10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
bettelten. Ich wußte ihnen nicht zu helfen, also ignorierte ich sie; wie vermutlich jeder andre auch.
Dann kam ich zu Albert Quayles Haus.
Gebläseanlagen teilten den Nebel zu rotierenden Schwaden. Ich konnte es durch einen matten Dunstschleier erkennen: es war ein pompöser Bau aus rötlichem Alublech, mit breiten, ausladenden Fenstern. – Eine große Sache für ein großes Tier; und ein solches war Albert Quayle.
Ich schritt den aschebestreuten Weg hinauf. Mir war, als wandelte ich in einem Ziergarten daheim auf der Erde.
Aus den Wänden ergoß sich über einen Sammeltank ein Strom heißen Wassers; er lief durch zementierte Becken und Rinnen und mündete in einem Kakteenwald.
Der Pfad stieg leicht an. Ich kam auf eine Brücke, die sich über ein Blumenbeet spannte. Unter mir schlängelte sich dampfend ein Bach dahin.
Bei einem so kostspieligen Aufwand konnte man Quayle schwerlich vorwerfen, daß er sich Gebläseanlagen leistete; was blieb ihm anderes übrig, wollte er dem Ganzen die Möglichkeit geben, auch gesehen zu werden.
Das Wasser fiel natürlich nicht vom Himmel; es kam aus dem Lufterneuerungssystem, und irgendwohin mußte es schließlich. Aber der Park, der Miniaturstrom, die Brücke – das kostete Geld.
Und das war es, was Quayle hatte; das und noch mehr … Diane!
Ich klingelte. Die Tür öffnete sich. Da stand sie.
Ich sah auf die Karte in meiner behandschuhten Rechten. »Frau Quayle?«
»Ja, das bin ich.«
»Ich suche einen Job.«
Eine Figur wie eine Sängerin in einem Nachtklub; Augen so trostlos wie die Tiefen der Hölle; Lippen, die auf tragische Weise einluden …
Ich riß meinen Blick von ihr los und zwang ihn zurück auf die Karte. »Ihr Mann – im Büro sagte man mir, er könne mir helfen.«
»Ihnen helfen?« Ihre Stimme war wie ein bitteres Schlummerlied. »Er hilft sich selbst. Aber er verschafft Ihnen einen Job, wenn es das ist, was Sie wollen …«
Und dann wußte ich, daß ich sie liebte. Und ich wußte, was das bedeutete. Denn schon zu diesem Zeitpunkt – kaum vierundzwanzig Stunden auf der Venus – wußte ich, wer Albert Quayle war … Nicht der Mann jedenfalls, der mit sich spaßen ließ, nicht hier in Grendoon, nicht, wenn man am Leben bleiben wollte.
*
Aber ich ließ mich trotzdem mit ihm ein. O ja! Ich nahm ihm das einzige weg, worauf er keinen Wert legte.
Diane ergriff meine Hand. Sie zitterte. »Oliver«, flüsterte sie, »Oliver! Sieh nur!«
»Ich weiß.«
»Dieser Dicke da – er arbeitete für Albert.«
»Ich weiß.«
»Er ist hinter uns her. Uns beiden! Oliver, ich hätte es nicht soweit kommen lassen dürfen. Es ist das Ende.«
»Ich weiß.«
»So hör doch auf mit deinem ›Ich weiß‹!« schrie sie.
Ich tätschelte ihre Hand durch den Stoff des Thermoanzugs, als Zeichen dafür, daß ich verstanden hatte. Sanft führte ich sie die Böschung entlang, hinunter zu der Stelle, wo die Menge am dichtesten war.
»Verzeih, Oliver«, flüsterte sie plötzlich. »Am liebsten würde ich ihn umbringen.«
»Du kannst es nur nicht.«
»Ich weiß, aber ich wünschte, ich könnte es. Wären wir bloß nicht konditioniert …!«
Ich sagte: »Vergiß es. Wir sind mit ihm fertig. Sobald deine Scheidung rechtskräftig ist, werden wir heiraten. Und damit hat es sich!«
Ich sah auf meine Uhr unter der durchsichtigen Hülle des Handschuhs. »Nur noch eine Stunde.«
»Oh, Oliver!«
Das war schon besser. Sie glich jetzt einer Braut, die mit zuckersüßem Lächeln über den Hochzeitskuchen auf die Tafel herabblickt.
Nur noch eine Stunde, dann wäre die vorgeschriebene Wartezeit um. Kaum zu glauben, aber es waren bereits elf Stunden vergangen, seitdem wir Quayle mit unserer Liebe konfrontiert hatten.
Beinahe frohgemut mischten wir uns unter die ausgelassene Menge. Es war ein Fest; die
Weitere Kostenlose Bücher