10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
dumm, wie du glaubst. Besonders ich nicht.«
»Willst du mir erzählen …«
»Hör einmal zu. Ich beabsichtige, auf Vokis Kleider zu tragen, die selbst Madame Pompadour noch weit in den Schatten stellen. Das einzige, was ich darunter tragen werde, ist meine Haut. Erzähl mir nicht, du könntest dir nicht vorstellen, warum.«
»Ich kann mir aber wirklich nicht vorstellen, warum«, sagte er hartnäckig.
»Ich finde, es ist das Beste, nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, anstatt …«
»Genius, sei ehrlich: Opals Figur würde nicht einmal einen Matrosen reizen, der ein Jahr lang auf einer einsamen Insel ausgesetzt ist. Je mehr ich auffalle, um so unwahrscheinlicher ist es, daß mich jemand für Opal halten könnte.«
McKinlay zuckte widerwillig die Achseln.
»Vielleicht hast du recht.«
»Du verwöhnst einen ja gerade nicht mit Komplimenten, wie?«
»Zum Teufel, ich habe zugegeben, daß du wahrscheinlich recht hast. Was willst du mehr?«
»Nichts.«
Sie sah ihn merkwürdig an.
»Ich sehe, du spielst deine Rolle ausgezeichnet.«
»Welche Rolle?«
»Vorzugeben, mein Ehemann zu sein.«
»Worüber redest du?«
»Es besteht wirklich kein Risiko, daß man glauben könnte, du wärest zu aufmerksam zu mir – deiner Frau.«
»Zum Teufel, nein. Dies ist eine geschäftliche Teilhaberschaft.«
»Offenbar.«
McKinlay blickte sie finster an. »So hattest du es doch gewollt.«
»O ja, das stimmt. Aber wenn ein Mädchen ihre Unschuld und Keuschheit den Interessen einer geschäftlichen Teilhaberschaft ausliefert, erwartet sie trotzdem, daß der Partner zu guter Letzt ein klein wenig Interesse zeigt.«
McKinlay brummte, dann wechselte er das Thema. »Bist du sicher, daß der Transmitter, den du vergraben hast, noch arbeiten wird? Hast du ihn richtig aufgestellt?«
»Müssen wir schon wieder damit anfangen?«
»Ich fragte mich nur, ob du ganz sicher …«
»Genius, hör gut zu. Ich wiederhole: die Leute sind nicht alle so blöd, wie du glaubst. Besonders ich nicht, und das laß dir gesagt sein, ein für allemal.«
McKinlay knurrte wieder; er war davon nicht so überzeugt.
*
Opal Conway – die richtige, nicht die Imitation – sah genauso aus wie Joan, wenn diese zu Opal verwandelt war und das häßliche weiße Abendkleid trug. Sie stand am Fenster eines Raumes, hoch oben in einem Hotel in Vanna, einer der größten Städte auf Vokis.
»Jetzt landet das Schiff«, sagte sie.
Hinter ihr ließ Bill Conway sein Glas fallen.
Zum Glück brach es nicht, aber der Bourbon durchtränkte den dicken Teppich.
Opal drehte sich ungeduldig um.
»Um Himmels willen, Bill, beherrsche dich.«
»Ich bete zu Gott, daß sie nicht drinnen sind«, flüsterte er inbrünstig.
»Natürlich sind sie drinnen. Glaubst du, wir würden sechs Monate lang alles vorbereiten, um jetzt aufzugeben?«
»Ich wünschte, ich hätte nie auf dich gehört.«
Opal zuckte die Achseln. »Und ich wünschte, ich hätte dir nie etwas davon erzählt. Aber du mußtest es ja wissen. Vielleicht wirst du das – das andere Mädchen abschirmen müssen.«
Sie wußte, dieser Raum wurde nicht abgehört. Dennoch wäre es unvorsichtig gewesen, Joans und McKinlays Namen zu erwähnen.
Sie wußte, wie oft Leute belauscht wurden, die sich absolut sicher gefühlt hatten.
»Schau, Liebling, wir werden mit der Sache nie durchkommen«, sagte Bill hoffnungslos.
»Die Polizei – der SOD …«
Er zitterte.
Opal fand es nicht der Mühe wert zu antworten.
Bill kaute nervös an seinen Fingernägeln. Er war ein dünner, rastloser Mann, und sein Haar war, obwohl er noch keine dreißig Lenze zählte, schon ziemlich gelichtet. Opal hingegen war eine stahlharte Frau, von der Art, welche nicht einmal vorgibt, sich über irgend etwas den Kopf zu zerbrechen, was jenseits ihrer
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