10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
unter den Milliarden Menschen auf der Erde einer in diesem Phänomen eine parapsychologische Handlung vermuten könnte und nicht das wüste Hirngespinst eines reichen alten Exzentrikers, der etwas gegen die am Ruder befindliche politische Partei hatte!
Wie hütet man am besten ein Geheimnis?
Indem man niemanden vermuten läßt, daß ein solches überhaupt existiert!
*
Es goß noch immer in Strömen, und der windgepeitschte Regen trommelte über die Avenue. Zusammengekauert in den spärlichen Schutz der Hauspforte stand ein etwa achtzehnjähriges Mädchen. Es trug einen Regenmantel, doch vergeblich; das Wasser spritzte von unten herauf. In typisch weiblicher Manier quälte es sich mit den Bruchstücken eines eleganten kleinen Regenschirms ab, statt ihn als solches hinzunehmen, was er war: ein völlig verklemmter Ballast.
Die junge Dame sah mich an, als ich das Tor öffnete. Sie verkörperte die Unschuld. Sie war durchnäßt und fühlte sich elend und hatte sich entschlossen, jede sich ihr bietende Hilfe anzunehmen, wobei sie hoffte, daß man ihre Situation nicht auf unfaire Art und Weise ausnützte.
Ich zeigte ihr meine ID-Karte, und sie las: »Howard Snell, Captain, Special Detail.« Ihr Gesicht verwandelte sich von sorgsamer Unbeweglichkeit zu einer Art nassen Lebendigkeit, und sie fügte hinzu, als gelte es unter diesen Umständen, absolut ehrlich zu sein: »Ich bin Florence Wood.«
Ich nahm ihr den verklemmten Regenschirm aus der widerstandslosen Hand und stellte ihn in den Hausflur, damit ihn der Portier später entfernen konnte, und wies über die Lachen am Gehsteig hinüber zum Polizeiauto. Es war beinahe Mittag, aber der Regen von solcher Heftigkeit, daß die Identität des Wagens vom Haustor aus in keiner Weise verdächtig erschien. Florence Wood nickte, als sie ihn sah.
Ich sagte: »Nun, ich werde hinlaufen, die Wagentür öffnen und zuerst hineinspringen, damit ich auf den Führersitz komme. Sobald ich Ihnen Platz gemacht habe, steigen Sie schnell ein und warten mit dem Schließen der Tür, bis Sie ganz vor diesem Regen geschützt sind. Haben Sie mich verstanden?«
Sie nickte.
»Ich könnte natürlich Sir Galahad spielen und Ihnen meine Schlechtwetter-Ausrüstung geben«, sagte ich,»aber Sie sind bereits so naß, daß es zu nichts anderem gut wäre, als Ihre Kleider auch weiterhin naß zu halten.«
Sie lächelte mich verständnisvoll an. Dann schaute sie neugierig auf mich, da ich noch immer wartend dastand, anstatt meinen Vorstoß unverzüglich auszuführen. Ich dachte daran, wie mein Psi-Mann es wohl fertiggebracht haben mochte, seine Beute aus dem geöffneten Fenster hinausschweben zu lassen, ohne daß der Fußboden zur selben Zeit vom Regen durchtränkt wurde.
So sagte ich, um ein Gespräch einzuleiten: »Ich warte, bis meine Willenskraft stark genug ist, um über Schwerkraft, Luftdruck und all das Restliche bestimmen zu können, das diesen schaurigen Regenguß verursacht. Wenn man bedenkt, daß die Natur mit jeder verstreichenden Sekunde Energie im Gegenwert von zweihundert Atombomben vergeudet, dauert es schon einige Zeit, die nötige Willenskraft zu sammeln.«
Florence Wood lachte. Es war nur eine Angelegenheit von Sekunden, und das miserable, durchnäßte Gefühl hatte sich in eine Art fröhlichen Unbehagens verwandelt. Sie verhielt sich nicht schlechter als mancher andere, der in derselben Situation stundenlang am Fußballplatz ausharrte. Sie sagte amüsiert: »Captain Snell, warum starten Sie den Wagen nicht und lassen ihn hier vorfahren? Ich glaube, das dürfte weniger Kraft in Anspruch nehmen, als diesen Sturm zum Stillstand zu bringen.«
»Das Gesetz sagt, es
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