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10 Stunden auf der Jagd. Nur eine Plauderei

10 Stunden auf der Jagd. Nur eine Plauderei

Titel: 10 Stunden auf der Jagd. Nur eine Plauderei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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›Dreivierteltiere‹ bezeichneten und von denen sie den
    Mund sehr voll nahmen, dazu junge Häschen und endlich

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    wirkliche ›Meister Lampes‹, das mußte
    ich wohl glauben, da sie es versicher-
    ten.»Tun Sie mir nur den Gefallen«, er-
    mahnte mich Freund Brétignot, »keine
    tragende Häsin zu schießen. Das ist ei-
    nes Jägers unwürdig!«
    Tragend oder nicht, sapperment,
    wenn ich davon etwas gewußt hätte,
    ich, der ich ein Kaninchen nicht von
    einer Feldkatze – kaum in frikassier-
    tem Zustand – zu unterscheiden ver-
    stand.
    Endlich hatte Brétignot, dem es sehr am Herzen zu lie-
    gen schien, daß ich ihm Ehre machte, hinzugefügt:
    »Noch ein letzter Ratschlag, der wichtig sein kann falls
    Sie auf einen Hasen schießen.«
    »Das heißt, wenn einer vorüberkommt«, bemerkte ich
    etwas spöttelnd.
    »Das wird nicht ausbleiben«, antwortete Brétignot kühl.
    »Nun also, erinnern Sie sich in diesem Fall, daß der Hase
    infolge seines Körperbaus schneller bergauf als bergab
    läuft. Man muß das wegen der Richtung des Schusses be-
    rücksichtigen.«
    »Wie hübsch von Ihnen, mich darauf aufmerksam ge-
    macht zu haben, Brétignot«, erwiderte ich. »Dieser gute Rat
    soll nicht in den Wind gesprochen sein und ich werde ihn
    mir bestens zunutze zu machen wissen!«

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    Eigentlich dachte ich dabei freilich,
    daß ein Hase wahrscheinlich allemal
    viel zu schnell liefe, als daß mein tödli-
    ches Blei ihn dabei erreichen könnte.
    »Zur Jagd! Zur Jagd!« rief da Maximon, »wir sind nicht
    hier, um Debütanten vom Kinderstühlchen zu erziehen!«
    Ein schrecklicher Mensch; aber ich wagte nichts zu er-
    widern.
    Vor uns dehnte sich jetzt über Sichtweite hinaus zur
    Rechten und zur Linken eine weite, weite Ebene aus.
    Die Hunde waren schon ein Stück voraus. Ihre Herren
    hatten sich zerstreut. Ich machte die erdenklichsten An-
    strengungen, sie nicht aus dem Auge zu verlieren. Einmal
    marterte mich ein Gedanke, und zwar der, daß meine Jagd-
    kameraden, natürlich Faxenmacher wie alle, vielleicht Lust
    verspürten, mir einen Streich zu spielen, zu dem sie meine
    Unerfahrenheit im edlen Waidwerk
    verleiten konnte. Ich erinnerte mich
    dabei unwillkürlich an die ergötz-
    lichen Geschichte eines Novizen,
    den seine Freunde dazu brachten,
    auf ein Kaninchen aus Papierma-
    ché Feuer zu geben, das unter einem
    Busch Männchen machte und ganz
    friedlich auf eine kleine Trommel loshämmerte. Ich wäre als
    Opfer einer solchen Mystifikation vor Scham gestorben!
    Inzwischen irrte alles auf gut Glück umher, längs der
    Furchen des Felds, der Fährte der Hunde nach, um eine
    — 21 —
    kleine Anhöhe zu erreichen, die sich 2 bis 3 Kilometer wei-
    ter draußen erhob und deren Scheitel von niedrigen Bäu-
    men gekrönt war.
    Wie ich mich auch abmühte, die Übrigen, die mehr an
    unwegsamen Boden und Sturzacker gewöhnt schienen, ka-
    men doch schneller vorwärts als ich, so daß ich bald ziem-
    lich weit zurückblieb. Selbst Brétignot, der zuerst seine
    Schritte verlangsamte, um mich nicht ganz meinem trauri-
    gen Schicksal zu überlassen, hatte sich jetzt davongemacht,
    um die ersten Flintenschüsse nicht zu versäumen. Ich zürne
    dir deshalb nicht, Freund Brétignot! Dein Instinkt, der stär-
    ker war als deine Freundschaft, zog dich unwiderstehlich
    mit fort! . . . Und bald sah ich von meinen Genossen nichts
    mehr, außer die Köpfe, die wie ebensoviele Pik-As über die
    Büsche hervorguckten.
    Jedenfalls hatte ich bis jetzt, 2 Stunden nach dem Auf-
    bruch aus Hérissart, noch keinen Knall gehört – nein, nicht
    einen einzigen! Das mußte eine schöne üble Laune, man-
    ches Donnerrollen und manch schweres Unwetter geben,
    wenn die Jagdtaschen bei der Rückkehr noch ebenso mager
    waren wie beim Auszug!
    Nun – wird mir’s jemand glauben? – ich selbst war es,
    der dazu kam, den ersten Schuß abzugeben. Unter welchen
    Umständen, habe ich die Schande hier mitzuteilen.
    Soll ich’s denn gestehen? Mein Gewehr war noch nicht
    geladen. Aus Unachtsamkeit des Novizen? – Nein, es war
    eine Frage der Eigenliebe. Da ich befürchtete, mich bei die-

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    ser Operation als sehr ungeschickt zu erweisen, wollte ich
    damit warten, bis ich allein war.
    In Abwesenheit von Zeugen öffnete ich also mein Pul-
    verhorn und schüttete in den linken Lauf eine Ladung hin-
    ein, über die ein einfacher Papierpfropf zu sitzen kam; dar-
    über eine hübsche Menge Schrot, eher ein paar Körnchen
    zuviel

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