10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
sie vergrub sie am Ufer, und dann trat sie den Sand fest.
Sie begann den See entlang zu laufen und blieb plötzlich stehen, den Rücken zur Schachtel gewandt, die sie vergraben hatte.
Erregt lehnte sich Kimber vor, als er erkannte, was jetzt geschehen würde. Sooft er es auch gesehen hatte, er konnte es noch immer nicht recht glauben.
Plötzlich war das Mädchen im Wasser, dort, wo sie die Schachtel vergraben hatte. Sie ging nicht hin, sie lief nicht hin, sie sprang auch nicht hin – sie war einfach dort! Und da, wo sie vorher gestanden hatte, sickerte Wasser in den Sand.
Sie sprang aus dem Wasser, schüttelte sich und rannte winkend zum Schiff zurück. Sie schien überaus zufrieden. Fünf Minuten später hatte das Schiff die Atmosphäre verlassen und Kurs zurück zur Erde genommen.
*
Ein anderes Schiff raste in der Leere des Raums auf Vokis zu. Aber dies geschah Monate später, und das Schiff war hundertmal größer, und es versuchte auch gar nicht, heimlich zu landen. Es war die Vokian Queen, eines der regelmäßig zwischen Erde und Vokis verkehrenden Passagierschiffe.
McKinlay zögerte, bevor er die Kabinentür aufstieß. Seine Miene war besorgt. Die Schwierigkeit bei allen komplizierten Plänen ist – so genial sie auch sein mögen –, daß man ständig Assistenten braucht, die bei der Ausführung helfen. Und das bedeutet, daß man sich andern in die Hand geben muß, sich, den Erfolg seiner Pläne, seine Freiheit und sogar sein Leben.
McKinlay haßte es, sich auf jemanden andern als auf sich selbst zu verlassen.
Jedoch, jetzt war es viel zu spät, um umzukehren. Er stieß die Tür auf und trat ein.
Das Mädchen vor dem Spiegel nickte ihm flüchtig zu. Seine Augen weiteten sich ungläubig, als er ihr Spiegelbild sah.
Mit zwei Sprüngen war er bei ihr, packte sie grob an den Schultern und drehte sie zu sich herum.
»O Gott!« stöhnte er wütend. »Bin ich denn von lauter Narren umgeben?«
Das Mädchen schüttelte ihn ab und wandte sich wieder dem Spiegel zu. »Sag mir, wen du kennst, und ich sag dir, wer du bist«, meinte sie trocken.
»Stell dir vor, jemand hätte dich so gesehen – weißt du nicht, daß das alles verpatzen könnte?«
Joan sagte nichts. Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel, als gehöre es jemandem andern. Um bei der Wahrheit zu bleiben – es war auch nicht ihres.
Sie war eine mittelgroße Blondine, mit einer durchschnittlichen Figur, und ihr weißes Abendkleid trug nichts dazu bei, sie zu verschönern.
McKinlay war rasend, und er mußte die Fäuste tief in die Taschen stecken, um sie nicht am Hals zu packen und zu erwürgen.
»Bist du wahnsinnig?« fauchte er. »Wenn irgend jemand an Bord dich so sieht …«
»Ich habe niemanden in meine Kabine gebeten«, sagte sie sanft.
»Aber stell dir vor, jemand …«
»Nun, wenn irgend jemand außer dir hereinkäme, könnte ich noch immer mit einem Kreischen aufspringen und ins Badezimmer rennen.«
»Aber trotzdem …«
Joan seufzte. »Genius, ich werde dir einmal etwas erzählen. Die Menschen sind nicht so dumm, wie du glaubst. Ich weiß, ich bin nicht so gerissen wie du. Niemand ist das. Trotzdem steckt meistens, wenn ich etwas tue, eine verschwommene, kindische, nebelhafte Idee dahinter.«
McKinlay beruhigte sich etwas. »Und die wäre?«
»Praxis.«
»Praxis?«
»Es kann vorkommen, daß ich mich in großer Eile in Opal verwandeln muß. Ich kann auch in die Lage kommen, mich blitzschnell wieder zurückverwandeln zu müssen. So schien mir das Risiko gering, jemand könne in meine Kabine hereinplatzen und dort eine andere Frau vorfinden …«
McKinlay brummte: »Laß sehen, wie du im Handumdrehen zu Opal wirst.«
»Okay.« Joan nickte liebenswürdig.
Sie stand auf und begann sich auszuziehen. Manche Frauen zeigen sich aus moralischen
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