10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
wie überhaupt sich selbst, die Lagerhäuser, den facettenäugigen Mond, die kleinen Satelliten. Vom Räuber keine Spur.
Sie rappelte sich hoch. Ihr Gewand war schweißnaß. Sie brauchte ein Bad und frische Kleider …
Daheim im Menschheitshort schrillte die Handelskredit-Schaltung verzweifelt um Aufmerksamkeit. Ein Junior-Vizechef der Instrumentalität schritt hinüber zu der Maschine und streckte die Hand aus.
Die Maschine warf ihm einen Schein fein säuberlich auf die Handfläche.
Er sah ihn sich an.
»BELASTUNG VIOLA SIDEREA – GUTSCHRIFT TERRA – KONTINGENT – SUBGUTSCHRIFT NORSTRILIEN-ZENTRALE – VIERHUNDERT MILLIONEN MENSCHEN-MEGAJAHRE.«
Wiewohl ganz allein, pfiff er leise vor sich hin. »Da liegen wir schon alle unter der Erde, Stroon hin, Stroon her, bis sie das abgezahlt haben!« Er schritt davon, um seinen Freunden die merkwürdige Neuigkeit zu berichten.
Die Maschine aber, ihres Scheines ledig, produzierte einen neuen.
Dort, wo Pioniere leben, gilt das Recht des Stärkeren; so war es immer schon. Was aber, wenn es sich die Kolonisten auf einer neuen Welt nicht leisten können, Gewalt anzuwenden!
Die Antwort ist einfach: Sie werden sich zu eiserner Tugend zwingen1.
Frederik Pohl
Die eiserne Tugend
Niemand stöhnte: »Kumpel, bitte hör mich an! Ich hab’ Hunger. Könntest du mir nicht wenigstens was zu essen geben?«
Wir ignorierten es.
»Oliver«, sagte sie. »Ich liebe dich.« Ich blieb stehen und küßte sie. Niemand schluchzte und verlor sich im Nebel.
Ganz Grendoon war unten beim Loch. Fackeln entzündeten den Nebel, feurigen Lippen gleich, die in einem Kuß verschmolzen, wann immer die Flammenzungen aufeinandertrafen; das Dröhnen der gewaltigen Rodungsmaschinen erfüllte den Hintergrund, aber es ging beinahe unter in dem beständigen, tierischen Brüllen der Menge.
»Hör sie dir an, Diane«, sagte ich. »Sie sind glücklich.«
»Auch ich bin’s«, flüsterte sie.
»Und die Plantage geht dir nicht ab?«
»Nein.«
»Auch nicht …?«
»Auch Albert nicht«, sagte sie, und die Erinnerung loderte in ihr auf. »Er ganz besonders nicht!«
Ich fühlte, wie sie zitterte; dabei hatte es fünfundvierzig Grad plus.
Aus dem Nebel ragend, klammerte sich Niemand an meinen Arm, aber ich schüttelte ihn ab, und er taumelte davon – unter leisem Klagen.
Ich blieb stehen, sah Diane an. Ihre Haltung war plötzlich verkrampft.
»Was ist los?«
Sie fragte mit hohler Stimme: »Hast du den da erkannt?«
Wie peinlich! Ich schüttelte den Kopf.
Sie sagte: »Ich schon, Oliver. Auch er hat einmal für Albert gearbeitet. Und er hinterging ihn, und nun …«
Der Frohsinn erstarrte mir in der Brust. Grob sagte ich:
»Schluß jetzt mit Albert! Gehen wir hinunter zum Loch. Diese Nacht gehört uns, Diane – nichts soll sie uns verderben.«
Hinter uns im Nebel aber schluchzte Niemand jämmerlich.
*
Es war kurz vor Sonnenuntergang.
Nicht, daß wir jemals auf der Venus die Sonne sähen! Aber es macht trotzdem etwas aus …
Am »Tag« bleiben wir so lange wie möglich in unseren vier Wänden, und wenn wir ins Freie gehen, tragen wir nicht nur Thermoanzüge und Kapuzen, sondern auch Sauerstoffgeräte – zu »Mittag« wenigstens. Wenn es dämmert, können wir bereits die umgebende Luft atmen; bei Einbruch der Dunkelheit brauchen wir auch die Kapuzen nicht mehr. In der »Nacht« kann man gelegentlich sogar auf den Thermoanzug verzichten; aber bis dahin war es noch lange …
In der Nacht verdichtet sich dann auch der Nebel. Für die Dauer von etwa zwei Monaten steigt um »Mitternacht« herum die Nebeldecke, manchmal bis zu dreihundert Meter, und das ganze Wasser muß runter; es kommt auch runter.
Dann gibt es eine tolle Feier.
In Grendoon leben beinahe
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