10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Gründen recht ungern – mit nichts anderem an als der nackten Haut. Andere wieder sollten es lieber bleiben lassen, aus Gründen des gesunden Menschenverstandes.
Für Joan traf letzteres zu.
Das heißt: noch traf es zu.
Sie nahm die zwei Elektroden einer kleinen Maschine, die auf dem Ankleidetisch stand, in die Hand, stellte einen Fuß auf den Hocker und setzte die Elektroden beiderseits der Wade an. Der Muskel zuckte protestierend. Mit festen Strichen verschob sie ihn dorthin, wo sie ihn haben wollte. Nachdem sie diese Behandlung einige Sekunden durchgeführt hatte, stellte sie das eine Bein herunter und begann mit dem anderen. Diese Massage ließ ihre Waden um fünf Zentimeter anschwellen. Ihre Schenkel erhielten ein oder zwei kurze elektrische Schläge, und die harten Muskeln entspannten sich.
Als sie mit der Prozedur fertig war, kam die Form ihrer Beine, die vorher halbwegs passabel gewesen waren, der eines Showgirls gleich.
Sie berührte nun mit den zwei Elektroden den Bogen ihrer Hüften, strich den Bauch entlang, und dann hatte sie die straffe Muskulatur einer Bauchtänzerin.
Die Muskeln ihrer Brüste wurden geschmeidig, ihr Busen wurde voll, und er blieb dennoch fest.
Als sie die Elektroden zur Seite legte, hatte sie eine Figur, wie man unter Millionen nur eine finden konnte.
Sie setzte sich wieder an den Tisch und begann, ihr Gesicht zu formen. Die Elektroden strafften ihre Wangenmuskeln. Eine Salbe, die sie auf ein Stückchen Watte aufgetragen hatte, das sie mit einer Pinzette hielt und sehr vorsichtig handhabte, verlieh ihrem schmalen Kinn ein leichtes Grübchen. Dieselbe Salbe veränderte auch die Form ihrer Ohren und ließ sie flach am Kopf anliegen. Eine kurze Spülung der Augen ließ diese glänzen, und sie schienen ein tieferes Blau anzunehmen. Von neun Zähnen nahm sie die Kronen ab und bezog sie somit in den Veränderungsprozeß ein.
Nachdem sie ihre Umgestaltung vollendet hatte, ging sie sofort zum Waschbecken, wusch sich Hände und Gesicht und trocknete vorsichtig die Körperstellen ab, die von den feuchten Elektroden berührt worden waren.
Gleich darauf wandte sie sich dem Bett zu und hob dort ein anderes Kostüm auf, ebenfalls weiß, ebenfalls ein Abendkleid. Als sie aber hineingeschlüpft war und in hochhackigen Sandalen einherschritt, schien die Tatsache, daß in beiden Fällen ihr Haar dasselbe, ihre Größe und ihr Gewicht unverändert und das Kostüm ein weißes Abendkleid war, nur dazu zu dienen, die anderen Unterschiede hervorzuheben.
»Nun?« fragte Joan.
»Vier Minuten«, sagte McKinlay. »Brauchst du die gleiche Zeit für die Rückverwandlung?«
»Etwas länger. Dies hier bin ich. Es fällt mir natürlich leichter, mich in mich selbst zu verwandeln, als Opal darzustellen. Dazu brauche ich sechs Minuten.«
McKinlay nickte. »Nicht schlecht«, gab er zu.
»Na, was sagst du jetzt?« fragte sie. »War es also nicht richtig von mir, ein wenig zu üben? Vielleicht hatte ich trotz meiner unreifen, linkischen Art meine Beweggründe, das schreckliche Risiko auf mich zu nehmen, deinen Meisterplan zu verpatzen.«
»Oh, zweifellos.«
»Danke für dein überaus gnädiges Verständnis«, erwiderte Joan.
»Nur noch eines. Wie ich sehe, hast du unter dem Kleid nichts an.«
»Ich weiß. Aber wenn Sekunden zählen …«
»Paß auf, Joan. Der SOD ist die geschickteste, tüchtigste und vollkommenste Polizeiorganisation der Galaxis. Ein kleiner Fehler, und sie stürzen sich wie die Geier darauf. Ein aufmerksamer Beobachter kann sehen, daß du unter dem Kleid nichts anhast.«
»Ein wirklich aufmerksamer Beobachter soll es auch«, erwiderte sie sanft. »Genius, ich kann es nur wiederholen: nicht alle Menschen sind so
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