10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
ich zu Boden.
Sehen Sie, das ist die Konditionierung. Die Muskeln sind alle da, nach wie vor, und das Hirn kann nach Mord und Totschlag sinnen; aber wird der Gedanke einmal zur Tat – und es braucht nicht gerade Mord zu sein, es genügt schon, wenn es sich um Gewalt in irgendeiner Form handelt –, dann setzt der Reflex ein. Stellen Sie sich eine Eiserne Jungfrau vor, die sich mit ihren Nägeln um Sie schließt. Oder einen epileptischen Anfall. Oder aber, Sie würden bei lebendigem Leibe gekocht. Verbinden Sie das alles.
Unglücklicherweise verlor ich nicht das Bewußtsein, wenn auch der Raum wild schlingerte und ich nichts anderes sehen konnte als eines Riesen gequältes Gesicht, wutentbrannt und hektisch gerötet, über dessen Nasenbein der Whisky lief.
Ein paar Minuten später stand ich mühsam auf.
*
Die Paare hatten rund um mich herum getanzt, aber nicht ein Fuß war meinem Körper nahe gekommen; jeder einzelne im Lokal mußte zugesehen und mitgehört haben, doch niemand ließ sich etwas anmerken. Die Musik spielte. Der Terra-Klub sprühte vor Ausgelassenheit und Lachen. Schwankend ging ich zurück zu unserem Tisch.
Vince Borton stand dort; er redete auf Dunlap ein – wahrscheinlich, um etwas von ihm zu erbetteln. Seine Augen aber lagen auf mir. Er zischte: »Du verdammter Narr! Was glaubst du, hast du eigentlich damit beweisen wollen?«
»Noch einen Scotch«, befahl ich heiser.
Dunlap schob eins von seinen Gläsern herüber. Er sah erschüttert drein. »Das war die Konditionierung?«
Ich nickte.
Vince sagte: »Du bist verrückt, Oliver! Komm, gehen wir weg von hier. Ich wollte dir eigentlich etwas sagen, aber …«
»Stellen Sie sich vor«, unterbrach ich ihn, »was passiert wäre, wenn ich versucht hätte, ihn umzubringen.«
»Keine Ahnung«, gab Dunlap zu.
»Es wäre mein eigener Tod gewesen.«
»Es hätte auch dein Tod sein sollen !« schnaubte Borton. (Und während wir brüllten, machte sich der Terra-Klub ringsum einen gemütlichen Abend.)
Ich sagte: »Vince, bitte … Laß mich in Ruhe.«
Plötzlich beruhigte er sich. »In Ordnung.« Dann, nachdenklich: »Hör mal. Komische Sache … Weißt du noch, wie du Quayle den Whisky ins Gesicht geschüttet hast?«
»Ja. Ich weiß.«
»Aber weißt du, was er tat?« Er nickte, zufrieden über mein ratloses Gesicht. »Er wollte auf dich losgehen*.«
»Aber daran ist doch sicherlich nichts komisch«, widersprach Dunlap.
»Nein? Wo Sie doch gerade sahen, was mit Oliver passierte?«
»Hm-m-m. Ich verstehe«, sagte Dunlap nach einer Sekunde, zuckte dann aber die Achseln. »Also gut«, meinte er. »Sie haben mich überzeugt. Sie haben sich mit voller Absicht darin eingelassen, um mir Ihren Standpunkt zu beweisen, also bleibt mir, schätze ich, nichts anderes übrig, als Ihnen recht zu geben. Was nun?«
»Helfen Sie mir, Dunlap.«
»Wie?«
»Als erstes möchte ich Diane finden. Ich muß es. Aber ich kann mit niemandem sprechen, also werden Sie wohl …«
»Nein, das ist gar nicht nötig«, unterbrach mich Borton. »Deshalb kam ich ja her – um Ihnen das zu sagen.«
»Mir was zu sagen?«
»Wo Diane ist.« Borton drehte seine schäbige Kapuze in den Händen. »Ich erfuhr es von einem anderen Niemand. Du weißt ja, wie das ist … Die Not macht einsam. Wenn irgendein Neuer auf Eis gelegt wird, erfahren es sofort alle anderen.«
»Und Diane?«
Er nickte. »Gemieden. Sie ist drüben beim Loch, auf einer kleinen Insel; und das Wasser steigt, und niemand will ihr helfen.«
*
Draußen im Freien sagte ich: »Jetzt ist er festgenagelt! Ich habe Quayle in der Hand!«
Der heiße Nebel hüllte uns alle ein, so wie die dampfende Haube in einem Frisiersalon. Dunlap schien Schwierigkeiten mit dem Atem zu haben. Nervös keuchte er: »Wovon ist eigentlich die
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