10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
mit dem Rücksitz.
Er grinste mich schief an.
Aber ich fand keine Gelegenheit mehr, mich bei ihm zu entschuldigen, denn da setzten die Sprengungen wieder ein und verschluckten alle anderen Geräusche.
Als sich schließlich der Lärm gelegt hatte, fragte Dunlap angriffslustig:
»Was soll das Ganze?«
»Darin liegt der Grund, Dunlap.«
»In den Sprengungen? Der Grund wofür?«
»Für die Konditionierung. Jedermann ein Gigant. Das ist die Venus. Sicher haben Sie schon von den Saprosauriern gehört?«
»Den Saprosauriern?« Er nickte. »So eine Art intelligenter Echsen, wie? Aber nicht gerade dem Menschen wohlgesinnt. Leben irgendwo im Hinterland.«
»Die meiste Zeit. Nicht immer. Sehen Sie!« Ich wies auf die eingebauten Maschinengewehre des Wagens. »Sie sind notwendig, Dunlap. Ohne eine Menge Waffen ist man auf der Venus nicht sicher. Und dann die Mittel! Plutonium schuf das Loch. Die Venus war ein einziger Morast. Zum Großteil ist sie es noch. Aber ohne die atomaren Sprengmittel, die erst den Schlamm abfließen lassen, würden wir heute noch bis zum Hals im Dreck stecken.«
Heiser sagte er: »Im Wagen haben wir doch nichts von den Saprosauriern zu befürchten, oder?«
»Solange keiner auftaucht …«
»Oh!«
Vince Borton sprang für mich ein; es mußte ihm als Labsal erschienen sein, sich wieder mit jemandem unterhalten zu können. Eifrig sagte er: »Draußen auf den Feldern gibt es eine ganze Menge von ihnen. Nicht so viele bei Nacht. Sie kommen in den hellen Monaten, wenn der Nebel dicht ist.«
»Warum?«
»Sie haben eine Vorliebe für Messer«, erklärte Borton ihm. »In Wirklichkeit sind sie gar nicht so gescheit – ähneln mehr Gorillas, nur ein bißchen heller im Kopf. Aber sie sind gescheit genug, um einzusehen, daß Stahl härter ist als ihre Zähne und Klauen. Sie hatten nie das Feuer und sind auch gar nicht darauf versessen. Stahl ist ein anderes Kapitel. Sie brechen einen Wagen auseinander, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, nur um die zackigen Metallteile als Waffen zu gebrauchen.«
Langsam sagte Dunlap: »Aber – gut, zugegeben, ihr müßt euch bei all dem Plutonium gegen jede Art von Gewaltanwendung sichern und braucht Waffen zum Schütze gegen die Saprosaurier … Wie aber steht es mit dieser Sitte, einen zu Tode zu ignorieren?«
»Zu meiden«, berichtigte ich. »Auf Eis zu legen. Irgendeine Methode muß es ja geben, Dunlap. Die Gemeinschaft kann antisoziales Verhalten nicht dulden! Ja, wenn jemand meine Frau beleidigt, kann ich ihn noch nicht einmal ohrfeigen – ich wüßte nicht, wie. Die Gemeinschaft muß sich schützen gegen – gegen …«
»Gegen dich und mich«, sagte Vince kläglich.
*
Wir setzten Vince am Stadtrand ab und fuhren die Serpentinen hinauf zum Terra-Klub.
»Gott, ist es heiß hier!« jammerte Dunlap. »Eine schreckliche Hitze.«
»Sie sind aus eigenem Willen hierhergekommen.«
»Aber diese Hitze halte ich nicht aus!« Er war mürrisch und gereizt, weil ihm – und davon war ich überzeugt – die Aussicht auf das, was kommen würde, ganz und gar nicht behagte.
»Achten Sie auf den Weg«, wies ich ihn an. Vor uns glühten Lichter; pastellfarben und geisterhaft schwankten sie im Nebel. Ein Mann ragte aus dem Dunstschleier. Er sah mich an, dann durch mich hindurch und nickte Dunlap zu.
»So weit also …«, murmelte ich.
»Was?«
»Vergessen Sie es.« Aber es war ein harter Schlag für mich. Die Polizei hatte da andere Methoden als die Innungen: sie begnügte sich nicht damit, ein Protestschreiben aufzusetzen und es unter ihren Mitgliedern zu verteilen. Jetzt wurde ich von allen gemieden; in ganz Grendoon mußte man nun mein Bild im 3-D gesehen haben.
»Hier abbiegen, Dunlap«, sagte ich trostlos.
Das Zeichen im Nebel
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