10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
oder sie geben nach dem Urteil falsche Befehle.«
»Aber – das ist doch gefährlich, oder?«
»Gefährlich?« Hartz blickte Danner an. »Nun ja, ich denke schon. Daher mache ich es nicht oft. Tatsächlich bisher erst einmal. Zuerst habe ich die Methode theoretisch entwickelt und dann einmal in der Praxis überprüft. Es hat funktioniert. Ich werde es Ihnen wiederholen, um zu beweisen, daß ich die Wahrheit spreche. Zum letztenmal werde ich es tun, um Sie zu schützen. Dann soll es genug sein. Ich möchte die Kalkulatoren nicht noch mehr verwirren. Nachdem Sie den Auftrag ausgeführt haben, wird es auch nicht mehr notwendig sein.«
»Wen soll ich töten?«
Unwillkürlich richtete Hartz seinen Blick zu den oberen Stockwerken des Gebäudes empor, wo sich die Büros der höchsten Techniker befanden. »O’Reilly«, sagte er.
Danner blickte ebenfalls hinauf, als könne er durch den Boden hindurch die Schuhsohlen O’Reillys sehen, des Kontrolleurs der Kalkulatoren.
»Es ist ganz einfach«, sagte Hartz. »Ich möchte seine Stelle.«
»Warum töten Sie ihn dann nicht selbst? Sie sind doch überzeugt, die Rächer beeinflussen zu können!«
»Weil dadurch alles verraten wäre«, erwiderte Hartz ungeduldig. »Überlegen Sie doch! Ich habe ein Motiv. Man müßte kein Kalkulator sein, um herauszufinden, wer am Tod O’Reillys am meisten interessiert sei. Wenn ich mich selbst vor einem Rächer schütze, werden sich die Leute über das ›Wie‹ Gedanken machen. Sie aber haben keinen Grund, O’Reilly umzubringen. Niemand außer den Kalkulatoren würde es wissen, und um die werde ich mich kümmern.«
»Wie soll ich wissen, daß Sie dazu wirklich imstande sind?«
»Ganz einfach. Sehen Sie!«
Hartz stand auf und ging rasch über den federnden Teppich zu einem Pult am anderen Ende des Raumes, das mit einem schrägen Bildschirm versehen war.
Nervös drückte Hartz einen Knopf, und der Plan eines Stadtbezirkes erschien auf dem Schirm.
»Ich muß ein Viertel finden, wo jetzt ein Rächer in Tätigkeit ist«, erklärte er. Die Karte begann zu flimmern, als er abermals den Knopf betätigte. Die Umrisse von Straßen waren zunächst verschwommen zu erkennen, wurden deutlich und verschwanden dann wieder, als Hartz rasch und nervös die Bezirke absuchte. Dann erschien ein Plan, auf dem drei flackernde, farbige Lichtstreifen zu erkennen waren, die sich in einem Punkt in der Nähe des Bildzentrums schnitten. Der Punkt bewegte sich sehr langsam über die Karte.
Die farbigen Linien rotierten langsam, doch schnitten sie einander immer in demselben Punkt.
»Da!« stieß Hartz hervor und beugte sich weiter über den Schirm, um den Straßennamen besser lesen zu können. Ein Schweißtropfen fiel von seiner Stirn auf das Glas, und er wischte ihn ungeduldig mit einer Fingerspitze weg. »Da ist ein Mann, der von einem Rächer verfolgt wird. Sehen Sie her! Achten Sie genau auf das, was jetzt passiert!«
Über dem Pult befand sich ein weiterer Bildschirm. Hartz schaltete ihn ein und wartete ungeduldig, während das Bild einer Straßenszene sichtbar wurde: Menschenmengen, Verkehr, eilende und müßige Passanten. Inmitten einer Menge eine kleine Oase der Einsamkeit, eine Insel im Meer der Menschenleiber. Auf dieser wandernden Insel befanden sich zwei Bewohner so wie Robinson und Freitag.
Einer der beiden war ein hagerer Mann, der den Blick gesenkt hielt, als er einherging.
Hinter ihm war eine große, glänzende Gestalt zu sehen, die ihm auf den Fersen folgte.
Als ob unsichtbare Hände sie umgäben und die Menge zurückdrängten, die sie durchschritten, so bewegten sich die beiden in einem leeren Raum, der sich vor ihnen öffnete und hinter ihnen schloß. Einige der Passanten starrten sie an, andere
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