10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
handelte sich um eine Angelegenheit ohne Präzedenzfall. Eine ganz spezielle Technik mußte angewandt werden, um mit dem neuartigen und außergewöhnlichen Angeklagten zu Rande zu kommen.
Es gab fünf Richter und keine Geschworenen, dafür beobachteten und lauschten zu Hause eine Milliarde Bürger, fest entschlossen, darauf zu achten, daß fair gespielt wurde.
Die Vorstellungen von einem »fairen Spiel« waren so unterschiedlich wie die unsichtbare Zuhörerschaft, und ganz ohne Grund, rein gefühlsmäßig.
Eine kleine Anzahl von Beobachtern hoffte auf Leben, viele gelüstete nach Tod, während die Schwankenden sich auf willkürliche Vertreibung einigten, je nachdem, wie sie von der riesigen Flut an farbenfreudiger Propaganda, die diesem Ereignis vorausging, beeinflußt worden waren.
Die Richter nahmen ihre Plätze ein, mit der lässigen Unbekümmertheit von Leuten, die zu alt und zu sehr in der Weisheit vergraben sind, um die allgemeine Spannung zu bemerken. Stille trat ein, die nur durch das Ticken der großen Uhr über der Rednertribüne durchbrochen wurde.
Es war zehn Uhr morgens am 17. Mai 1977. Die Mikrophone trugen das Ticken über die ganze Welt. Die Kameras zeigten die Richter, die Uhr und hielten schließlich am Mittelpunkt dieser ganzen Attraktion: der Kreatur auf der Anklagebank.
Vor sechs Monaten war dieses Objekt die Sensation des Jahrhunderts gewesen, der Brennpunkt von wenigen abenteuerlichen Hoffnungen und vielen, weit heftigeren Befürchtungen.
Seither war dieses Geschöpf so oft auf Fernsehschirmen, in Illustrierten und Zeitungen erschienen, daß die allgemeine Verblüffung schwand, während die Hoffnungen und Befürchtungen verblieben.
Langsam war es zu einer Karikatur geworden, die man geringschätzig »Stachel« nannte und als ein Mittelding zwischen einem hoffnungslos Schwachsinnigen und einem schlauen Gesandten einer noch schlaueren feindlichen Welt schilderte.
Die Vertrautheit hatte Verachtung hervorgebracht, aber nicht genug, um die Befürchtungen auszuschalten.
Sein Name war Maeth, und es kam von einem Planeten in der Prokyon-Gegend. Es war neunzig Zentimeter groß, leuchtend grün, hatte Füße, die wie Blöcke aussahen, und stummelartige Gliedmaßen mit Saugnäpfen und Härchen daran; es war bedeckt mit stacheligen Auswüchsen und sah im großen und ganzen wie ein Kaktus aus. Mit Ausnahme seiner Augen: es waren große, goldene Augen, die die Menschen in naiver Erwartung von Gnade anblickten, da es keinem ein Leid zugefügt hatte. Eine Kröte, eine versonnene Kröte, mit Juwelen im Kopf.
Ein Beamter in Schwarz verkündete hochtrabend: »Dieses Sondergericht, einberufen durch internationales Übereinkommen und versammelt innerhalb des Bereiches der Gerichtsbarkeit der Vereinigten Staaten von Amerika tagt nun. Ruhe!«
Der Vorsitzende warf einen Blick auf seine Kollegen, rückte seine Brille zurecht, spähte ernst hinüber auf die Kröte, oder den Kaktus, oder was immer es auch sein mochte. »Maeth von Prokyon, man hat uns zu verstehen gegeben, daß Sie weder hören noch sprechen können, aber in der Lage sind, unseren Ausführungen auf telepathischem Wege zu folgen und visuell zu antworten.«
Die Kameras richteten sich auf Maeth, als dieser sich zur Tafel wandte, die direkt hinter ihm stand, und mit der Kreide das Wort »Ja« kritzelte.
»Sie sind angeklagt«, fuhr der Richter fort, »generell der illegalen Einreise in diese Welt, genannt Erde, und speziell in die Vereinigten Staaten von Amerika. Bekennen Sie sich schuldig oder unschuldig?«
»Wie sonst kann man einreisen?« fragte Maeth mit
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