10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
…«
»Ich kann dir nicht helfen, Vince«, sagte ich.
Ich ließ ihn stehen, und er starrte mir nach, ein schäbiger Niemand, mit seinen Plattfüßen, der gekrümmten Haltung und einem Ausdruck von Entsetzen und Überraschung.
Zu Niemands spricht man nicht.
Aber tat dies einer dennoch, hatten sie gegen seine Hilfe nichts einzuwenden.
Und die einzig mögliche Erklärung für eine Verhaltensweise wie meine war zugleich die richtige: ich selbst stand im Begriff, ein Niemand zu werden.
Eine hohe, zutrauliche Stimme hinter mir sagte: »Was ist denn los, Kumpel? Als ich Sie das letzte Mal sah, schienen Sie mir vergnügter.«
Ich drehte mich um. Ich erblickte ein goldenes Schild, mit dem Wort TOURIST darauf.
Es war der Erdling, den ich drunten beim Loch getroffen hatte.
»Hallo«, sagte ich knapp.
*
Ein ungeheures Dröhnen sickerte durch den Nebel über unseren Köpfen. Mit heulenden Düsen sank ein Erdschiff herab auf die Landeplattform, wobei es einen Finger aus Feuer gegen die Venus richtete, wie um sie zu zerstören, und hierauf die Plattform mit Qualm und Flammen umschloß.
Und dann nahmen die Dinge von neuem ihren Lauf.
Es hatte sich eine Menge gebildet, wie immer, wenn eine Rakete eintraf. Ein großer, hagerer Kerl – mit dem gelben Thermoanzug vom Agrarsektor – rannte mich beinahe über den Haufen. Er nickte entschuldigend und drehte sich halb um.
»Hatschiiie!« nieste ich, und zugleich mit mir der Erdling – zwei mächtig laute Nieser. Der Aggie wirbelte herum. Sein Gesicht war vor Wut gerötet – oh, weit mehr, als es das Ärgernis rechtfertigte!
»Was ist los mit Ihnen?« herrschte er uns an.
Rasch sagte ich: »Tut mir schrecklich leid. Wirklich. Verzeihen Sie mir … uns«, fügte ich noch hinzu, obgleich der Erdling nicht viel zu verlieren hatte. Ich zog den Erdling mit mir fort.
Er sah mich an, seine Augen ein einziges großes Fragezeichen.
»Niespulver«, erklärte ich ihm sanft. »Was?«
»Um den Anschein zu erwecken, als schnitten wir hinter seinem Rücken Grimassen.«
»Was?«
»Tut mir leid, daß ich Sie in die Sache hineingezogen habe, aber das Schild wird Sie vor Schwierigkeiten bewahren. Das Beste ist, Sie lassen mich jetzt allein.«
Er starrte mich an, mit zweifelndem Blick und leicht geschürzten Lippen. »Hören Sie«, sagte er. »Ich bin hier nur ein Fremder, aber da komme ich, ehrlich gestanden, nicht mit. Warum das Niespulver?«
»Um mir Schwierigkeiten zu machen.«
»Schwierigkeiten …« Er überlegte, dann gestand er: »Ja, ich habe davon gehört. Ihr Venusier habt da eure eigenen Methoden. Andre als wir auf der Erde.«
»Richtig .«
»Keine Gewalt, wie?«
»Wir können es uns nicht leisten.«
Er nickte. »Ich weiß. Man erklärte es mir, damals im Reisebüro. Soll etwas mit der Konditionierung zu tun haben … Venus ist ein Frontplanet, und an der Front sieht es überall gleich aus. Jeder ist imstande, den anderen umzubringen. Besonders, wo heutzutage die Waffen so mächtig sind.«
»Hier müssen sie es sein, wegen der Saprosaurier. Aber nicht nur die Waffen.«
»Nein, ich weiß. Die Sprengstoffe. Die riesigen Maschinen, die einen zu Konfetti machen können … Und darum konditioniert man euch gegen jede Art von Gewalt, wie? Ganz gleich, was passiert, wenn man einmal die Konditionierung hinter sich hat, kann man niemand mehr umbringen. Und wenn wirklich einer drauf aus ist, einen anderen kaltzumachen …«
»Wird er selbst auf Eis gelegt.« Ich nickte. »Verstehen Sie? Genau das ist im Augenblick mit mir der Fall. Und jetzt bleiben Sie mir lieber vom Leibe …«
»Dunlap ist mein Name.«
»Wie Sie auch immer heißen mögen; ich möchte Sie nicht in Schwierigkeiten bringen.«
Ich drehte mich um und ließ ihn stehen. Die Welt war heiß und leer ohne Diane; ich wollte sie
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