10 Stunden auf der Jagd. Nur eine Plauderei
nicht zu sagen,
»ein Volk«, denn das wäre mindestens ein äußerst vermin-
dertes Volk gewesen.
Es bestand nämlich aus nicht mehr als zwei
Rebhühnern. Macht nichts! Ich schoß ›in den
Haufen‹ hinein, und auch diesmal folgten
dem Knall meines Gewehrs gleich zwei andere
Schüsse. Pontcloué und Matifat hatten gleichzei-
tig ihr Pulver sprechen lassen.
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Eines der armen Tiere fiel herab. Das andere flog lustig
davon und ließ sich 1 Kilometer entfernt hinter einer Bo-
denerhebung nieder.
Du beklagenswertes Rebhuhn, welche Streitigkeiten
hast du ausgelöst! Welche Auseinandersetzungen zwischen
Matifat und Pontcloué! Jeder behauptete, der Urheber des
Mordes zu sein. Da gab’s ein Hin- und Herreden, verlet-
zende Bemerkungen, bedauerliche Anspielungen! Und wel-
che Ausdrücke! . . .
»Wucherer!«
»Er beansprucht alles für sich!«
»Zum Teufel mit den Leuten, die keine Scham im Leib
haben!«
»Das sei gewiß das letzte Mal, daß man miteinander
jagte!« Und dazu noch andere liebenswürdige Reden und
Gegenreden, die wiederzugeben sich meine Feder sträubt.
In Wahrheit krachten die Schüsse der beiden Herren
genau zur selben Zeit. Ihnen war zwar noch ein dritter
vorhergegangen, aber – darüber war ja kein Wort zu ver-
lieren – wäre es denkbar gewesen, daß ich jenes Rebhuhn
erlegt hatte? Urteilen Sie nur selbst . . . ein Schüler! . . .
In den Streit zwischen Matifat und Pontcloué glaubte ich
mich nicht einmischen zu sollen, nicht einmal mit der edel-
mütigen Absicht, zu vermitteln! Wenn ich nicht selbst re-
klamierte, dann lag das daran, daß ich von Natur schüch-
tern bin, und . . . nun, Sie kennen ja den Rest der Phrase.
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VII
Endlich war zur größten Befriedigung unserer Mägen die
Mittagszeit gekommen. Wir rasteten am Fuß eines Hügels,
im Schatten einer großen Ulme. Die Gewehre und die – lei-
der noch leeren – Jagdtaschen wurden an die Seite gelegt.
Dann frühstückten wir, um die seit unserem Aufbruch so
nutzlos verschwendeten Kräfte einigermaßen zu ersetzen.
Eine traurige Mahlzeit! Da gab’s ebensoviele Vorwürfe
wie Bissen! Schreckliches Land! . . . Eine hübsch gepflegte
Jagd! Die Wilddiebe richten sie zugrunde! . . . Man sollte die
Kerle, jeden an einen Baum aufhängen und ihnen ein Pla-
kat auf die Brust kleben, das ihre Schande bekanntmachte
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. . . Die Jagd wurde zur Unmöglichkeit! . . . Nach 2 Jahren
würde es hier kein Stück Wild mehr geben . . . Sollte man
nicht das Jagen irgendwann ganz verbieten! . . . Ja! . . . Nein!
. . . Und so kam die ganze Litanei von Jägern, die nichts er-
legt haben, zum Vorschein.
Da begann wieder der Streit zwischen Pontcloué und
Matifat, wegen des halben Rebhuhns, das jeder ganz bean-
spruchte. Die anderen mischten sich ein . . . ich befürchtete
schon, es würde noch zu Handgreiflichkeiten kommen.
1 Stunde später setzten wir uns noch einmal in Bewe-
gung – wohlgeatzt und ›angefeuchtet‹, wie man hier sagt.
Vielleicht waren wir vor dem eigentlichen Mittagessen
glücklicher! Welcher wahrhaftige Jäger vor dem Herrn be-
wahrt nicht immer noch ein wenig Hoffnung bis zum Ende,
wo er den ›Appell‹ der Rebhühner hört, die sich zusammen-
rufen, um die Nacht en famille zu verbringen.
Wir waren also wieder auf dem Marsch. Die Hunde,
in fast ebenso mürrischer Laune wie wir, trotteten voran.
Ihre Herren schimpften hinter ihnen
her mit schrecklichen Lauten, die dem
Kommando in der englischen Marine
glichen.
Ich folgte unsicheren Schritts. Ich
fing an, kreuzlahm zu werden. So leer
meine Jagdtasche auch war, drückte sie
mir doch auf die Nieren. Mein Gewehr
von ganz unglaublichem Gewicht ließ
mich mit Bedauern an meinen Spa-
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zierstock zurückdenken. Das Pulverhorn, der Schrotbeutel,
all diese belastenden Gegenstände hätte ich am liebsten ei-
nem der kleinen Bäuerlein übergeben, die mir mit spötti-
scher Miene nachliefen und fragten, wie viel ›Hühnervieh‹
ich schon abgewürgt hätte. Ich wagte es aus Eigenliebe nur
nicht.
So schlichen 2 Stunden, 2 tödliche Stunden dahin. Wir
hatten gut unsere 15 Kilometer in den Beinen. Eines wurde
mir immer klarer: daß ich von diesem vermaledeiten Aus-
flug viel eher eine Verkrümmung als ein Dutzend Wachteln
heimbringen würde.
Da, was gibt’s da für ein Geräusch, das mich wieder
weckt? Diesmal ist’s wirklich ein ganzes Volk Rebhühner,
das aus einem Gebüsch
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