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10 Stunden auf der Jagd. Nur eine Plauderei

10 Stunden auf der Jagd. Nur eine Plauderei

Titel: 10 Stunden auf der Jagd. Nur eine Plauderei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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belacht wurden.
    Ich mußte auch den Schraubstockhändedruck Matifats
    aushalten, eines großen Erzählers zygenetischer Großtaten.
    Er sprach nie von etwas anderem, und mit welchen Ausru-
    fen, mit welchen Verzierungen! Den Schrei des Rebhuhns,
    das Bellen des Hundes, das Krachen der Flinte – alles
    brachte er an. »Peng! Peng! Peng!« – Drei ›Peng‹ für eine
    Flinte mit zwei Läufen! – Und
    dann die Gesten! – Eine Hand,
    die hin und her fährt, um den
    Zickzacklauf des Wildes anzu-
    deuten; die Beine, die sich zu-
    sammenbiegen, während der
    Rücken sich krümmt, um siche-
    rer zu zielen, der linke Arm, der
    sich vorstreckt, während der rechte Arm sich an die Brust
    heranzieht, um die Lage der Waffe deutlich zu machen! Hei,
    da purzelte Haar- und Federwild nur so! Wie viele Hasen

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    hatte er im Laufen erlegt! Er verfehlte kei-
    nen! – Ich wäre in meiner Ecke bald durch
    eine solche drastische Darstellung hinge-
    würgt worden.
    Nun mußte man erst Matifat mit seinem
    Freund Pontcloué reden hören! Zwei Finger
    von einer Hand! Doch das hinderte sie nicht,
    sich die unliebenswürdigsten Redensarten an
    den Kopf zu werfen, sobald einer dem andern ins Gehege
    kam.
    »Was ich für Hasen zur Strecke gebracht habe im letz-
    ten Jahr«, sagte Matifat, während der wacklige Wagen die
    Straße nach Hérissart hinrollte, »ja, was ich für Hasen erlegt
    habe, das ließe sich gar nicht mit Zahlen ausdrücken.
    »Jawohl, wie bei mir«, dachte ich bei mir.
    »Und ich, Matifat«, antwortete Pontcloué. »Erinnerst
    du dich, wie wir das letzte Mal in Aryveuves eine Treibjagd
    hatten? Hei, da gab’s aber Rebhühner!«
    »Ich sehe noch immer das erste, das die Ehre hatte, mir
    vor die Flinte zu kommen.«
    »Und ich das zweite, dem ich die Federn so gründlich
    vom Leib blies, daß ihm nur noch die Haut über den Kno-
    chen blieb.«
    »Und jenes, das mein Hund partout nicht in der Furche
    finden konnte, in die es doch rettungslos gefallen war!«
    »Und das, welches ich das Glück hatte, auf 100 Schritt zu
    schießen, und doch ohne Zweifel getroffen habe!«
    »Und das andere, das ich mit meinen zwei Schüssen in

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    die Luzerne habe fallen machen, das
    mein Hund aber unglücklicherweise
    auffraß!«
    »Und
    das
    Volk, das gerade
    aufflog, als ich
    die Flinte wie-
    der lud! – Brr! Brr! Oh, das war eine
    Jagd, meine Herren, das war eine
    Jagd!«
    Was ich heraushörte, war eigentlich, daß von allen Reb-
    hühnern Pontcloués und Matifats kein einziges in deren
    Jagdtaschen gewandert zu sein schien. Ich wagte aber nicht,
    etwas zu sagen, weil ich von Natur schüchtern bin gegenü-
    ber Leuten, die von einer Sache mehr verstehen als ich. Und
    doch, wenn es nur darum ging, ein Wild nicht zu treffen,
    wahrlich, da hätte ich doch ebensoviel geleistet.
    Die Namen der andern Jäger sind mir entfallen; wenn
    ich nicht irre, war der eine bekannt unter dem Spitznamen
    Baccara, weil er auf der Jagd »immer schoß und nimmer
    traf«.
    Nun, wer weiß, ob ich mir nicht auch diesen Beinamen
    erwerben sollte? Nicht doch! Der Ehrgeiz stachelte mich
    an. Ich hatte es eilig mit dem folgenden Tag.

    — 14 —
    IV
    Endlich kam er, der große Morgen. Aber das war eine Nacht
    im Gasthof von Hérissart! Ein einziges Zimmer für acht
    Mann! Und dieses erbärmliche Lager, wo man erfolgrei-
    chere Jagden hätte anstellen können, als auf den reservier-
    ten Terrains der Ge-
    meinde. Da wimmelte
    es von abscheulichen
    Parasiten, von denen
    die Hunde, die neben
    den sogenannten Betten lagen, auch ihren reichlichen An-
    teil erhielten, so daß sie sich die ganze Nacht mit den Pfoten
    kratzten, daß der Fußboden zitterte.
    Und ich Ahnungsloser hatte unsere Wirtin, eine alte Pi-
    carde mit widerspenstiger Perücke, noch
    gefragt, ob es in ihrem Schlafraum wohl
    Flöhe gebe!
    »Aber nein«, antwortete sie unbefangen,
    »die würden doch von den Wanzen aufge-
    fressen werden!«
    Darauf hatte ich mich entschlossen,
    völlig angekleidet auf einem krummbei-
    nigen Stuhl zu schlummern, der bei je-
    der Bewegung ächzte und knarrte. Aber
    ich kam mir auch wie gerädert vor, als es
    endlich Tag wurde.
    Natürlich war ich als erster auf den

    — 15 —
    Beinen. Brétignot, Matifat, Pontcloué, Duvauchelle und
    ihre Gefährten schnarchten noch. Mich drängte es, ins
    Freie zu kommen, wie alle unerfahrenen Jäger, die schon
    mit der Morgenröte, sogar ohne gefrühstückt zu haben, ins
    Zeug gehen wollen. Die Meister in der Kunst

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