10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Grendoonier lachten und sangen, glücklich wie Kinder. Es erinnerte mich an Iowa – an meine Jugendzeit. Wenn dort die Flüsse zufroren, kam die ganze Stadt herunter zum See – die Erwachsenen, um zuzuschauen, die Teenager, um Schlittschuh zu laufen, die ganz Alten und die ganz Kleinen, um steifbeinig über das Eis zu wandern; und sie alle ergötzten sich an dem, was das Wetter vollbracht hatte. Hier verwandelte es den Nebel zu Wasser – zu einer hinreichenden Menge von Wasser, um das Loch zu füllen und es für ein paar Monate im Jahr zu einem Teich zu machen.
Niemand trat schluchzend an uns heran. Seine Stimme war flehentlich: »Bitte, Herr! Ich bin hungrig. Könnten Sie mir nicht ein wenig helfen?«
Diane erschauerte und klammerte sich an meinen Arm. Einen Augenblick lang war ich versucht, etwas zu erwidern, aber es ging vorbei. Und dann, ganz plötzlich, ertönte ein wirrer Lärm, und der Niemand schwang herum. »Ein Erdling!« rief er und sprang davon.
Diane stellte sich auf die Zehenspitzen. »Tatsächlich«, sagte sie. »Schau, Oliver!«
Und da war er – ein Erdmensch, groß und braungebrannt von der ultravioletten Strahlung eines sonnigen Planeten; aber sein Gesicht hatte jetzt eine ärgerliche Röte angenommen. Er stand mit dem Rücken zur Böschung, umringt von einem Dutzend Niemands, alle flehend, klagend, schamlos um Hilfe bittend, um Nahrung – und es gab kaum etwas, um das sie nicht bettelten.
Sein goldenes Schild stach leuchtend aus dem Nebel; das Wort TOURIST war in seiner funkelnden Pracht eine Einladung an alle gemiedenen Niemands von Grendoon, denn nur ein Erdling konnte so tief sinken, daß er mit ihnen sprach.
Dazu verurteilt, im Dschungel nach Wurzeln zu wühlen und die Gefahren des Sumpfes, der Krankheit und der mächtigen Saprosaurier auf sich zu nehmen, lag des Niemands einzige Überlebenschance darin, einen Terraner zu finden, der ihm half.
Dieser Terraner aber tat des Guten zuviel. Er bot ihnen Geld an, was sinnlos war – wofür konnten sie es schon brauchen? Und schlimmer noch: er schlug in seiner Gereiztheit nach ihnen aus! Es brachte ihn beinahe auf ein und dieselbe Stufe mit den Niemands.
»Ich werde ihm wohl helfen müssen«, sagte ich.
Diane nickte.
Finsteren Blickes ging ich hinüber zu ihm. Die Niemands verflüchtigten sich vor mir wie Nebelschwaden. Sie flohen schließlich, wimmernd und klagend, als ich zu sprechen begann.
Noch immer verärgert, erwiderte er: »Danke. Sagen Sie, was für ein Ort ist das eigentlich?«
»Tut mir leid, daß Sie belästigt wurden. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf – schenken Sie ihnen keine Beachtung. Sie gehen von allein.
»Aber … Warum ?«
»Wir haben hier unsere eigenen Gepflogenheiten«, erklärte ich ihm.
»Hm!« Er sah mich gereizt an. Dann – das Gesicht aufgeblasen wie ein Fisch an Land – beschwerte er sich mit hoher, schriller Stimme: »Na, die Venus kann mir gestohlen bleiben. Was für ein Schwindel! Über neuntausend Piepen habe ich für diese Reise ausgegeben. Hätte ebensogut zum Mond fahren können.«
»Sie sind Urlauber?«
»So hieß es jedenfalls, als man mir das Ticket verkaufte«, murrte er.
»Tut mir leid.«
»Nun, es ist nicht Ihre Schuld«, bekannte er. Dann, nach einem kurzen Blick auf mein Gesicht, versuchte er, ein wenig freundlicher zu sein. »Sagen Sie«, meinte er zutraulich, »ist das hier der ganze Zauber? Ich meine, das Kommen des Wassers, und dann dieser Karnevalsgeist in der ganzen Stadt und überall, wie es das Reisebüro ankündigte?«
»Das ist alles.«
»Mann!« Er schüttelte reumütig den Kopf. »Aber gibt es da nicht – nun, ein Plätzchen, wo man sich ein bißchen mehr unterhalten kann? Ich bin Millionen Kilometer gereist. Ich habe jahrelang auf diesen Urlaub
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