10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Polizei aufbrechen müssen. Hinzu kam, daß es seit Stunden überaus heftig und stürmisch geregnet hatte, in der ganzen Wohnung jedoch keine Spur von Nässe zu entdecken war.
Natürlich hatte niemand ein Geräusch gehört, und selbstverständlich gab es keine Fingerabdrücke.
Chief Weston sah mich scharf an und schnappte: »Was halten Sie davon, Snell?«
Ich zuckte die Achseln. »Völlig verschlossener Raum.«
»Irgendeine Idee?« fragte er.
Ich hatte eine Menge Ideen, aber es fiel mir nicht ein, sie ohne eine ebenso große Menge handfester Beweise zu äußern. Ich bin keineswegs scharf darauf, meinen Titel »Captain of Detectives« mit der Vorsilbe »Ex –« geschmückt zu sehen. Nein, nein, da lasse ich mir noch Zeit; ich bin viel zu jung für die Pension. Also versuchte ich erst gar nicht, ihm meine Ideen auseinanderzusetzen. Statt dessen sagte ich: »Der modus operandi ist …«
Chief Weston schnaubte. »Snell, in dem ganzen verdammten Gebäude läßt sich nicht eine einzige Spur finden, und dennoch stehen Sie da und quasseln vom modus operandi!«
»Sehr richtig, Chef. In der Spurlosigkeit selbst liegt der modus operandi, der auf den Umstand hinweist, daß …«
»Sie reden, als hätten wir ganze Aktenberge von ungelösten Mordfällen hinter verschlossenen Türen und ohne jegliche Spuren!«
»Chef«, sagte ich, »ein wirklich ›perfektes Verbrechen‹ wäre eines, bei dem keinerlei Anhaltspunkte existieren, wie auch nicht die Tatsache des Verbrechens selbst – ausgenommen jenen Spuren, die der Täter absichtlich aus irgendeinem eigennützigen Grund in seinen Plan einbezogen hat.«
Finster starrte er mich an. Er brummte: »Worauf wollen Sie hinaus, Snell?«
»Ich versuche, Sie davon zu überzeugen, daß wir es mit einem äußerst raffinierten Verbrecher zu tun haben«, sagte ich. »Einem Mann von hoher Begabung. Einem, der seine Verbrechen so gut einfädelt, daß sie gar nicht als solche erkannt werden.«
»Unsinn I Ein Verbrechen kann man nicht ewig verbergen.«
»Ewig? Das ist auch nicht nötig, Chef. Bloß lange genug, um es gänzlich zu vertuschen, um alle Zusammenhänge auszuschalten … Wir haben nicht die geringste Ahnung, wie viele Bankangestellte ein reduziertes Gehalt beziehen, nur weil sie beim Einlösen eines Zehn-Dollar-Schecks einen Hunderter ausbezahlten. Wir könnten nicht gut eine Abrechnung von allen größeren Konten in dieser Stadt anfordern, um das ›Warum‹ und ›Wofür‹ einer jeden Geldüberweisung festzustellen, deren Höhe die eines kleineren Diebstahls übersteigt.«
»Aber Sie sprechen von einem schlauen, raffinierten Täter, Snell … Hier haben wir es mit einem klaren Fall von Mord und Einbruch zu tun.«
Einen klaren Fall nannte er das? Hielt er sich selbst zum Narren?
Ich lächelte hintergründig. »Chef, meines Erachtens steht es außer Zweifel fest, daß unser Täter nichts anderes wollte als ungestört Gordon Andrews’ Safe ausräumen. Aber das drohende Erwachen von Andrews kam einem physischen Angriff gleich, der sofort unterbunden werden mußte.«
»Dies also ist das Werk Ihres raffinierten Diebes?«
»Chef, vergessen Sie nicht – Gordon Andrews war ein verrückter alter Nörgler, der nichts mit Bankiers zu tun haben wollte. Nehmen wir einmal an, Andrews wäre am Morgen aufgewacht und hätte seinen Safe leer vorgefunden. Was macht er? Er schreit wie irr nach der Polizei. Wir brausen heran mit unserem Team, den Fingerabdruckleuten, Tresorspezialisten und Einbruchsexperten. Und was finden wir?« fragte ich gestikulierend. »Wir finden alles haargenau so, wie wir es jetzt vorgefunden haben! Also schnappen wir uns Gordon Andrews und sagen ihm, niemand könne hier
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