10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Messern. Das war vor fünfundzwanzig Jahren, daher. Damals versuchte man, mit den Saprosauriern Handel zu treiben.«
Dunlap räusperte sich. »Ich – äh – ich glaube, ich habe meine Brieftasche im Lokal vergessen. Wenn Sie einen Augenblick warten wollen … Ich bin gleich wieder zurück.«
Vince Borton starrte ihm nach. Dann – mit gesenkter Stimme, damit der nichts-hörende Portier auch wirklich nichts hören würde – fuhr er mich an: »Oliver, du Idiot! Was soll das ganze Lügengeschwafel?«
»Irrtum, Vince. Versteh mich nicht falsch. Es ist nur zum Teil gelogen. Ich weiß tatsächlich, wo die Formidable liegt – nur sind es keine fünfzehn Meter Schlamm, sondern hundertfünfzig, und Quayles eigener Tausend-Hektar-Stausee befindet sich jetzt oben darauf. Er wird die Ladung niemals bergen können. Aber die Messer, die wird er wollen, solange er glaubt, daß sie zu haben sind.«
»So? Warum hast du es dann dem Erdling erzählt? Und nicht Quayle?«
Ich trat zurück zum Eingang des Terra-Klubs. Der Lärm drinnen war laut, laut genug, um das ferne dumpfe Grollen der Explosionen fast zur Gänze zu ersticken. Aber ich konnte deutlich durch die doppelte Glastür sehen.
Sogar noch weiter: über das gedrängt volle Tanzparkett. Ich konnte sehen, wie sich jemand zu Albert Quayle herabbeugte, um ihm etwas zu sagen; ich konnte Quayles bestürzten Blick sehen, dann sein Mienenspiel, als sich der Ausdruck in seinem Gesicht wandelte. Habsucht leuchtete aus seinen Augen.
»Keine Sorge, Vince«, meinte ich sanft. »Quayle weiß jetzt Bescheid.«
*
Es war nicht weit bis zum Loch. Borton führte uns über die Serpentinen hinab zum Ufer. Wir waren schweigsam, insbesondere Dunlap.
Fackeln sahen wir keine mehr. Die meisten Leute hatten sich wieder nach Hause begeben. Nur noch vereinzelte Gruppen und Paare waren da, viele davon betrunken, alle unsichtbar im erstarrten Nebel. Das dickflüssige Wasser im Loch war bis zum Rand der Wege angestiegen.
»Hier geht’s runter!« Vince zeigte vom Pfad weg. Wir stapften hinein in den knöcheltiefen Schlamm. Das ferne Grollen der Explosionen war noch immer zu hören, weit, weit weg, am Horizont. Die Venus ist ein riesiger Planet, größer an Landfläche als vier Erden zusammengenommen. Es muß eine Menge gesprengt werden, und Plutoniumexplosionen erzeugen ein Geräusch, das weithin hörbar ist.
Aber über all dem fernen Lärm hörte ich noch etwas anderes. Eine dünne, zarte Stimme schnitt mir durchs Herz, rein und klingend wie eine Violinsaite. Da war sie, draußen in der Mitte des Lochs, Diane, unsichtbar, und schluchzte: »Helft mir! Helft mir! Das Wasser steigt immer höher …«
Und in Hörweite der Stimme befanden sich Leute, eine ganze Menge sogar, wenn auch die meisten heimgegangen waren – und sie hatten Boote mit, für den Fall, daß sie sie benützen wollten. Aber Diane existierte nicht für sie. Sie war Niemand. Ein Geist. Wenn jemand überhaupt wußte, daß sie lebte, so zeigte er es nicht.
»Dunlap. Beschaffen Sie mir ein Boot.« Er sah mich an.
»Los, Mann! Fragen Sie jemand – irgend jemand. Man wird Ihnen eines borgen, weil Sie das Schild tragen. Mit Borton oder mir würde keiner sprechen.«
Brummend stapfte er davon.
Kaum war er im Nebel verschwunden, sagte ich: »In Ordnung, Vince. Du weißt, was ich dir vor dem Klub gesagt habe. Tu es jetzt!«
»Oliver! Du bist verrückt! Weißt du, worauf du dich da einläßt?«
»Willst du dein ganzes Leben lang ignoriert werden?«
Er knurrte einmal und ging davon. Ich wußte, er hieß es nicht gut. Aber das machte nichts. Wichtig waren nur Diane und das Leben.
Da stand ich nun ganz allein im heißen, schwülen Nebel, mit Dianes fernem, herzzerreißendem Schluchzen. Ich wollte ihr Mut zurufen, aber ich
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