10 Stunden auf der Jagd. Nur eine Plauderei
belacht wurden.
Ich mußte auch den Schraubstockhändedruck Matifats
aushalten, eines großen Erzählers zygenetischer Großtaten.
Er sprach nie von etwas anderem, und mit welchen Ausru-
fen, mit welchen Verzierungen! Den Schrei des Rebhuhns,
das Bellen des Hundes, das Krachen der Flinte – alles
brachte er an. »Peng! Peng! Peng!« – Drei ›Peng‹ für eine
Flinte mit zwei Läufen! – Und
dann die Gesten! – Eine Hand,
die hin und her fährt, um den
Zickzacklauf des Wildes anzu-
deuten; die Beine, die sich zu-
sammenbiegen, während der
Rücken sich krümmt, um siche-
rer zu zielen, der linke Arm, der
sich vorstreckt, während der rechte Arm sich an die Brust
heranzieht, um die Lage der Waffe deutlich zu machen! Hei,
da purzelte Haar- und Federwild nur so! Wie viele Hasen
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hatte er im Laufen erlegt! Er verfehlte kei-
nen! – Ich wäre in meiner Ecke bald durch
eine solche drastische Darstellung hinge-
würgt worden.
Nun mußte man erst Matifat mit seinem
Freund Pontcloué reden hören! Zwei Finger
von einer Hand! Doch das hinderte sie nicht,
sich die unliebenswürdigsten Redensarten an
den Kopf zu werfen, sobald einer dem andern ins Gehege
kam.
»Was ich für Hasen zur Strecke gebracht habe im letz-
ten Jahr«, sagte Matifat, während der wacklige Wagen die
Straße nach Hérissart hinrollte, »ja, was ich für Hasen erlegt
habe, das ließe sich gar nicht mit Zahlen ausdrücken.
»Jawohl, wie bei mir«, dachte ich bei mir.
»Und ich, Matifat«, antwortete Pontcloué. »Erinnerst
du dich, wie wir das letzte Mal in Aryveuves eine Treibjagd
hatten? Hei, da gab’s aber Rebhühner!«
»Ich sehe noch immer das erste, das die Ehre hatte, mir
vor die Flinte zu kommen.«
»Und ich das zweite, dem ich die Federn so gründlich
vom Leib blies, daß ihm nur noch die Haut über den Kno-
chen blieb.«
»Und jenes, das mein Hund partout nicht in der Furche
finden konnte, in die es doch rettungslos gefallen war!«
»Und das, welches ich das Glück hatte, auf 100 Schritt zu
schießen, und doch ohne Zweifel getroffen habe!«
»Und das andere, das ich mit meinen zwei Schüssen in
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die Luzerne habe fallen machen, das
mein Hund aber unglücklicherweise
auffraß!«
»Und
das
Volk, das gerade
aufflog, als ich
die Flinte wie-
der lud! – Brr! Brr! Oh, das war eine
Jagd, meine Herren, das war eine
Jagd!«
Was ich heraushörte, war eigentlich, daß von allen Reb-
hühnern Pontcloués und Matifats kein einziges in deren
Jagdtaschen gewandert zu sein schien. Ich wagte aber nicht,
etwas zu sagen, weil ich von Natur schüchtern bin gegenü-
ber Leuten, die von einer Sache mehr verstehen als ich. Und
doch, wenn es nur darum ging, ein Wild nicht zu treffen,
wahrlich, da hätte ich doch ebensoviel geleistet.
Die Namen der andern Jäger sind mir entfallen; wenn
ich nicht irre, war der eine bekannt unter dem Spitznamen
Baccara, weil er auf der Jagd »immer schoß und nimmer
traf«.
Nun, wer weiß, ob ich mir nicht auch diesen Beinamen
erwerben sollte? Nicht doch! Der Ehrgeiz stachelte mich
an. Ich hatte es eilig mit dem folgenden Tag.
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IV
Endlich kam er, der große Morgen. Aber das war eine Nacht
im Gasthof von Hérissart! Ein einziges Zimmer für acht
Mann! Und dieses erbärmliche Lager, wo man erfolgrei-
chere Jagden hätte anstellen können, als auf den reservier-
ten Terrains der Ge-
meinde. Da wimmelte
es von abscheulichen
Parasiten, von denen
die Hunde, die neben
den sogenannten Betten lagen, auch ihren reichlichen An-
teil erhielten, so daß sie sich die ganze Nacht mit den Pfoten
kratzten, daß der Fußboden zitterte.
Und ich Ahnungsloser hatte unsere Wirtin, eine alte Pi-
carde mit widerspenstiger Perücke, noch
gefragt, ob es in ihrem Schlafraum wohl
Flöhe gebe!
»Aber nein«, antwortete sie unbefangen,
»die würden doch von den Wanzen aufge-
fressen werden!«
Darauf hatte ich mich entschlossen,
völlig angekleidet auf einem krummbei-
nigen Stuhl zu schlummern, der bei je-
der Bewegung ächzte und knarrte. Aber
ich kam mir auch wie gerädert vor, als es
endlich Tag wurde.
Natürlich war ich als erster auf den
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Beinen. Brétignot, Matifat, Pontcloué, Duvauchelle und
ihre Gefährten schnarchten noch. Mich drängte es, ins
Freie zu kommen, wie alle unerfahrenen Jäger, die schon
mit der Morgenröte, sogar ohne gefrühstückt zu haben, ins
Zeug gehen wollen. Die Meister in der Kunst
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