10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
herauszufinden, nicht wahr?«
»Natürlich!« Polizist Higginson wandte den Kopf, warf einen bösen Blick auf die goldenen Augen in der Anklagebank, die ihn, wie um Entschuldigung heischend, ansahen.
»Und was geschah?«
»Die Kreatur lähmte mich mit einem Blick.«
Der Richter zur Linken warf ein: »Wie wir sehen, haben Sie sich davon erholt. Wie stark war diese Lähmung und wie lange dauerte sie an?«
»Die Lähmung war vollkommen, Euer Gnaden, aber sie verschwand nach ein paar Stunden.«
»Woraufhin«, übernahm der Staatsanwalt wieder das Gespräch, »dieses fremde Geschöpf längst entkommen war?«
»Ja.«
»Es hinderte daher einen Polizeibeamten an der Ausübung seiner Pflicht, bedrohte einen Polizeibeamten und widersetzte sich der Verhaftung?«
»Ja, das tat es«, stimmte Higginson nachdrücklich zu.
»Ihr Zeuge.«
Der Staatsanwalt nahm Platz, vollauf befriedigt.
Der Verteidiger erhob sich, steckte seine Daumen in die Westentaschen, fragte mit entwaffnender Freundlichkeit: »Sie erkennen einen anderen Polizeibeamten, wenn Sie ihn sehen?«
»Natürlich.«
»Sehr gut. Gegenwärtig befindet sich ein solcher im Gerichtssaal, unter den Zuhörern. Zeigen Sie ihn bitte dem Gericht.«
Higginson spähte über die kleine Zuhörerschaft im Gerichtssaal. Kameras versuchten, seinen Augen auf der Suche zu folgen. Richter, Reporter, Beamte, alle schauten in dieselbe Richtung.
»Er muß in Zivil sein«, erklärte Higginson und gab auf.
Der Vorsitzende meinte milde: »Das Gericht kann nichts daraus entnehmen, wenn der Zeuge einen Polizeibeamten in Zivil nicht zu erkennen vermag.«
»Nein, Euer Gnaden«, stimmte der Verteidiger zu. Seine Züge zeigten Enttäuschung, und das Herz seines aufmerksamen Gegners hüpfte vor Freude. Dann, als er sah, daß dieser den Höhepunkt seiner Fröhlichkeit erreicht hatte, stürzte er ihn in die Tiefe, indem er hinzufügte: »Aber der besagte Beamte ist in voller Uniform.«
Das Gesicht des Staatsanwalts verwandelte sich, als tausche er Masken aus. Higginson verdrehte sich fast den Hals, als er nochmals prüfend die Zuschauermenge betrachtete.
»Olivgrün mit rotem Besatz«, fuhr der Verteidiger fort. »Er ist der Chef der Feldgendarmerie.«
»Das sagten Sie mir nicht«, wies Higginson hin. Er war sichtlich gekränkt.
»Sagten Sie dem Angeklagten, Sie seien ein Polizeibeamter?«
Der Zeuge wurde rot, öffnete den Mund, schloß ihn, starrte hilfesuchend hinüber zum Staatsanwalt.
»Beantworten Sie die Frage!« sagte ein Richter.
»Nein, ich sagte es ihm nicht.«
»Warum nicht?«
Sich über die Stirn reibend, sagte Higginson heiser: »Dachte nicht, daß es nötig wäre. War doch offensichtlich, oder?«
»Ich habe hier die Fragen zu stellen – Sie zu antworten. Finden Sie, daß der Chef der Feldgendarmerie ›offensichtlich‹ ist?«
»Einspruch!«
Der Staatsanwalt winkte um Aufmerksamkeit.
»Meinungen sind kein Beweis.«
»Genehmigt!« antwortete der Vorsitzende. Er blickte den Verteidiger über seinen Brillenrand hinweg an. »Dieses Gericht nimmt die Tatsache zur Kenntnis, daß für den Zeugen keine Ursache bestand, den Angeklagten mündlich zu informieren, da dieser nur telepathisch versteht. Fahren Sie mit Ihrer Einvernahme fort.«
Der Verteidiger wandte sich wieder an Higginson und fragte: »Was taten Sie genau in dem Augenblick, als Sie gelähmt wurden?«
»Ich zielte mit dem Dienstrevolver.«
»Und wollten schießen?«
»Ja.«
»Auf den Angeklagten?«
»Ja.«
»Ist es Ihre Gewohnheit, zuerst zu schießen und dann Fragen zu stellen?«
»Die Gewohnheiten des Zeugen sind unwesentlich«, warf der Vorsitzende ein. Er schaute auf Higginson. »Sie können
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