10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
starrte midi an.
Was früher reine Informationssache gewesen war, wurde jetzt lebenswichtig für Florence Wood. Sie wußte, die Stahlkammertür war mit einer Zeiteinstellung versehen, nach der die Tür nur zwischen 9.15 und 9.30 Uhr früh an jedem Werktag geöffnet werden konnte.
Weiter wußte sie, daß die Stahlkammer nur für eine bestimmte Zeit atembare Luft enthielt. Es war nicht genug für einen Erwachsenen über Nacht bis 9.15 Uhr am nächsten Morgen, und nun waren zwei Personen in dieser Gruft – und sie war eine von ihnen!
»Wir werden sterben!« schrie sie.
»Vertrauen Sie mir, Florence?«
Zweifelnd blickte sie mich an. Sie war durchaus nicht gewillt, jemandem zu vertrauen, der so dumm war, sie und sich selbst in einer Stahlkammer einzuschließen.
Florence schwamm noch immer im Meer ihrer wild durcheinandereilenden Gedanken, als das Telefon läutete. Es war Chief Weston, und er brüllte so laut, daß man es noch durch die dicke Stahlwand, die uns abschnitt, hören konnte.
»Snell – zum Teufel, was haben Sie gemacht?«
»Ich habe die Stahlkammer abgeschlossen«, sagte ich.
»Sie werden sterben!«
»Das bezweifle ich.«
»Wie glauben Sie herauszukommen?« fragte er sarkastisch.
»Fragen Sie nur Edward Hazlett Wood – den Psi-Mann in unserer Mitte.«
»Snell, wenn Sie hier lebend herauskommen, werde ich um Ihre Entlassung ans …«
»Wenn ich hier lebend herauskomme, werden Sie meine ganzen Fähigkeiten brauchen, um unseren Psi-Mann für immer hinter Schloß und Riegel zu halten.«
»Sie und Ihr außersinnlicher …«
»Chef, lassen Sie es sich durch Ihren Dickkopf gehen, daß ich so überzeugt von der Richtigkeit meiner Gedankengänge bin, daß ich mein Leben aufs Spiel setze.«
»Und können Sie mir sagen, warum er sich stellen sollte, um Sie zu retten?«
»Weil seine Tochter hier neben mir ist.«
»Snell …«
»Hören Sie mit den Vorwürfen auf, Chef. Rufen Sie mich, wenn Wood kommt. Ich habe hier ein Gefühlsproblem zu lösen.«
»Wieso wissen Sie, daß Wood kommt?«
»Er hat jeden meiner Schritte gedanklich verfolgt«, sagte ich. »Und er hat versucht, mich den ganzen Weg hierher zu blockieren. Er weiß schon Bescheid!«
Dann legte ich auf, um nicht weiteres sinnloses Geschwafel hören zu müssen. Ich wandte mich an Florence, die zu verstehen begonnen hatte, was das alles für sie und ihren Vater bedeutete. Sie sah mich mit erschrockenen Augen an und preßte die Hand gegen ihren Mund. Sie sagte:
»Ich kann es nicht glauben.« Ihre Stimme war kaum hörbar.
»Es ist wahr, und es tut mir leid, daß es wahr ist«, sagte ich.
»Es kann nicht wahr sein.«
»Das möchten Sie glauben«, sagte ich warm. »Aber die Tatsache bleibt, daß Ihr Vater ein Mörder ist.«
»Ich würde eher sterben.«
»Florence, die Wahl zwischen Tod und Schande liegt nicht bei Ihnen. Sie liegt bei Ihrem Vater, der Sie dadurch in diese Lage gebracht hat, daß er seine Talente mißbrauchte.«
Sie starrte mich an. »Aber – wie konnten Sie …?«
»Es gab keinen anderen Weg, als ihn mit seinem Gefühl zu fangen.«
»So kalt und grausam …«
Ich nickte. »So waren die Pioniere, die die letzte Kugel für ihre Frauen aufhoben.«
Wie konnte ich diesem verletzten Mädchen sagen, daß ich oft und oft die Gedanken von Mördern las, und daß diese schlimmer waren als die begangenen Verbrechen? Wenn der offizielle Bericht besagt, daß So-und-so an dem und dem Tag für seine Tat bestraft wurde, wie wurde er für den Schmerz bestraft, den er jenen zufügte, die ihm vertrauten? Ich haßte sie, denn sie zwangen mich, sie nur als gewöhnliche Verbrecher zu entlarven und nicht als die, die sie wirklich waren.
Das Telefon läutete wieder. »Ja, Chef?«
»Snell, Wood ist angekommen. Was soll ich ihm sagen?«
»Geben Sie sich keine Mühe. Er weiß
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