wei­se war die gan­ze Ge­stalt an­ders, we­ni­ger un­mensch­lich, viel­leicht so­gar ent­fernt mensch­lich ge­wor­den!
    Mit ge­schick­tem Ein­füh­lungs­ver­mö­gen ließ der Ver­tei­di­ger ge­nü­gend Zeit für die Zu­hö­rer, ih­re Ge­dan­ken zu sam­meln, be­vor er sorg­fäl­tig zum nächs­ten Schlag aus­hol­te.
    »Eu­er Gna­den, es gibt einen Zeu­gen für die Ver­tei­di­gung.«
    Der Staats­an­walt lehn­te sich zu­rück und schau­te sich su­chend um. Die Rich­ter putz­ten ih­re Bril­len und schau­ten eben­falls. Ei­ner von ih­nen gab ei­nem Ge­richts­be­am­ten ein Zei­chen, wor­auf die­ser so­fort brüll­te:
    »Der Zeu­ge für die Ver­tei­di­gung!«
    Der große Saal hall­te das all­ge­mei­ne Mur­meln wi­der.
    »Der Zeu­ge für die Ver­tei­di­gung. Es gibt einen Zeu­gen für die Ver­tei­di­gung!«
    Ein kahl­köp­fi­ger, klei­ner Mann kam mit ei­nem großen Ku­vert nach vor­ne. Als er den Zeu­gen­stuhl er­reich­te, nahm er ihn nicht selbst ein, son­dern leg­te ei­ne Fo­to­gra­fie in der Grö­ße von hun­dert mal sech­zig Zen­ti­me­ter dar­auf.
    So­wohl das Ge­richt als auch die Ka­me­ras schenk­ten dem Bild nur einen kur­z­en, flüch­ti­gen Blick, denn es war ein­deu­tig er­kenn­bar. Ei­ne Da­me, die ei­ne Fa­ckel hielt.
    Miß­ge­stimmt und stirn­run­zelnd stand der Staats­an­walt auf und be­klag­te sich: »Eu­er Gna­den, wenn man mei­nem Geg­ner er­laubt, die Frei­heits­sta­tue als Zeu­gen zu be­han­deln, wird er die­ses gan­ze Ver­fah­ren der Lä­cher­lich­keit preis­ge­ben und …«
    Ein Rich­ter un­ter­brach ihn mit der schar­fen Be­mer­kung: »Wir sind durch­aus fä­hig, die Wür­de die­ses Ge­rich­tes zu wah­ren!«
    Er wid­me­te so­dann sei­ne Auf­merk­sam­keit dem Ver­tei­di­ger, blick­te ihn über die Rän­der sei­ner Bril­le an und sag­te:
    »Ein Zeu­ge ist dann als sol­cher an­zu­se­hen, wenn er der Ju­ry hel­fen kann, ein ge­rech­tes Ur­teil zu fäl­len.«
    »Ich bin mir des­sen be­wußt, Eu­er Gna­den«, ver­si­cher­te der Ver­tei­di­ger, nicht im ge­rings­ten ver­stört.
    »Sehr gut.«
    Der Rich­ter lehn­te sich leicht er­staunt zu­rück.
    »Las­sen Sie das Ge­richt die Aus­sa­ge des Zeu­gen hö­ren.«
    Der Ver­tei­di­ger gab dem klei­nen Mann ein Zei­chen, wor­auf die­ser un­ver­züg­lich ei­ne wei­te­re große Fo­to­gra­fie brach­te und über die ers­te leg­te.
    Man sah die rie­si­ge Säu­len­plat­te; der bron­ze­ne Rock­saum der Da­me »Frei­heit« war oben kaum sicht­bar.
    Da stan­den Wor­te auf der Plat­te, ge­schrie­ben in großen und küh­nen Let­tern.
    Ei­ni­ge der Rich­ter blick­ten wie­der nur kurz hin, da sie ja die­se Wor­te aus­wen­dig kann­ten, aber die an­de­ren la­sen sie durch, ein­mal, zwei­mal, ja, so­gar drei­mal.
    Vie­le, un­ter ih­nen sol­che, die Jah­re hin­durch täg­lich zwei­mal na­he dar­an vor­über­gin­gen, hat­ten die­se Wor­te nie zu­vor ge­le­sen. Mil­lio­nen von Men­schen, de­nen die­se Wor­te neu wa­ren, wur­den sie nun im Bild über­mit­telt. Ein Spre­cher wie­der­hol­te sie über den Rund­funk.
     
    Send me your ti­red, your poor,
    Your hudd­led mas­ses year­ning to brea­the free.
    The wret­ched re­fu­se of your tee­ming sho­re,
    Send the­se, the ho­me­less, tem­pest-tost to me –
    I lift my Lamp be­si­de the Gol­den Door.
     
    Schickt mir eu­re Mü­den, eu­re Ar­men,
    Eu­re Mas­sen, die sich seh­nen, frei zu at­men

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