10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
und zog sie schnell mit mir fort.
Sie war noch immer verängstigt.
»Oliver … Sie geben es nicht auf. Sie werden immer wieder kommen.«
»Das wird ihnen nichts nützen!«
»Doch, Oliver«, beharrte sie, »Du kennst Albert. Er gibt nie auf. Das war nur einer von seinen Handlangern. Er wird andere schicken.«
Ich nahm sie bei den Armen und drehte sie herum zu mir. Im roten, flackernden Schein der Lichter waren ihre Augen dunkel, aber glänzend; ihr Gesicht traurig und still.
Der Anblick verkrampfte mir das Herz: so schön war sie.
»Wir sind keine kleinen Kinder, Diane. Wir können auf uns selbst aufpassen«, beruhigte ich sie.
Aber es war eine Lüge. Ich wußte das. Albert Quayle hatte nicht aufgegeben, nicht so schnell. Er würde mir seine Frau nicht kampflos überlassen.
Er war hinter ihr her – mit gedungenen Mördern, ohne Zweifel. Und hatte er sie beseitigt, würde er sich mir an die Fersen heften.
Ich dachte daran, wie Niemand im Nebel gewimmert hatte.
»Glaubst du, werden wir wimmern?« fragte Diane plötzlich.
Genau das fragte ich mich auch.
Ich nahm sie beim Arm und drehte sie wieder herum zum Loch. Unsere Fackeln waren am Verlöschen. Ich warf sie in die ersten paar Zentimeter schlammigen Wassers, und wir sahen schweigend zu, wie sie darin erstickten.
*
Vor sechs Monaten hatte das Leben für mich begonnen.
Wie ein neugeborenes Baby kam ich damals herunter auf dem Schiff von der Erde, ganz rosig und aufgeregt, in meiner andrucksicheren Wiege festgeschnallt, noch ziemlich mitgenommen von den Geburtswehen der Landung.
Was ich wußte?
In den Annoncen hieß es marktschreierisch:
»Venus, DAS Neuland!« – »Venus, die Welt, wo man NEU beginnen kann!« – »1000 Hektar für DICH allein! Sei dein EIGENER Boß!«
Natürlich fiel ich darauf herein. Wie Tausende andre auch. Es war nicht gelogen. Alles entsprach der Wahrheit.
Ich verließ das Schiff in Grendoon und stellte mich beim Zoll an. Ich brauchte nicht lange zu warten; die Schlange vor mir beschränkte sich auf vier Personen.
»Einwanderer?« fragten sie mich.
Und ich sagte: »Ja, gewiß. Ich will hier den Rest meines Lebens verbringen.«
Es stimmte auch. Nur wußte ich nicht, warum sie lachten. Ich wußte nicht, daß mir keine andre Wahl blieb. Ich wußte nicht, daß man – war man einmal für die Venus konditioniert – nie wieder auf der Erde leben konnte. Zwei Wochen lang darf man es tragen, das Schild – jeder weiß, was es bedeutet; jeder läßt einem reichlich Spielraum. Damit man sich zurechtfinden kann …
Man sucht sich ein Dach über dem Kopf. Man erhält eine Anstellung. Man entschließt sich.
Dann wird man – wenn man bleiben will – konditioniert.
Wenn nicht – nun, da ist immer noch das Schiff.
Es geschah zu einer Zeit, als ich noch nicht konditioniert war, sondern unter dem Schutz des Schildes stand, daß ich Albert Quayle kennenlernte. Ihn und seine Frau, Diane …
*
Grendoon war der Vorraum zur Hölle.
Man verkaufte mir einen Thermoanzug und heftete mir ein Schild an die Brust, auf dem in Leuchtbuchstaben das Wort TOURIST prangte. Man gab mir eine Karte mit Quayles Namen und Adresse und schickte mich los, auf daß ich mir einen Job suche.
Ich trat hinaus in den heißen, durchdringenden Nebel.
Albert Quayles Adresse führte mich empor zur »Luftigen Höhe«, einem Punkt, von dem aus man das Loch überblicken konnte.
Ich kämpfte mich die Serpentinen hinauf; trotz meines Thermoanzugs war ich völlig durchnäßt. Es war eine unglaubliche Hitze. Der Nebel war milchig-weiß – ein Meer winziger, feuchter Tropfen, das bei jedem meiner Schritte Wellen schlug. Ich sog an einer Sauerstoffampulle, aber mein Gesicht war dem Dampf ausgesetzt; ich meinte, lebendig gekocht zu werden.
Stimmen erreichten mich aus dem Nebel – Stimmen, die
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