10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Filme aus seiner versteckten Kamera gesehen, bis zu jenem Augenblick, wo Clay gegen die Wand gestolpert war. Offensichtlich hatte er nicht erwartet, daß Clay sich heute früh zeigen würde. Aber als Clay grinsend hereinkam und ihm ein paar Briefe auf den Schreibtisch legte …!
Clay rechnete mit Vandermans Jähzorn. Offenbar harte Vanderman, reglos in seinem Stuhl sitzend, häßliche Gedanken gewälzt, und jetzt ergriff er, so wie es sich Clay vorgestellt hatte, die Peitsche und begann, damit zu spielen. Aber diesmal war es eine Stingaree-Peitsche.
»Guten Morgen!« Clay strahlte seinen verblüfften Chef freundlich an. Sein Lächeln fand keine Erwiderung. »Sie sollten sich diesen Brief an die kirgisischen Kovarzüchter ansehen! Wir könnten bestimmt zweitausend dieser verzierten Krummhörner absetzen …«
Das war der Moment. Vanderman sprang brüllend auf, schwang die Peitsche und knallte sie Clay quer übers Gesicht. Wahrscheinlich gibt es nichts, was derartige Schmerzen verursacht, wie solch eine Stingaree-Peitsche.
Clay taumelte zurück. Er hatte nicht geglaubt, daß es so qualvoll sein würde. Einen Augenblick lang fegte der Schock jeden anderen Gedanken aus seinem Hirn; nur blinde Wut blieb zurück.
Denk an das Auge !
Er dachte daran. Dutzende geübte Fachleute beobachteten alles, was er jetzt gerade tat. Er stand buchstäblich auf einer freien Bühne, umgeben von konzentrierten Beobachtern, die jeden Gesichtsausdruck notierten, jeden Muskelreflex, jeden Atemzug.
Im nächsten Moment würde Vanderman tot sein – aber Sam Clay würde nicht allein bleiben. Eine unsichtbare Zuschauermenge fixierte ihn mit kalten berechnenden Blicken aus der Zukunft. Eines war noch zu tun, und dann wäre die Sache vorüber. Vorsicht! Vorsicht! – während sie ihn beobachteten.
Die Zeit blieb für ihn stehen. Die Sache wäre vorüber!
Es war höchst eigenartig. Er hatte diese Kette von Ereignissen so oft durchdacht, daß sie sein Körper nun automatisch ausführte, ohne weitere Hinweise zu benötigen. Sein Körper taumelte unter der Gewalt des Hiebes zurück, und er starrte Vanderman in einem schockartigen Wutanfall an, bereit für seinen Griff nach dem Brieföffner, der offen am Tisch lag.
Das war es, was Sam Clay äußerlich und sichtbar tat. Aber innerlich durchlief Sam Clay eine Reihe völlig anderer Vorstellungen.
Die Sache wäre vorüber!
Und was dann?
Der Mörder in ihm stand wie festgenagelt, hilflos und überrascht; er blickte in eine vollkommen leere Zukunft. Niemals hatte er sich über das »Nachher« Gedanken gemacht.
Nach dem Tode von Vanderman gab es keine weiteren Pläne für sein Leben.
Aber jetzt – er hatte keinen Feind außer Vanderman. Wenn Vanderman tot war, worauf sollte er dann sein Leben aufbauen? Worauf hinarbeiten? Auch seine Stelle würde er verlieren.
Und er liebte seine Arbeit.
Plötzlich wußte er, wie sehr er sie liebte. Und er war imstande, sie auszuführen. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er einen Job gefunden, in dem er sich wirklich bewährte.
Man kann nicht anderthalb Jahre in einer neuen Umgebung leben, ohne auch neue Ziele zu gewinnen. Die Wandlung hatte sich unmerklich vollzogen. Er war ein guter Manager. Er hatte herausgefunden, daß auch er erfolgreich sein konnte. Um sich das zu beweisen, mußte er gar nicht erst Vanderman umbringen. Er hatte es sich bereits bewiesen, ohne dabei einen Mord zu begehen.
In dieser Periode statischer Zeit starrte er Vandermans knallrotes Gesicht an, und er dachte an Bea, und wie Vanderman ihn kennengelernt hatte – und er wollte eigentlich gar nicht zum Mörder werden.
Er wollte nicht, daß Vanderman starb. Es ging ihm auch nicht
Weitere Kostenlose Bücher